Der Bertelsmann-Chef wollte der globalen Konkurrenz etwas entgegensetzen. Doch die Macht der Kartellbehörden hat der Top-Manager offensichtlich nicht einkalkuliert.
Thomas Rabe
Die Visionen des Bertelsmann-Chefs scheitern an den Behörden.
Bild: Bertelsmann
Eines kann man Thomas Rabe nicht absprechen: Kühne Visionen hat der Chef von Europas zweitgrößtem Medienkonzern Bertelsmann. Weil er eine Übermacht von Konzernen wie Netflix und Disney fürchtet will der 57-Jährige als Gegenpol bestehende TV-Gruppen bündeln. So sollen „nationale Medienchampions“ entstehen, wie er gern sagt.
Die Ideen sind gut und richtig. Doch die Umsetzung ist an den Kartellwächtern krachend gescheitert. Rabes Vorhaben, RTL Nederland mit Talpa Network zu fusionieren, wurde von den Behörden am Montag abgelehnt. Genauso erging es ihm im Herbst mit einem ähnlichen Plan in Frankreich.
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Beide Male hätten die Fusionspartner über 70 Prozent der Werbemärkte kontrolliert. Es war naiv von ihm anzunehmen, dass die Kartellwächter das durchwinken würden. Denn Rabe wollte genau das erschaffen, wovor er selbst bei der globalen Konkurrenz warnt: monopolartige Strukturen
Auf allen Ebenen hatte sich der Top-Manager stark für die Zusammenschlüsse eingesetzt. Dass sie gescheitert sind, gefährdet die ehrgeizigen Konzernziele – und seine Position.
Man muss anerkennen, dass er seit seiner Berufung zum Chef im Jahr 2012 das Gütersloher Mohn-Imperium erfolgreich reformiert hat.
Bertelsmann hängt nicht mehr so sehr am Tropf des schwankenden Werbemarktes und investiert in wachstumsträchtigere Bereiche wie der digitalen Gesundheit. Machte der Konzern vor seinem Amtsantritt 15,4 Milliarden Euro Umsatz, sollen es im abgelaufenen Jahr 20 Milliarden werden. 2026, zum Ablauf seines Vertrages, will Rabe bei 24 Milliarden Euro sein.
Fraglich ist, ob er das nach vier gescheiterten Fusionen noch schafft. Seit September haben sich Rabes Übernahmefantasien im Wert von fünf Milliarden Euro in Luft aufgelöst. Nach dem Aufbau- folgt gerade ein Abbauprogramm.
So scheint die Zeit von Rabe bei Bertelsmann langsam abzulaufen – womöglich schon vor dem Endes seines Kontraktes.
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