Als Reaktion auf den Angriffskrieg in der Ukraine gibt Helsinki seine Neutralität auf und möchte der Nato beitreten. Putins Kalkül, den Westen zu spalten, ist damit misslungen.
Finnlands Präsident Sauli Niinistö und Ministerpräsidentin Sanna Marin
Finnland hat sich für einen Nato-Beitritt ausgesprochen. Damit gibt Finnland seine Bündnisfreiheit nach über 80 Jahren auf.
Bild: dpa
Das Wort „historisch“ wird ohne Zweifel inflationär gebraucht. Finnlands offizieller Wunsch, der Nato beizutreten, hat dieses Attribut aber durchaus verdient.
Denn es handelt sich um eine Zäsur gleich in zweifacher Hinsicht: Nach über 80 Jahren gibt Finnland seine Bündnisfreiheit auf und will sich dem nordatlantischen Verteidigungsbündnis anschließen.
Der völkerrechtswidrige Angriff Russlands auf die Ukraine hat zu einer radikalen Wende geführt. Die Vermittlerrolle zwischen Ost und West ist passé. Jetzt sieht Helsinki sich eindeutig dem Westen zugehörig.
Russland hat in der Vergangenheit bereits mehrere Länder in seiner Nachbarschaft überfallen. Finnland sieht sich mit seiner 1300 Kilometer langen Grenze zum übergroßen Nachbarn nach dem Überfall auf die Ukraine ebenfalls bedroht.
Die zweite Zäsur erlebt Putins Russland. Sein Ziel von der Wiederherstellung eines großen russischen Reichs bei gleichzeitiger Spaltung des Westens ist gescheitert.
Zwar führt er in der Ukraine einen Vernichtungskrieg. Aber der schnelle Durchmarsch und die Machtübernahme, wie sich Moskau das vorgestellt hatte, ist misslungen.
>>Lesen Sie hier: Alle aktuellen Entwicklungen rund um den Ukrainekrieg im Liveblog
Gleichzeitig ist Europa gegen den Aggressor zusammengerückt. Eine erneute Nato-Erweiterung war genau das, was Putin verhindern wollte.
Er hat mit seiner Gewalt das Gegenteil bewirkt: Mit dem Beitritt Finnlands in die Nato verdoppelt sich die Nato-Russland-Grenze auf 2600 Kilometer. Und wenn Schweden in den kommenden Tagen vermutlich ebenfalls einen Nato-Mitgliedschaftsantrag abschickt, hat Russlands Aggressivität zu einer bis dahin selten da gewesenen Einigkeit Europas geführt.
Es muss im Kreml fürchterlich schmerzen, dass die Spaltungsversuche und die fürchterliche Gewalt in der Ukraine zwei Länder, die auf eine lange Tradition der Bündnisfreiheit zurückblicken können, direkt in die Arme der Nato getrieben haben. Dass Putin daraus lernt, ist leider nicht anzunehmen.
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