Wir haben die Handelsblatt-Leserschaft nach ihren Erfahrungen mit der Grundsteuererklärung gefragt. Von „derart kompliziert“ bis „kein Problem“ sind die verschiedensten Erlebnisse dabei.
Doppelhäuser einer Neubausiedlung
Bis zum 31. Januar mussten Immobilieneigentümer in allen Bundesländern bis auf Bayern ihre Grundsteuererklärung abgeben.
Bild: dpa
Düsseldorf Erst war es Ende Oktober, dann Ende Januar und in Bayern nun sogar Ende April, bis die Immobilienbesitzer ihre Grundsteuererklärung abgeben müssen. Doch jede Frist endet irgendwann. Da dies in den meisten Bundesländern am Dienstag der Fall war, ist dies Grund genug, die Handelsblatt-Leserinnen und -Leser nach ihren Erfahrungen zu fragen.
Und tatsächlich ergibt sich ein recht gemischtes Bild. So gibt es diejenigen, die von „keinerlei Problemen“ berichten. Eine Leserin schreibt, dass ihre Grundsteuererklärung für ein Einfamilienhaus „relativ einfach“ war, allerdings auch, weil sie auf gewisse Vorkenntnisse zurückgreifen konnte. „Für einen absoluten Laien mit mehreren Grundstücken stelle ich mir das Ausfüllen der Formulare schwierig vor“, meint sie.
Andere berichten genau dies, etwa, dass sie sich „etwas länger durcharbeiten“ mussten, „bis alle Eingaben korrekt waren“. Ein anderer Leser schreibt dazu: „Wenn man sich aufraffte, alles in Ruhe dreimal durchzulesen und dann die Onlineversion mit ihren vielen Hilfetexten nutzte, dann war es ehrlich kein Problem.“ Er sei regelrecht überrascht gewesen, dass es so schnell ging, meint ein anderer Leser, der die Erklärung lange vor sich hergeschoben hatte und dann ein Hilfeportal genutzt hat.
Doch nicht jeder hat offensichtlich solch positive Erfahrungen gesammelt, andere scheinen vielmehr am Ausfüllen „verzweifelt“ zu sein, „denn das System (Elster) blockiert bei nicht eindeutig erkennbaren ‚Fehleingaben‘“, so ein Leser. Ein anderer berichtet, dass er von den Finanzämtern keinerlei Unterstützung erhalten habe. Diese seien überlastet gewesen. „Und das Bayerische Landesamt für Steuern konnte nicht einmal erklären, wie sichergestellt wird, dass auch für alle Grundstücke eine Grundsteuererklärung abgegeben wird“, beschwert er sich weiter.
Ein anderer resümiert: „Der Staat macht es sich einfach und verdonnert seine Bürger dazu, kostenlos Daten einzugeben, die er sich vorher aus staatlichen Datenbanken mühsam raussuchen muss.“ Er befürchtet, dass er – ohne es zu wollen – nicht alles richtig eingegeben hat.
Um dies zu umgehen, wählen manche daher den leichten Weg: Sie beauftragen ihren Steuerberater.
Aus den Zuschriften der Handelsblatt-Leserschaft haben wir eine Auswahl für Sie zusammengestellt.
„Ich für meinen Teil kann attestieren, dass ich mit Elster keinerlei Probleme hatte und der gesamte Prozess bis zum finalen Absenden der Erklärung bei mir absolut reibungslos verlaufen ist.
Allerdings würde ich mich auch zu der Gruppe von Menschen zählen, die ‚gut mit Computern umgehen können‘. Im Verwandten- und Bekanntenkreis scheiterten viele bereits am komplizierten Anmeldeverfahren. Erst das postalische Anschreiben mit Zugangsdaten, dem ein Anmeldeprozess in Elster folgt, in dessen Verlauf eine Zertifikatsdatei erzeugt und wiederauffindbar auf dem Computer abgespeichert werden muss, damit sie beim nächsten Log-in verwendet werden kann – in Ingenieurkreisen würde man das als ‚overdone‘ bezeichnen.
