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31.01.2023

15:30

Gastkommentar

Top-Talente fordern Arbeitgeber, die Haltung zeigen

PremiumIn Zeiten des Arbeitnehmermangels setzen High Potentials Ansprüche durch. Dazu gehört, dass CEOs sich für gesellschaftliche Themen engagieren, meinen Anahita Thoms und Laura Bornmann.

Anahita Thoms ist Partnerin bei Baker McKenzie und leitet dort die Außenhandelspraxis sowie das Diversity & Inclusion Komitee. Laura Bornmann ist Managing Director bei der Bildungsplattform Startup Teens und der Personalberatung GenZ Talents. PR, Getty Images

Die Autorinnen

Anahita Thoms ist Partnerin bei Baker McKenzie und leitet dort die Außenhandelspraxis sowie das Diversity & Inclusion Komitee.

Laura Bornmann ist Managing Director bei der Bildungsplattform Startup Teens und der Personalberatung GenZ Talents.

Lange Zeit konnten sich CEOs gesellschaftspolitisch zurückhalten und sich ausschließlich um ihr Geschäft kümmern. Dies hat sich grundlegend verändert, was in einer gesellschaftlichen Erwartungshaltung zum Ausdruck kommt: Menschen mit Einfluss – so die immer lauter werdende Forderung – sollen sich klarer positionieren und Haltung zu den großen Herausforderungen unserer Zeit zeigen.

Sie sollen Position beziehen zu Klimawandel, Menschenrechtsverletzungen, Krieg, zu Diversität, Nachhaltigkeit, Armut und vielem mehr. Warum? Weil sie durch ihre Position den gesellschaftspolitischen Diskurs entscheidend mitlenken können.

Aber nicht nur das: Den CEOs wird zugetraut, dass sie einen wichtigen Beitrag zur Lösung dieser Menschheitsfragen leisten können – entstehen doch die großen, disruptiven Innovationen vor allem in den Unternehmen.

„Die Gesellschaft“ umfasst dabei sowohl Shareholder als auch Stakeholdergruppen wie Kunden, Geschäftspartner, Gewerkschaften und Mitarbeiter. Dass Kunden heute nicht mehr nur Preis und Qualität in ihre Kaufentscheidung einbeziehen und Aktionäre viel stärker auf Reputation und CSR-Engagement achten, wurde bereits hinlänglich diskutiert.

Noch zu häufig wird aber eine in Zeiten des Fachkräfte- und Arbeitnehmermangels zentrale Perspektive unterschätzt, nämlich die der Mitarbeiter. Durch den demografischen Wandel stehen den Unternehmen immer weniger Arbeitskräfte zur Verfügung, was dazu führt, dass Top-Talente immer höhere Ansprüche an ihren Arbeitgeber durchsetzen können.

Talente suchen Unternehmen, deren Haltung mit ihrer eigenen übereinstimmt

Dabei ist ein gutes Gehalt längst nicht mehr wichtigstes Kriterium bei der Arbeitgeberwahl. Neben Komponenten wie Kultur und Führung ist Menschen heute vor allem eines wichtig: Unternehmen und Entscheider, die auch in unsicheren und politisch angespannten Zeiten wie diesen Sinn und Orientierung geben, Stellung beziehen, Verantwortung übernehmen, ja: Haltung zeigen.

>> Lesen Sie hier: Zwei Millionen Stellen in Deutschland bleiben unbesetzt

Arbeitnehmer formulieren den Anspruch, dass die eigenen Werte mit denen des Unternehmens kongruent sind. Sie fordern nahbare und authentische CEOs, die auch auf sozialer und gesellschaftspolitischer Ebene nicht nur reden, sondern auch machen. Diese Kriterien sind es, nach denen mehr und mehr Arbeitnehmer heute entscheiden, ob ihre Arbeitszeit gut investiert ist und ob es sich lohnt, jeden Morgen aufzustehen und alles zu geben.

Dabei ist eines klar: Sich öffentlich zu positionieren ist ein Balanceakt und erfordert Fingerspitzengefühl – gerade in digitalen Zeiten, in denen ein Shitstorm den nächsten jagt und Hasskommentare, Boykottaufrufe und Greenwashing-Vorwürfe keine Seltenheit mehr sind.

Der twitternde CEO kann Kunden verprellen und Mitarbeitende verärgern. Der mitteilsame CFO kann durch eine falsche Formulierung auf LinkedIn dem Unternehmen schaden.

Das Personal Branding des CEO hat entscheidenden Einfluss auf das Image des Unternehmens

In Zeiten einer zunehmenden Polarisierung birgt jede öffentliche Aussage Risiken mit Blick auf die Unternehmensreputation. Das ist vielen Entscheidern bewusst, und deshalb sagen sie oft lieber gar nichts.

Das ist einerseits nachvollziehbar. Andererseits bleiben dadurch Chancen ungenutzt. Dies wird sich als immer weniger durchhaltbar und nachhaltig erweisen.

2023 brauchen wir mehr Entscheider, die authentisch, couragiert und bereit sind, Haltung zu zeigen – auch öffentlich. Ihnen sollte bewusst sein, dass ihr Personal Branding im digitalen Zeitalter einen wesentlichen Einfluss auf die Arbeitgebermarke ihres Unternehmens hat.

Wozu sie Stellung nehmen und wie sie sich positionieren, trägt entscheidend dazu bei, ob sie in Zukunft noch Top-Talente für sich gewinnen können oder nicht. Sie sollten moderne Kommunikationskanäle nutzen, sich kontroversen Diskussionen stellen und andere Meinungen aushalten.

Immer noch unterschätzen einige CEOs diese neue Art der Kommunikation. Jene, die ihr in ihrem Arbeitsalltag jedoch Raum geben und Haltung zu den wichtigen Herausforderungen unserer Zeit zeigen, nehmen eine entscheidende Weichenstellung im Kampf um die besten Talente vor.

Die Autorinnen:
Anahita Thoms ist Partnerin bei Baker McKenzie und leitet dort die Außenhandelspraxis sowie das Diversity & Inclusion Komitee.
Laura Bornmann ist Managing Director bei der Bildungsplattform Startup Teens und der Personalberatung GenZ Talents.

Mehr: Wie sieben erfolgreiche Chefs die aktuelle Krise meistern

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