Der erwartete Andrang auf günstige Häuser auf dem Land in der Krise bleibt aus. Klar, denn für Berufstätige ist das Leben dort oft kaum praktikabel.
Musterhaus-Park
Fertighausproduzenten präsentieren ihre Häuschen gern im Grünen. In der Provinz dürfte der Andrang trotz Corona aber gering bleiben.
Bild: dpa
Erfurt Tatsächlich gibt es sie – Angebote wie dieses: eine herrschaftliche Jugendstilvilla mit 500 Quadratmeter Wohnfläche und 6.500 Quadratmeter Grundstück. Kostenpunkt: 390.000 Euro. Für diesen Preis gibt es in Frankfurt mit viel Glück gerade einmal eine Dreizimmerwohnung. Wo also versteckt sich der Haken? Die Villa könnte eine Modernisierung zwar gut vertragen, ist aber nicht baufällig. Allerdings liegt das Objekt in Zella-Mehlis, mitten im Thüringer Wald, fernab von jeder Metropole.
In Coronazeiten, hieß es von vielen Seiten, werde der Andrang auf das Leben auf dem Land deutlich zunehmen. Bislang ist davon wenig zu sehen – und es wird wohl auch so bleiben. In der Fläche werden Immobilienpreise auf dem Land nicht steigen.
Wenig Mut macht schon ein Blick auf die Entwicklung im unmittelbaren Umland der Großstädte. Eine Untersuchung von Europace zeigt zwar, dass in den Monaten April und Mai die Verkäufe im Umland stiegen – aber selbst bei gutmütiger Interpretation kann hier nur von einer marginalen Entwicklung die Rede sein.
Der Anteil der Verkäufe im Umland der Städte hat sich im Vergleich zum Vorjahr von 44 auf 46 Prozent erhöht, während der Städteanteil von 33 auf 31 Prozent sank. Das heißt auch: An den Käufen in den übrigen Teilen Deutschlands hat sich nichts verändert.
So romantisch die Vorstellung vom wiederbelebten, idyllischen Landleben auch sein mag, so realitätsfern ist sie auch. Es mag den ein oder anderen Aussteiger geben, der nun dem Stadtleben entflieht. Es wird aber keine Welle geben, die die leerstehenden, verfallenden Ortskerne wieder auffüllt.
Zum einen fehlt es vielerorts auf dem Land noch an schnellem Internet. Das aber ist eine Grundvoraussetzung dafür, dass Arbeitnehmer mit Homeoffice-Regelungen überhaupt vernünftig von zu Hause aus arbeiten können.
Zum anderen darf bezweifelt werden, dass die Lust am langen Pendeln stark zunimmt, auch wenn es sich auf dreimal in der Woche beschränkt. Pendelzeiten von einer Stunde und mehr aber sind meist nötig, wenn potenzielle Käufer deutlich günstigere Kaufpreise suchen. Beispiel München: In Emmerting, etwa 100 Kilometer östlich des Zentrums der bayerischen Hauptstadt gelegen, gebe es zwar eine Glasfaseranbindung und Einfamilienhäuser für 280.000 Euro, hat das Portal Immobilienwelt herausgefunden. Wer dann doch mal ins Büro muss, darf sich aber auf eine Stunde Autobahnfahrt einstellen, mindestens. Wahrscheinlicher ist, dass die Nachfrage im direkten Umland der Städte zunehmen wird.
Selbst ein Recht auf mobiles Arbeiten hilft für das weite, schlecht angebundene Land nur bedingt: Denn wer im Zug sitzt, kann zwar arbeiten, am Steuer eines Pkw macht sich das jedoch schlecht.
Diejenigen, deren Büro in einer der Metropolen liegt, werden wohl auch in Zukunft nur in Ausnahmefällen in die Provinz ziehen, ungeachtet der beträchtlich niedrigeren Preise.
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