Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Chat-Software wöchentliche Kolumnen verfassen kann. Ich habe mit der Künstlichen Intelligenz über mich gesprochen – und womöglich meinen Job gerettet.
Der Autor
Tillmann Prüfer ist Mitglied der Chefredaktion des „Zeit-Magazins“.
Es wird zurzeit sehr viel über die Chat-Software ChatGPT gesprochen, die ihrerseits zu allerlei Themen sprechfähig ist und in Sekundenschnelle Texte über alles Mögliche verfassen kann. Sie ist eine Schöpfung des Softwareunternehmens Open AI, an dem auch Elon Musk beteiligt ist.
Die Software ist mit Wissen und Texten aus aller Welt gefüttert worden. Es wird schon diskutiert, wessen Job künftig von dem Programm übernommen werden könnte. Denn alles, was man auf einer Tastatur tippen kann, tippt ChatGPT schneller und besser. Sie wird, keine Frage, bald auch Kolumnisten ersetzen können.
Ich wollte dieses Programm ausprobieren, ich möchte ja wenigstens wissen, wer mir meinen Job wegschnappt. Ich tippte also in die Chat-Zeile: „Schreibe eine Kolumne im Stil von Tillmann Prüfer“. Nach wenigen Sekunden präsentierte mir ChatGPT einen Text:
„Als Menschen waren wir schon immer vom Konzept der Zeit fasziniert. Wir messen es, wir versuchen es zu kontrollieren, und wir haben oft das Gefühl, dass es uns entgleitet. Aber was ist eigentlich Zeit? Ist es nur ein menschliches Konstrukt oder steckt mehr dahinter? Um es mit den Worten des großen Physikers Albert Einstein zu sagen: ,Zeit ist das, was Uhren messen’. Dies mag wie eine einfache Aussage erscheinen, aber es enthält eine tiefe Wahrheit. Zeit ist keine absolute, unveränderliche Größe.“
Das war sicherlich richtig. Aber war das eine Kolumne in meinem Stil? Ich fragte mich, wie die AI darauf gekommen war, und tippte: „Was weißt du über Tillmann Prüfer?“ Das Programm informierte mich, das es ein Sprachmodell sei, nicht die Möglichkeit habe, das Internet zu durchsuchen und deshalb auch nichts zu Tillmann Prüfer sagen könne, es tue ihm leid. Das klang fast etwas pampig.
Na ja, ich finde, im Internet recherchieren zu können, wäre schon hilfreich, wenn man Kolumnen schreiben möchte. Ich fragte das Sprachmodell, wie es denn dazu kam ,einen Text über Zeit zu schreiben, als es nach Tillmann Prüfer gefragt’ worden sei.
Die AI antwortete: „In diesem Fall wurde ich gebeten, eine Kolumne im Stil von Tillmann Prüfer zu schreiben, aber ich habe keine Informationen über Tillmann Prüfer oder seinen Schreibstil. So habe ich mit meinem Allgemeinwissen und dem mir antrainierten Sprachstil eine Kolumne zum Thema ,Zeit’ generiert. Ich entschuldige mich, wenn der resultierende Text nicht dem Schreibstil von Tillmann Prüfer entspricht.“
Das klang nun etwas passiv-aggressiv, reichlich genervt. Ich stellte noch ein paar Nachfragen, aber das Programm antwortete mit Fehlermeldungen oder dem Hinweis, gerade sei leider zu viel los, ich solle es später wieder versuchen. Es hat mich regelrecht abgewimmelt. Es wollte offenbar keine weiteren Kolumnen im Stil von Tillmann Prüfer schreiben. Ich glaube, ich habe gerade meinen Job gerettet.
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