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10.02.2023

16:49

Weltwirtschaftsforum

Nur so viel arbeiten wie nötig? Das sagen CEOs zu „Quiet Quitting“

Von: Hannah Krolle

Dienst nach Vorschrift statt massenweise Überstunden? Was die Ursachen von „Quiet Quitting“ sind – und wie Chefs Bindung mit ihrem Team aufbauen können.

Junge Angestellte am Handy im Büro DEEPOL by plainpicture

Quiet Quitting statt Überstunden

Nur knapp vier von zehn jungen Angestellten im Homeoffice wissen genau, was von ihnen erwartet wird, zeigt eine Studie des US-Marktforschungsinstituts Gallup.

Davos Nur so viel arbeiten, wie im Arbeitsvertrag steht, und dafür mehr Zeit für andere Dinge haben – der US-Trend des „Quiet Quitting“ war beim Weltwirtschaftsforum in Davos ein Thema.

CEOs renommierter Konzerne, darunter Anjali Sud, Chefin der Videoplattform Vimeo, und der renommierte US-Organisationspsychologe Adam Grant, sind überzeugt: Der Arbeitsmarkt muss sich fundamental wandeln, um Menschen der jüngeren Generationen nicht zu verlieren.

Was bedeutet „Quiet Quitting“?

Der Begriff „Quiet Quitting“ kann je nach Definition viele Ausprägungen haben. Gemeint ist die Einstellung von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, nur noch das Nötigste zu leisten, etwa weil sie sich von ihrem Unternehmen abgekoppelt fühlen oder keinen Sinn ihrer Tätigkeit erkennen.

Anderen Definitionen zufolge bedeutet „Quiet Quitting“, lediglich klarere Grenzen am Arbeitsplatz zu setzen oder aber nur so viel zu tun, um eine Kündigung zu vermeiden.

Vor allem in den sozialen Netzwerken verbreitete sich der Trend zu Beginn der Coronapandemie schnell. Gerade junge Menschen der Generation Z erwarten mehr Flexibilität und Sinnhaftigkeit ihrer Arbeit. Laut einer im September veröffentlichten Studie des US-Marktforschungsinstituts Gallup sieht etwa die Hälfte der Arbeitnehmer in den USA diese Sinnhaftigkeit nicht.

Der Anteil der engagierten Mitarbeiter unter 35 Jahren sank von 2019 bis 2022 um sechs Prozentpunkte, zeigt die Erhebung. Bei jüngeren Arbeitnehmern ist der Anteil derer, die sich in ihrer Entwicklung unterstützt und in der Lage fühlen, sich am Arbeitsplatz weiterzuentwickeln, um zehn Prozentpunkte gesunken. Nur weniger als vier von zehn jungen Angestellten im Homeoffice wissen genau, was von ihnen erwartet wird.

„Quiet Quitting“ ist nicht neu, aber es gibt neue Wege, ihm vorzubeugen

Laut Organisationspsychologe Grant ist das Phänomen des „Quiet Quitting“ nicht neu. Menschen, die nicht in der Lage waren, zu kündigen oder ihre Situation am Arbeitsplatz zu verbessern, begannen schon immer, Fragen nach dem Sinn der eigenen Arbeit zu stellen, sagte er. Neu aber seien die Möglichkeiten der Arbeitgeber, mit ihren Angestellten emotionale Bindungen aufzubauen – um dem Bedürfnis nach Abkopplung vorzubeugen.

Vimeo-Chefin Sud fordert neue Formen der Kommunikation im Unternehmen. Managerinnen und Manager müssten umgeschult werden, um mit Angestellten in einer digital vernetzten Welt neue Bindungen aufbauen zu können. „Die meisten Führungskräfte fühlen sich dazu nicht in der Lage“, sagt sie. Vimeo baut als Software-as-a-Service-Dienstleister unter anderem Videoplattformen für Unternehmen auf.

Videokonferenzen und E-Mails genügten nicht, um die Mitarbeiter wirklich zu erreichen, sagt sie. Sud rät Führungskräften, Videobotschaften zu senden, anstatt E-Mails zu schreiben, die von den Mitarbeitern „ohnehin nicht gelesen werden“.

Grant spricht sich dafür aus, die Teams in Unternehmen neu zu strukturieren. Er rät, nicht mehr nach Jobs zu kategorisieren, sondern nach Qualifikation. Die Angestellten sollten auch an Projekten anderer Abteilungen arbeiten können – unabhängig von ihrer Position im Unternehmen.

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