Der Weltwirtschaft droht nach wie vor eine Rezession. Aber die Zinsen und Kosten werden dabei nicht so schnell sinken wie früher, prognostiziert Lena Sellgren.
Lena Sellgren
Lena Sellgren ist Chefvolkswirtin von Business Sweden.
Bild: Business Sweden
Die Rückkehr Chinas in den Welthandel bedeutet hoffentlich ein Ende des menschlichen Leids und der wirtschaftlichen Turbulenzen, die durch die Pandemie ausgelöst wurden. Doch wie wir vor etwa einem Jahr, als Russland in die Ukraine einmarschierte, erfahren mussten, sind schockierende Überraschungen oft nicht weit entfernt.
Was die Pandemie anbelangt, so hat die Weltwirtschaft relativ gut abgeschnitten. Die negativen Auswirkungen waren weniger schwerwiegend als ursprünglich erwartet und der Welthandel erreichte bereits Ende des Jahres 2020 wieder das Vorkrisenniveau. Doch der Krieg in der Ukraine verursachte sowohl neue Unterbrechungen der Lieferketten als auch eine Energiekrise in Europa.
>> Lesen Sie hier: US-Inflationsrate sinkt weniger stark als erwartet – und erschwert die Arbeit der Fed
Heute sind die kurzfristigen Aussichten nach wie vor mit vielen Abwärtsrisiken behaftet. Weitere geopolitische Konflikte, anhaltende Inflation und strenge Gegenmaßnahmen der Zentralbanken – all dies deutet auf einige Probleme für die Finanzmärkte hin. Gleichzeitig erholen sich die Vertrauensindikatoren wie der Einkaufsmanagerindex. Aber könnte das eine falsche Hoffnung sein?
Der Welthandel ist nach Beginn des Ukrainekriegs so stark eingebrochen wie Anfang 2020. Sollte sich die Geschichte wiederholen, könnte uns nicht nur eine Verlangsamung, sondern eine Rezession bevorstehen. Es besteht kein Zweifel, dass 2020 ein Ausreißerjahr war. Einige Analysten sind aber der Meinung, dass dennoch eine Rezession kommen könnte.
Unsere Fähigkeit, uns anzupassen, wird hoffentlich eine „sanfte Landung“ ermöglichen, bei der sich die Konjunktur zwar eintrübt, eine Rezession aber ausbleibt. Die Weltwirtschaft hat sich als widerstandsfähiger erwiesen als erwartet, und die Arbeitslosigkeit bleibt niedrig.
Die Inflation steigt zwar nicht mehr so stark an, muss aber noch deutlich zurückgehen, bevor die Zentralbanken die Leitzinsen senken können.
Außerdem sind die tatsächlichen Auswirkungen von Zinserhöhungen noch nicht zu erkennen. In der Regel dauert es zwölf bis 18 Monate, bis die Auswirkungen in vollem Umfang auf die Wirtschaft durchschlagen.
Die Zentralbanken stehen eindeutig vor einem schwierigen Balanceakt. Sie müssen dafür sorgen, dass die Inflation zurückgeht, ohne die Nachfrage zu stark zu dämpfen, was langfristig die Arbeitslosigkeit erhöht.
EZB in Frankfurt am Main
Die Zentralbanken müssen dafür sorgen, dass die Inflation zurückgeht, ohne die Nachfrage zu stark zu dämpfen, was langfristig die Arbeitslosigkeit erhöht.
Bild: dpa
Internationale Organisationen wie der Internationale Währungsfonds und die OECD gehen davon aus, dass die Inflation in Europa und den USA in den nächsten zwei Jahren auf das Inflationsziel von zwei Prozent zurückgehen wird.
Auch wenn die Zentralbanken bereit sein werden, ihre Leitzinsen zu senken, ist die lange Ära der niedrigen Zinsen, die wir seit der globalen Finanzkrise erlebt haben, nun endgültig vorbei.
Alle müssen sich auf eine neue wirtschaftliche Ära einstellen, in der höhere Kosten und Zinssätze die Norm sind. Und wenn wir uns alle daran gewöhnt haben, wird die Nachfrage wieder anziehen. Es geht nur darum, eine weitere Periode des Wandels zu überstehen.
Auf tippen, dann auf „Zum Home-Bildschirm“ hinzufügen.
Auf tippen, dann „Zum Startbildschirm“ hinzufügen.
×