Die Aufmerksamkeitsspanne von Arbeitskräften ist wahnsinnig kurz. Wussten Sie, dass Elon Musk Sachen von Twitter versteigert? Ach, die Maskenpflicht im Büro fällt. Eine Kolumne.
Der Autor
Tillmann Prüfer ist Mitglied der Chefredaktion des „Zeit-Magazins“.
Ich habe erfahren, dass normale Büroarbeiter nur 70 Sekunden bei einer Sache bleiben können. Wenn sie auf ihrem Bildschirm mit einem Projekt beschäftigt sind, arbeiten sie nicht etwa stundenlang daran, wie sie selbst meinen, sondern gerade mal ein bisschen mehr als eine lausige Minute.
Länger schaffen sie es nicht, bevor sie sich beispielsweise ihren E-Mails zuwenden und gucken, ob ihnen nicht irgendwer geschrieben hat oder – in etlichen Büros ist erst in diesen Tagen die Maskenpflicht auf den Gängen abgeschafft worden, das muss man sich mal vorstellen.
Im Flugzeug ist es schon seit Monaten wieder total üblich, ohne Maske neben jemandem zu sitzen, seit Kurzem ist auch die Maskenpflicht im Fernverkehr aufgehoben. Aber noch immer scheint das Gefährlichste, was einem offenbar passieren kann, das eigene Kollegium, was einem auf dem Gang entgegenkommt, aber das hatte man schon irgendwie geahnt, oder?
Elon Musk lässt gerade allerlei Kunstwerke und Designgegenstände aus dem Firmensitz von Twitter versteigern. Darunter auch eine Statue des blauen Twitter-Vogels, die schon früh für etwa 16.000 Dollar gehandelt wurde. Ist das der Anfang vom Ende in einem Tech-Unternehmen? Wenn die Kunst von der Wand genommen wird? Was macht man dann in einem normalen Büro in Deutschland, in dem das einzige Ding an der Wand der Erste-Hilfe-Kasten ist?
Dass die Aufmerksamkeitsspanne so kurz ist, wird von Wissenschaftlern mit den vielen Kanälen erklärt, auf denen uns mittlerweile Informationen erreichen. Man hat da E-Mail und SMS, WhatsApp, Telegram und natürlich Slack am Start. Dazu kann man auf Instagram und LinkedIn checken, und dann sind da noch allerlei Websites, die regelmäßig Aufmerksamkeit erfordern.
Früher hätte es bestimmt mehr Grund gegeben, im Büro eine Maske zu tragen. Vor Corona, in Zeiten der guten alten Anwesenheitsdisziplin war es eigentlich selbstverständlich, ins Büro zu kommen. Auch wenn man irgendwie krank war. Es galt als Beweis besonderer Härte gegen sich selbst.
Natürlich hat man dabei etwa vier andere Kollegen angesteckt, die dann auch Gelegenheit hatten, ihre besondere Härte gegen sich selbst zu beweisen. Damals hätte man dringend einen Mundschutz gebraucht, aber heute? Heute sind doch alle im Homeoffice.
Das mit der kurzen Aufmerksamkeitsspanne der Menschen hängt übrigens damit zusammen, dass das Gehirn immer eine neue Information als besonders wertvoll erkennt und sich ihr deswegen automatisch zuwendet. Auch wenn man damit eine eigentlich viel wichtigere Sache unterbricht. Eine Kolumne etwa. Das führt dazu, dass Leute das Gefühl haben, sie hätten den ganze Tag tausend Sachen gemacht, Stress gehabt und seien trotzdem mit nichts fertig gew…
Auf tippen, dann auf „Zum Home-Bildschirm“ hinzufügen.
Auf tippen, dann „Zum Startbildschirm“ hinzufügen.
×