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14.01.2023

16:08

Prüfers Kolumne

Laubbläser gegen Weihnachtsbäume

Von: Tillmann Prüfer

Nach den Preissteigerungen im Weihnachtsgeschäft beginnt eine Zeit der Sonderangebote. Für Fernseher etwa oder Laubbläser. Das würde wiederum ein Neujahrsproblem lösen.

Handelsblatt: Prüfers Kolumne

Der Autor

Tillmann Prüfer ist Mitglied der Chefredaktion des „Zeit-Magazins“.

Ich habe in der „Welt am Sonntag“ gelesen, dass jetzt, genau jetzt ein guter Zeitpunkt wäre, einen Fernseher zu kaufen. Fernseher sind im Januar günstiger als im November. Denn wer einen Fernseher brauchte, hat ihn schon im Vorweihnachtsgeschäft gekauft.

Doch falls man nicht das Glück hatte, im Nach-Thanksgiving-Geschäft genau am Black Friday im richtigen Geschäft vor dem richtigen Gerät zu stehen, dann hat man für den Fernseher ziemlich viel gezahlt. Der Grund dafür ist – wenig überraschend –Weihnachten, das große Fest des Fernsehschenkens.

Es wäre übrigens auch ein guter Moment, um einen Laubbläser zu erwerben. Laubbläser sind im Januar zehn Prozent günstiger als etwa im September. Zehn Prozent! Das bedeutet: Wenn man nun im Fachhandel zehn Laubbläser kauft, bekommt man noch einen elften dazu. Was würde man wohl mit elf Laubbläsern anfangen? Es ist nun gerade wenig Laub da.

Und die Weihnachtsbäume sind auch schon abgeräumt. Man hätte sonst damit die Kerzen am Lichterbaum ausblasen können. Und wenn der Weihnachtsbaum Feuer gefangen hätte, hätte man den Laubbläser auch als Wohnungsbrand-Ausbläser hernehmen können. Ich weiß nicht, ob man mit einem einzelnen Laubbläser ein züngelndes Feuer löschen kann – aber mit elf?

Abgesehen davon, dass in den meisten Wohnzimmern inzwischen LED-Birnen statt Kerzen am Baum flackern, stehen die Bäume auch gar nicht mehr im Wohnzimmer, sondern auf der Straße. Dort sollen sie von der Müllabfuhr mitgenommen werden. Oft klappt das eher leidlich, weil die Müllabfuhr kommt, wenn der Baum nicht da ist, oder der Baum erst kommt, wenn die Müllabfuhr schon weg ist. Und dann liegen sie da. Die Bäume natürlich.

Lesen Sie hier weitere Kolumnen von Tillmann Prüfer:

In Großstädten wie Berlin könnte man meinen, das Weihnachtsbaumablegen sei eine ebenso liebgewonnene Tradition wie das Weihnachtsbaumaufstellen. Überall sind die Gassen herrlich mit liegendem Nadelgehölz geschmückt, in denen die Tiere der Straße, Ratten etwa, Unterschlupf vor dem Winter finden.

Die Christbäume liegen leider erst nach dem Jahreswechsel dort, würden sie schon zum 31. Dezember abgelegt, könnten die Jugendlichen der Stadt sie zu Silvester anzünden. Damit könnte man auch jede Menge Böller sparen, die ja sehr umstritten sind. Ich nehme an, die Überreste brennender Fichten könnte man an Neujahr leicht entsorgen. Vielleicht ließen sie sich auch mit einem Laubbläser einfach wegblasen. Oder elf.

Auch daraus könnte ein schöner Brauch werden: das Sauberpusten der Straßen zu Jahresbeginn. Dann allerdings werden wiederum die Preise für Laubbläser im Januar steigen. Ich würde mir dann doch lieber einen Fernseher kaufen.

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