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06.02.2023

18:26

Kommentar

Das Bayer-Management kann den Frust der Investoren nicht ignorieren

Von: Bert Fröndhoff

Neue Führung, Abspaltung oder Aufspaltung? Bayer sollte sich von Aktionären nicht zu Kurzschlüssen treiben lassen. Dennoch ist eine klare Richtungsentscheidung bald nötig.

Investoren sind unzufrieden mit der Entwicklung des Konzerns. Reuters

Bayer-Logo am historischen Sitz in Leverkusen

Investoren sind unzufrieden mit der Entwicklung des Konzerns.

Es ist nicht das erste Mal, dass Bayer-Aktionäre einen schnellen Wechsel an der Vorstandsspitze erzwingen wollen. Schon vor einem Jahr drängte ein Hedgefonds auf die Ablösung von Bayer-Chef Werner Baumann, scheiterte aber auf der Hauptversammlung. In diesem Jahr aber ist die Kritik lautstark und kommt von vielen Seiten – nicht nur von aktivistischen Investoren, sondern auch wortgewaltig von deutschen Fonds aus dem Sparkassen- und Genossenschaftslager.

Die Angriffe und Forderungen zeugen vom Frust vieler Investoren. Frust darüber, dass die Monsanto-Übernahme Milliarden an Börsenwert gekostet hat. Frust darüber, dass Vorstand und Aufsichtsrat aus ihrer Sicht zu wenig den Aktionären zugewandt sind und strategisch zu kurz dachten.

Das Bayer-Management kann diesen Frust nicht ignorieren. Das Unternehmen braucht sicher keine Kurzschluss-Entscheidungen, wie sie jetzt von den Fonds zur CEO-Ablösung und Aufspaltung gefordert werden. Aber Bayer braucht bald eine klare Richtungsentscheidung, mit der das Unternehmen auch am Kapitalmarkt wieder Vertrauen gewinnen und Klarheit schaffen kann.

Die Forderungen der Fonds nach einer umgehenden Ablösung Baumanns erscheint aus mehreren Gründen merkwürdig. So ist längst beschlossen, dass Baumann im Frühjahr 2024 geht. Die Nachfolgesuche läuft seit Längerem.

Außerdem ist Baumann mit Blick auf das aktuelle Geschäft wenig vorzuwerfen. Bayer wird 2022 wohl mit einem Rekordgewinn von 13 Milliarden Euro abschließen, was einer Rekordrendite von 26 Prozent entspräche. Dass dies an der Börse nicht honoriert wird, zeugt vom Vertrauensverlust: Baumann, der Verantwortliche für den Monsanto-Kauf, soll endlich gehen – verbunden mit der Hoffnung, dass ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin mehr im Sinne der Investoren handelt.

Bürde für den künftigen CEO

Diese Erwartung ist schon jetzt eine Bürde für den künftigen CEO, wann auch immer sie oder er eingesetzt wird. Der Bayer-Aufsichtsrat sollte hier klug und überlegt handeln und darf sich nicht von außen treiben lassen. Es geht darum, die beste Lösung für die Nachfolge zu finden.

Und wenn diese wie gefordert von außerhalb des Unternehmens kommt, muss es einen geordneten Übergang mithilfe des amtierenden CEO Baumann geben. Alles andere wäre angesichts der komplexen Lage bei Bayer auch mit Blick auf die Glyphosat-Klagen in den USA falsch und schädlich.

Eine Richtungsentscheidung über die künftige Struktur von Bayer, über Abspaltungen oder gar eine Aufspaltung, kann nur die neue Vorstandsspitze geben. Sie wird das sicher nicht sofort nach Antritt tun. Aber nur eine klare Ansage und Positionierung kann die Dauerkritik des Kapitalmarkts eindämmen.

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