Corona-Pandemie und Ukraine-Krise haben eine Umstellung der Produktion erzwungen. Diese muss nun zur Bewältigung der Klimakrise genutzt werden, mahnt Lena Sellgren.
Hamburg Hafen
Wir müssen den Schwung nutzen und dafür sorgen, dass Lieferkapazitäten und Qualifikationen in Branchen gesichert werden, die für den grünen Wandel entscheidend sind.
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Dieser Sommer erinnert uns mit seinen Hitzerekorden daran, wie verwundbar wir in der Klimakrise sind. Über Nachhaltigkeit und Klimaschutz wird seit Jahren diskutiert, aber in den Vorstandsetagen, Managementteams und Regierungen in ganz Europa bekommen neue Themen Aufmerksamkeit.
Steigende Inflation, steigende Zinssätze, Unterbrechungen der Lieferketten und eskalierende geopolitische Spannungen stehen ganz oben auf der Tagesordnung. Die wachsende Unsicherheit wirkt sich unmittelbar auf die Investitionsentscheidungen der Unternehmen aus. Sie werden in der Regel in die Zukunft verschoben.
Wir alle wissen jedoch, dass umfangreiche Investitionen zur Bekämpfung der Klimakrise erforderlich sind – und zwar jetzt und nicht erst morgen. Und die Krisen sollten uns nicht von den notwendigen Klimamaßnahmen ablenken, sondern uns einen zusätzlichen Impuls geben, diese umzusetzen.
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Die Pandemie und der Krieg in der Ukraine haben den Inflationsanstieg ausgelöst. Und im Zuge der weit verbreiteten Störungen stellen die Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes ihre Lieferketten auf den Prüfstand.
Eine kürzlich von Business Sweden veröffentlichte Umfrage bestätigt einen eindeutigen Trend unter den schwedischen Herstellern. Viele sind damit beschäftigt, ihre Liefernetzwerke in Übersee neu zu organisieren. Der Blick richtet sich von China auf Europa, um die Versorgung mit Vorprodukten für die heimische Produktion zu sichern.
Unsere Ergebnisse zeigen, dass in den nächsten drei Jahren bis zu 40 Prozent der schwedischen Hersteller mit Unterlieferanten ihren Einkauf in China reduzieren und sich auf Europa konzentrieren wollen. Diese strategische Verlagerung wird sich höchstwahrscheinlich in anderen Ländern wiederholen und deutet darauf hin, dass die europäische Industrie auf einem neuen Fundament stehen wird.
Lena Sellgren
Lena Sellgren ist Chefvolkswirtin von Business Sweden.
Bild: Business Sweden
Bislang war die Regionalisierung der Produktion und des Handels mit Industriegütern von wirtschaftlichen Erwägungen geleitet. Das Streben nach einer marktnahen Produktion und lokalen Liefernetzen ist ohnehin sinnvoll in der heutigen Welt der Automatisierung und der steigenden Löhne in Asien, der höheren Transportkosten und der Klimaauswirkungen von Langstreckentransporten.
Doch die beiden jüngsten Krisen haben diesem Trend einen deutlichen Schub gegeben. Da sich eine starke Welle der Umstrukturierung von Lieferketten beschleunigt, haben Schweden und Europa eine einzigartige Chance.
Wir müssen den Schwung nutzen und dafür sorgen, dass Lieferkapazitäten und Qualifikationen in Branchen gesichert werden, die für den grünen Wandel entscheidend sind, darunter Digitalisierung, Elektrifizierung, Batterieproduktion und kohlenstoffneutrale Fertigung. Wir dürfen diesen Zug einfach nicht verpassen.
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