In meiner Erfahrung haben nicht wenige aus Frust über den Anmeldeprozess die eigentliche Abgabe der Grundsteuererklärung in elektronischer Form gar nicht mehr versucht.
So blieb für viele Menschen am Ende wohl nur der aufwendige und fehleranfällige Umweg über die Papierform – schade, denn aus meiner Sicht war die elektronische Version sehr intuitiv bedienbar, da man nur die für den eigenen Fall benötigten Formulare angezeigt bekam und die auch noch reichlich mit Hilfetexten ausgestattet waren.“
Marcel Ruf
„Der Staat macht es sich einfach und verdonnert seine Bürger dazu, kostenlos Daten einzugeben, die er sich vorher aus staatlichen Datenbanken mühsam raussuchen muss. Die behördenseitige Überprüfung und Korrektur dieser Daten dauert vielleicht länger als das amtliche Eingeben.
Das Programm war nicht logisch aufgebaut, man (und frau) wurde nicht geführt. Ich habe sicher – ohne es zu wollen – nicht alles richtig eingegeben.“
Ulrich Harms
„Wenn man sich aufraffte, alles in Ruhe dreimal durchzulesen und dann die Onlineversion mit ihren vielen Hilfetexten nutzte, dann war es ehrlich kein Problem. Die Immobilie ist halt was Langfristiges, und es braucht hierzu auch mal ein intensiveres Beschäftigten, als nur Miete oder Wertsteigerungen zu kassieren.“
Konrad Füßl
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„Überraschung, Überraschung: Ich habe damit meinen Steuerberater beauftragt.
Wie Millionen andere Steuerbürger mache ich meine Einkommensteuererklärung seit Jahren über einen Steuerberater. Da war es also mehr als naheliegend, ihm auch die Grundsteuererklärung anzuvertrauen – oder?
Die Kosten hierfür waren überschaubar. Zumal es ja im Wesentlichen nur ‚Einmalkosten‘ waren und sind. Der Fiskus wird wohl so schnell keine weitere Neuregelung zur Grundsteuer präsentieren, davon gehe ich zumindest aus.“
Klaus Küspert
„Berlin nutzt die Bundesplattform. Sehr nutzerfreundlich und auch für Unerfahrene leicht auszufüllen – eine Stunde.
Baden-Württemberg nutzt Elster. Sehr kompliziert, kaum verständliche Erläuterungen in Form von Bandwurm-Schachtelsätzen. Nenner, Zähler, Flur, Bruchteilsgemeinschaft, fehlerhafte Bezüge zur Anlage etc. pp. – halber Sonntag weg.“
Katrin Stoye
„Ich habe Elster gewählt und scheiterte fast, als ich meinen Besitzanteil an meinem Grundstück angeben sollte. Wer kommt denn auf die Idee, dass man die Eins mit Komma und drei Nullen eintragen muss? Erst die Erklärung in der Papierversion hat mich gerettet.
Oder wie mein Informatiker-Sohn sagt: ‚Wer schlecht bezahlt, bekommt schlechte Informatiker, und die schreiben schlechte Programme!‘“
Volker Koß
Grundsteuererklärung
Das Ausfüllen der Grundsteuererklärung hat einige aus der Handelsblatt-Leserschaft vor Herausforderungen gestellt, sie aber nicht davon abgehalten.
Bild: dpa
„Ich habe die Erklärung (Baden-Württemberg) für mich sowie vier verwandte Senioren gemacht. Bei der ersten musste ich mich noch etwas länger durcharbeiten, bis alle Eingaben korrekt waren; bei den übrigen vier ging es sehr zügig.
Ich denke, das reine Bodenwertmodell macht es überschaubar. Ich kann aber auch nachvollziehen, dass Registrierung, Informationsbeschaffung und Eingabe viele Menschen (über-)fordert.“
Danny Reisch
„Aufgrund der Digitalisierung und Vernetzung hat die Finanzverwaltung schon sehr viele Informationen über die zu erfassenden Immobilien.
