Finanziell kann sich die Allianz ihr Hedgefonds-Debakel leisten. Trotzdem ist es in vielerlei Hinsicht ein herber Rückschlag für den erfolgsverwöhnten Konzern.
Oliver Bäte
Der konzerneigene Vermögensverwalter hat in den USA viel Geld von Profi-Anlegern versenkt.
Bild: dpa
Frankfurt Wenn die Allianz die Deutsche Bank wäre, dann hätte sie jetzt vermutlich ein riesengroßes Problem. Fast sechs Milliarden Euro kostet das Hedgefonds-Debakel in den USA, Stand heute. Es könnte der teuerste Skandal in der Konzerngeschichte werden. Die Summe muss man sich erst einmal leisten können.
Die gute Nachricht ist: Die Allianz kann es sich leisten. Operativ strotzt Europas größter Versicherer nur so vor Kraft. Bei der Deutschen Bank, die eine lange Historie an US-Skandalen hat, rissen vergleichbare Beträge stets ein großes Loch in die Bilanz.
Grund zur Freude gibt es in München trotzdem nicht. Die Klagen von amerikanischen Großinvestoren wegen hoher Verluste durch sogenannte Structured-Alpha-Fonds der Tochter Allianz Global Investors zu Beginn der Coronakrise im März 2020 sind eine riesengroße Blamage für den Konzern, der zu den größten Vermögensverwaltern der Welt gehört.
Das Vertrauen der Kunden ist nachhaltig erschüttert, und das zu einem Zeitpunkt, wo die Lage an den Finanzmärkten eher noch unübersichtlicher wird und verlässliche Lotsen gefragt sind.
Außerdem haben die Aktionäre völlig unnötig Geld verloren, denn seit nunmehr zwei Jahren lastet der unsichere Ausgang des Streits auf dem Kurs der Allianz-Aktie. Mit Erfolgen im Tagesgeschäft dringt der Konzern kaum durch.
Es ist daher nur folgerichtig, dass sich Vorstandschef Oliver Bäte um eine schnelle Einigung mit allen Beteiligten bemüht. Das reicht aber nicht. Offensichtlich haben sich die AGI-Fonds in einer schwierigen Marktphase massiv verspekuliert, und niemand hat ihnen auf die Finger geschaut.
Das ist umso erstaunlicher, da Hedgefonds keineswegs zum Kerngeschäft von AGI – neben dem Anleihehaus Pimco der kleinere der beiden Vermögensverwalter im Konzern – gehören.
Nicht zum ersten Mal ist der Eindruck entstanden, dass die US-Einheiten im großen Allianz-Universum ein Eigenleben führen. Das war schon bei den Pimco-Querelen im Jahr 2014 so. Und das muss aufhören.
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