Die alte Form der Finanzregulierung scheitert an Bitcoin und Co. Die Aufseher müssen endlich Know-how aufbauen und die dunklen Ecken des Markts selbst durchleuchten.
Serverfarm in Rumänien
Kryptowährungen sind in den Fokus der Aufsicht gerückt.
Bild: Bloomberg
Täglich grüßt das Murmeltier: Es ist nicht das erste Mal, dass führende Finanzaufseher ein Einschreiten am Kryptomarkt beschwören. Diese Woche ist der neue Chef der US-Börsenaufsicht SEC, Gary Gensler, vorangeprescht und hat Handelsplattformen für Bitcoin und Co. zur Zusammenarbeit mit den Regulierern aufgerufen.
Dass eine solche Kooperation dringend nötig ist, zeigen neue Zahlen aus Deutschland: Die Geldwäsche-Verdachtsmeldungen mit Kryptobezug bei der notorisch überforderten Spezialeinheit FIU explodieren.
Auch hier hoffen Aufseher wie Experten auf eine verstärkte Mitwirkung durch Banken und Börsen, um des Problems Herr zu werden.
So weit, so unbefriedigend. Allein, die Beschwörungen der Aufseher wirken zunehmend hilflos. Natürlich ist es überfällig, die großen Kryptoplattformen zu regulieren und an ein Mindestmaß an Vorschriften zu gewöhnen – etwa an eine ordentliche Identifizierung ihrer Nutzer. Doch am Grundproblem wird das wenig ändern.
Reisende mit Ziel USA kennen die Fragen, die die Einwanderungsbehörde stellt: Die Frage „Sind Sie Mitglied einer terroristischen Vereinigung?“ muss mit „Ja“ oder „Nein“ angekreuzt werden. Was ein echter Terrorist antworten würde, liegt auf der Hand.
Ähnliches gilt am Kryptomarkt: Wer wirklich dunkle Geschäfte mit Bitcoin und Co. tätigen will, wird sich auch in Zukunft nicht an den regulierten US- oder EU-Plattformen anmelden. Sondern bei Tauschbörsen, die sich seit Jahren der Aufsicht entziehen, wie etwa Binance, deren Homepage kein Impressum besitzt. Oder bei Dienstleistern aus dem „Defi“-Bereich, von denen noch nicht einmal der Gründer bekannt ist.
Was tun? Die Hände in den Schoß legen kann keine Antwort sein. Vielmehr müssen die Regulierer sich endlich ehrlich machen: Die rechtliche Neueinstufung von Bitcoin und Co. und die verstärkte Kooperation der seriösen Plattformen werden allein nicht ausreichen, um des schattigen Teils der Kryptowelt Herr zu werden.
Stattdessen muss ein mühevoller neuer Ansatz her: Die alte Form der Aufsicht – verbeamtete Juristen arbeiten mit honorigen Bankern kooperativ zusammen, ab und zu werden Strafen verhängt – ist am Kryptomarkt hoffnungslos aufgeschmissen.
Die Aufseher müssen hier endlich Know-how aufbauen, Programmierer, Hacker, Experten einstellen und die dunklen Ecken selbst durchleuchten. Das ist, keine Frage, teuer. Umso mehr drängt die konsequente Besteuerung von Krypto-Assets.
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