Warum muss dann eine Befragung der Eigentümer derart kompliziert gestaltet werden, dass schon kompetente Menschen an der Ausfüllung verzweifeln, denn das System (Elster) blockiert bei nicht eindeutig erkennbaren ‚Fehleingaben‘. Die Software für die Auswertung sollte intelligenter werden unter Hinzuziehung bekannter Daten.“
Reiner v. Haehling
„Ich habe neun Grundsteuererklärungen innerhalb von 45 Minuten gemacht.“
Jörg Schafhausen
„Die Grundsteuererklärung habe ich längst erledigt. Bei einem Einfamilienhaus war das für mich relativ einfach. Es hat circa 50 Minuten gedauert.
Dabei war meine langjährige Tätigkeit als Firmenkundenberaterin recht hilfreich, hatte man doch in der Ausbildung und danach ständig mit Grundbuch, Flurkarte und Bodenrichtwerten zu tun. In Würdigung dessen habe ich keine Hilfe benötigt.
Für einen absoluten Laien mit mehreren Grundstücken stelle ich mir das Ausfüllen der Formulare schwierig vor.“
Monika Büter
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„Von den Finanzämtern gab es keine Unterstützung (Überlastung)! Und das Bayerische Landesamt für Steuern konnte nicht einmal erklären, wie sichergestellt wird, dass auch für alle Grundstücke eine Grundsteuererklärung abgegeben wird.
Der Bund gibt für seine etwa 26.000 Liegenschaften die Erklärungen ‚nach der jetzigen Planung‘ erst bis Ende September ab – und reißt damit seine eigene Frist (Ende Januar 2023). Die Politik hat versprochen, dass die Reform ‚aufkommensneutral‘ vonstatten geht. (Dabei haben viele Städte und Gemeinden erst ihre Hebesätze angehoben). So viel zum ‚Gleichheitsprinzip‘ laut Grundgesetz.“
Horst Schilling
„Ja, die Neubewertung von Grundstücken ist nicht gerade trivial und dazu nicht bundesweit einheitlich. Und ja, die meisten der benötigten Daten liegen den Steuerbehörden prinzipiell vor, und die Formulare hätten zumindest teilweise vorausgefüllt sein können.
Aber trauen wir vorausgefüllten Formularen und verzichten auf eine Kontrolle? Nein, also kommen wir ohnehin nicht darum herum, die maßgeblichen Daten zusammenzusuchen. Diese Daten übrigens sollten jedem Immobilienbesitzer vorliegen (Grundbuch, Kaufvertrag etc.), und so zahlreich sind sie nun auch wieder nicht.
Ich habe mit Elster Online – übrigens meines Erachtens eine sehr gute Anwendung – frühzeitig Erklärungen für eine Eigentumswohnung und für ein Zweifamilienhaus (beides NRW, aber unterschiedliche Kommunen, Hebesätze, Mietniveaus) problemlos mit einem überschaubaren Zeitaufwand erstellt und abgeschickt.
Über ein Nachbarschaftsnetzwerk habe ich Hilfe zur Grundsteuererklärung angeboten, aber niemand hat Unterstützung angefragt. Ich kann die Jammerei und das Gemecker überhaupt nicht nachvollziehen. Und den Behörden machen die Zögerer nun das Leben schwer.“
Volker Grunewald
„Nun, ich habe die Erklärung ob der negativen Erlebnisberichte aus dem Bekanntenkreis lange vor mir hergeschoben. Die Verlängerung der Frist kam mir gerade recht. Aber – schwupp war es schon Januar.
Tja, und dann habe ich die Erklärung an einem Sonntagnachmittag mit dem vereinfachten Portal tatsächlich in unter 30 Minuten erledigt. Ich war regelrecht überrascht, dass es so schnell ging.“
Mario Brenzel
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