14.05.2022
11:14
Bares wird Rares: Die Bundesbürger nutzen weniger Cash. Eine Imagekampagne wäre angebracht, etwa für „Slow Money“ – oder eine spitzere Zielgruppe.
Der Autor
Tillmann Prüfer ist Mitglied der Chefredaktion des „Zeit-Magazins“.
Ich höre immer wieder, dass das Bargeld auf dem Rückzug ist, denn mit Bargeld gibt es immer wieder Ärger. Zum Beispiel wird es gern zur Geldwäsche benutzt. Und es wird auf dem Schwarzmarkt verwendet. Wer mit einem Geldschein zahlt, der muss ja nicht transparent machen, wo er diesen herhat, und es bleibt auch im Dunklen, wohin er geht.
Man weiß gar nicht, ob es so einen Geldschein überhaupt gibt. Man kann einen Koffer mit Geld unter dem Bett liegen haben, und niemand muss davon wissen. Damit ist Bargeld in etwa so flexibel einsetzbar wie der Bitcoin. Und man muss dafür nicht einmal ins Internet.
Eine Befragung des Instituts Statista hat nun ergeben, dass im Jahr 2020 noch 84 Prozent aller Befragten mit Bargeld bezahlt haben – während es heute nur noch 72 Prozent sind. Ein Rückgang von zwölf Prozentpunkten in zwei Jahren. Die Leute benutzen Kreditkarten, Debitkarten oder mobile Zahlungsmethoden wie Paypal.
Man fragt sich, wie lange die Bundesdruckerei bei dieser mangelnden Nachfrage noch leisten kann, weiterhin Bargeld zu drucken. Wenn es so weitergeht, wird in sechs Jahren weniger als die Hälfte der Deutschen noch bar zahlen. Und wenn man Pech hat, sind das dann vielleicht nun noch jene, die kaum Geld haben.
Jetzt die besten Jobs finden und
per E-Mail benachrichtigt werden.
Man hört es ja immer wieder, dass zum Beispiel auch Printmedien es schwer haben, sich gegen die digitale Konkurrenz zu behaupten. Aber es gibt durchaus Dinge, die man tun kann. Man sollte am Image des Bargelds arbeiten, etwa mit einer Kampagne, die das Besondere, das Ästhetische, Haptische der Geldscheine herausstellt, ich fände auch den Claim „Slow Money“ ganz schön.
Ich habe neulich gelesen, dass es bei der Bundesbank ein Analysezentrum für beschädigtes Geld gibt. Man kann dort zerrissene, verschimmelte und angebrannte Noten hinschicken und bekommt sie ersetzt. Sogar Geld, das von einer Kuh aufgefressen und wieder ausgeschieden wurde, oder Geldscheine, die versehentlich in einen Aktenvernichter geraten sind.
Wer macht so etwas mit verlorenen Bitcoin? Etwa jeder fünfte Bitcoin soll verloren gegangen sein, etwa weil Speichermedien Daten verloren gingen oder die Zettel mit Schlüsselphrasen. Manche sollen auf diese Weise Hunderte von Millionen von Dollars verloren haben. Wer hilft diesen armen Menschen?
Der Bitcoin soll ja gleichfalls eine neue Lieblingswährung der kriminellen Elemente auf der Welt sein. Ich meine, dass dieses viel gescholtene kriminelle Milieu eine Zielgruppe ist, die trotz all der berechtigten Vorbehalte interessant sein kann. Kryptowährungen verbrauchen sehr viel Strom, da ist Bargeld eine umweltfreundliche Alternative. Wer sagt, dass Kriminelle kein Ökogewissen haben? Spätestens, wenn man einen der bei der Geldwäsche verblassten Scheine wieder ersetzt bekommt, weiß man, was man am Papiergeld hat.
Auf tippen, dann auf „Zum Home-Bildschirm“ hinzufügen.
Auf tippen, dann „Zum Startbildschirm“ hinzufügen.
×