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19.12.2022

11:20

Kommentar

Der ungenutzte Chancenkontinent – Wenn wir nicht investieren, macht es China

Von: Teresa Stiens

Viele Unternehmen scheuen das Risiko, in Afrika tätig zu werden, und rufen nach staatlichen Absicherungen. Dabei ist das Risiko, dort nicht zu investieren, größer, als es zu tun.

Afrika birgt wirtschaftliches Potenzial, da sind sich alle einig. Doch wer nutzt es am Ende am besten? AFP/Getty Images

Menschen in Dschibuti mit chinesischer Flagge

Afrika birgt wirtschaftliches Potenzial, da sind sich alle einig. Doch wer nutzt es am Ende am besten?

Es gibt eine Phrase, die in den Führungsetagen der Unternehmen in Deutschland immer wieder fällt: „Afrika ist ein Chancenkontinent.“ Der südliche Nachbar gilt seit Jahrzehnten als Region mit großem wirtschaftlichen Potenzial, allein schon wegen der großen Anzahl potenzieller Konsumenten. Einige Länder bieten zudem hervorragende klimatische Bedingungen für erneuerbare Energien.

Doch in Wahrheit nehmen deutsche Konzerne Afrika immer noch als „Krisenkontinent“ wahr. Zahlen zeigen, dass auf das Loblied auf Afrika kaum Taten folgen: Der Anteil des Geldes, das deutsche Unternehmen auf dem afrikanischen Kontinent investieren, bewegt sich seit Jahren um die ernüchternde Marke von einem Prozent. Das Potenzial des Kontinents wird zwar angepriesen, aber nicht genutzt – mit womöglich verheerenden Folgen.

In Chaos, Krieg und Korruption investiert es sich nicht gut, so der Vorbehalt. Vieles in Afrika scheint irgendwie zu fremd und zu gefährlich, um Geld und unternehmerisches Risiko dort zu parken.

Chance nutzen andere

Doch mit dieser Sicht werden die Lobpreisungen der deutschen Wirtschaft so lange verhallen, bis die Chancen einer wirtschaftlichen Kooperation vertan sind und endgültig andere Staaten wie China, Russland oder die Golfstaaten das Geschäft in Afrika dominieren.

Um das zu verhindern, müssen deutsche Unternehmen, die ernsthaft neue Kooperationsmöglichkeiten auf dem Kontinent erschließen wollen, ihre Hausaufgaben machen. Das beginnt schon damit, sich auszukennen, wo man investieren will. Denn „Afrika“ als Investitionsziel gibt es nicht. Stattdessen aber über 50 Einzelstaaten mit ihren jeweiligen eigenen Gegebenheiten.

Wie sind die Bedingungen im Senegal? Wie verhandelt man erfolgreich in Kenia? Welche Bedürfnisse haben die Menschen in Marokko? Ohne diese Fragen beantworten zu können, sind unternehmerische Vorhaben zum Scheitern verurteilt.

Rufe nach dem Staat

Um Investitionen möglichst risikoarm zu gestalten, rufen die Unternehmen gern nach der Hilfe der Politik. Bürgschaften und Garantien durch Haushaltsmittel sollen die abenteuerlichen neuen Pfade möglichst gut absichern und vor Verlusten schützen. Auch wenn diese Instrumente grundsätzlich sinnvoll sind, dürfen sie nicht zur Bedingung für unternehmerisches Handeln werden. Ein Restrisiko bleibt – wie bei jeder Investition.

Doch in Wahrheit ist das Risiko, sich Afrika nicht zuzuwenden, größer als das Risiko, es zu tun. Denn in einer Welt, in der ein Handel mit Russland unmöglich ist, in der die Abhängigkeit von China zur Gefahr wird und in der Europa wirtschaftlich schwächelt, braucht es andere Optionen. Viele davon bietet der „Chancenkontinent“ Afrika. Zumindest, wenn man beginnt, ihn wirklich als solchen zu begreifen.

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