Das Forschungsministerium ist bei der Innovationsförderung zu zögerlich. Auslagerungen an Agenturen mit klarer Aufgabenstellung wären förderlich, findet Dietmar Harhoff.
Batteriezellen-Forschung
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung geht oftmals auf Nummer sicher.
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Das deutsche Innovationssystem schwächelt, die Bewertungen zeigen zunehmend nach unten. Das „Zukunftsministerium“ des Landes, das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), hat in den vergangenen Jahren zwar deutlich mehr Geld zur Verfügung bekommen, aber nicht durch erfolgreiche Forschungs- und Innovationspolitik geglänzt.
Die Koordination mit anderen Ressorts, etwa bei der Förderung der Quantenforschung, versagte gänzlich. Bei der Entwicklung von Zukunftsstrategien und deren Umsetzung war das Ministerium zu langsam.
Grund für die Probleme ist nicht immer ein Mangel an talentierten Menschen mit klugen Ideen. Es sind oft selbst gewählte Regeln, die die Entscheidungsfindung verlangsamen. Zu viel Kontrolle führt zu Selbstzensur.
Der Grundgedanke ist oft, sich absichern zu müssen. Keine Entscheidung wird gefällt, ohne dass alle Gefahrenpotenziale ausgeleuchtet sind. Das ist gerade für ein Zukunftsministerium gefährlich. Immerhin gestaltet es ein Portfolio von Aktivitäten, die riskant, aber im Erfolgsfall volkswirtschaftlich ertragreich sind. Viele dieser Experimente werden scheitern – dennoch können sie über Lerneffekte positiv wirken. Risikominimierung ist schädlich.
Die Leitung des BMBF, aktuell unter Führung von Bettina Stark-Watzinger (FDP), muss das Ressort agiler machen. Die Expertenkommission Forschung und Innovation möchte neue Governance-Strukturen zwischen und in den Ressorts entwickeln. Doch das wird lange dauern.
Der Autor
Dietmar Harhoff ist Direktor am Max-Planck-Institut für Innovation und Wettbewerb.
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Stattdessen könnten gut abgrenzbare Aufgaben aus verkrusteten Organisationen ausgelagert werden. Nicht in die Projektträger, die sich längst kulturell den Ministerien angepasst haben, sondern in neue Agenturen, die klar definierte Aufgaben haben.
Erste Ansätze dafür gibt es schon. Die Agentur für Sprunginnovationen (Sprind) hat ihre Arbeit aufgenommen, wird vom BMBF jedoch bisher eng kontrolliert. Das Ministerium plant, Sprind gezielt mehr Freiräume zu geben, um Innovationen flexibler fördern zu können. Auch die Rekrutierung von Fachkräften für die Agentur im Wettbewerb mit der Wirtschaft will das BMBF weiter erleichtern. Leitungspositionen bei der Agentur sollen weiterhin zeitlich begrenzt sein, damit die Flexibilität erhalten bleibt.
>>Lesen Sie hier: Viele Ideen, wenige Gründer: Wo steht Deutschland international bei Forschung und Entwicklung?
Neu auf den Weg gebracht wird die Deutsche Agentur für Transfer und Innovation (Dati), die Innovationen gerade an kleineren Hochschulen zusammen mit Start-ups und kleinen und mittleren Unternehmen fördern soll. Prinzipiell ist das eine gute Idee. Doch ist das Konzept der Agentur derzeit noch schwammig – eine klare Beschränkung auf Kernaufgaben muss her.
Es gibt florierende Forschung und viele ausgezeichnete innovative Unternehmen und Start-ups in Deutschland. Doch um den Fortschritt effektiver als bisher zu unterstützen, benötigt Deutschlands Innovationspolitik auch neue, flexible Organisationsformen. Wenn das Konzept stimmt, gern mehr Agenturen.
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