PremiumDie Klimakonferenz in Ägypten ist nur mit erheblichen Anstrengungen halbwegs würdig beendet worden. Auch inmitten vieler Krisen rückt die Weltgemeinschaft nicht zusammen.
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Viele Menschen demonstrieren in Ägypten für das Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen.
Bild: IMAGO/TT
Scharm el-Scheich Es ist ein erbärmlicher Auftritt, den sich die Staaten auf der Klimakonferenz leisten. Jedes Jahr wählen die Regierungschefs aufwühlende, düstere Worte über den Zustand der Erde zu Beginn der zweiwöchigen Mammutveranstaltung. Darauf folgen dramatische Appelle. Doch dann passiert wenig – erschreckend wenig angesichts der Erderwärmung und der leidvollen wie teuren Wetterkapriolen auf der Welt.
Der Aufwand, den die Delegationen von knapp 200 Staaten betreiben, um an den Konferenzort zu gelangen, ist immens. An welchem Ort auch immer das Treffen stattfindet: Die Mehrheit der Teilnehmer legt Tausende klimaschädliche Flugkilometer zurück, um dann Teil eines unwürdigen politischen Geschachers zu sein.
>> Lesen Sie hier: Industrieländer wehrten sich jahrelang gegen diesen Fonds: So kam es zur Einigung in Scharm el-Scheich
Der menschengemachte Klimawandel geht weiter mit bekannten Folgen: Dürren, Überflutungen, Stürme. Und die Weltgemeinschaft tut zu wenig, um die Erderwärmung zu bremsen. Die Politik ist nicht willens oder fähig, das zu ändern, jedenfalls nicht in der notwendigen Geschwindigkeit.
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Das Pariser Klimaabkommen ist im Jahr 2015 mit viel Mühe und Optimismus besiegelt worden. Seitdem herrscht mehr oder weniger Stillstand. Die bittere Wahrheit ist, dass die bisherigen Maßnahmen nicht für das gemeinsam definierte Ziel ausreichen, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Daran hat sich im ägyptischen Badeort Scharm el-Scheich nichts geändert.
Aber auch angesichts der multiplen Krisen rückt die Welt nicht zusammen. Ein toxischer Mix verhindert den notwendigen Aufbruch. Da ist der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine, der zu neuem Hunger nach fossilen, klimaschädlichen Energieträgern wie Kohle, Öl und Gas führt.
UN-Weltklimakonferenz COP27
Menschen demonstrieren in Scharm el-Scheich für das 1,5 Grad-Ziel.
Bild: dpa
Und da ist der Ansatz der Vereinten Nationen, für den großen Konsens auf die Langsamen und Verzagten zu warten und im Übrigen auf freiwillige Zusagen zu setzen. Es sind geopolitische Interessen im Spiel, die eine Einigung erschweren. Vor allem aber gibt es zu viele lustlose, uninspirierte Regierungen, die keinen Schwung bringen können oder wollen.
>> Lesen Sie hier: Die Verhandlungen bei der Klimakonferenz in Ägypten gestalten sich zäh – das sind die Gründe
Eine unrühmliche Rolle spielte die diesjährige ägyptische Präsidentschaft. Sie ließ die Dinge in den vergangenen beiden Wochen laufen, sah sich aber nicht in der Verantwortung, unterschiedliche Positionen der Staaten zusammenzuführen, geschweige denn Tempo zu machen. Damit wurde die Chance vertan, mit einem ambitionierten Abkommen wie vor sieben Jahren in Paris ein Zeichen zu setzen.
Die Verhandlungen verliefen intransparent und chaotisch – mit der Folge, dass die Länder, mitunter Ländergruppen, tagelang ihr Eigenleben führten und in ihren Positionen verharrten. Die europäischen Staaten waren bemüht, für Lösungen zu sorgen. Aber sie haben es versäumt, schon im Vorfeld verlässliche Allianzen zu schmieden.
Vor der nächsten Klimakonferenz in den Vereinigten Arabischen Emiraten wird es mehr denn auf diese europäische Initiative ankommen, um einen weiteren Gipfel der Enttäuschungen zu verhindern.
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