Viele Städte und Gastronomen zeigen die Spiele aus Katar nicht, auch im Handel gibt es kaum Sonderaktionen. Diese Art des Protests bringt wenig, es gibt klügere Strategien.
Spielball „Al Rihla“ von Adidas
Viele Hersteller und Veranstalter boykottieren die WM in Katar.
Bild: IMAGO/MIS
Die Begeisterung im Vorfeld der Fußball-WM in Katar hält sich in Grenzen. Viele Branchen wie die Brauereien oder Gastronomen erwarten dieses Mal keinen Umsatzschub. Händler machen keine Sonderaktionen, bieten keine Fanprodukte an. Zahlreiche Gastronomen und die 20 größten Städte der Republik zeigen die Spiele nicht auf Großbildleinwänden, wie Handelsblatt-Recherchen zeigen.
Vor allem aber: Der Gastgeber steht wegen der Missachtung von Menschenrechten in der Kritik. Es ist eine „WM der Schande“, wie Menschenrechtsorganisationen sagen.
Deshalb rufen immer mehr Branchen und Veranstalter direkt oder indirekt zum Boykott der WM auf.
Nur: Bringt diese Art von Protest etwas? Sowohl in Katar als auch beim Fußballverband Fifa wird es niemanden wirklich interessieren, wenn eine Kölner Kneipe oder die Stadt Frankfurt die Spiele nicht zeigt.
Manche Gastronomen verzichten aus Protest sogar bewusst auf einen Millionenumsatz, während die globale Fußballindustrie so oder so zig Milliarden Euro scheffeln wird.
Natürlich ist es mehr als misslich, wie Katar mit Menschenrechten und Gastarbeitern umgeht. Aber wie wäre es mit einer anderen Form des Protestes?
Firmen und Veranstalter könnten die Aufmerksamkeit nutzen und Menschen aus allen Gesellschaftsschichten einladen, um vor und nach dem Spiel über die Lage in Katar zu diskutieren.
Auch der Handel hat Möglichkeiten. Die meisten Supermärkte bieten keine Schals, Trikots oder Fanprodukte in Schwarz-Rot-Gold an. Angebrachter wäre es, genau das zu tun. Firmen sollten sich die Erlöse dann aber nicht einstecken, sondern zumindest einen Teil davon an Menschenrechtsorganisationen spenden.
Firmen und Veranstalter müssen Haltung zeigen. Gerade bei einem so unbequemen Thema. Der stille Boykott, also gar nichts zu tun, mag bequem sein. Aber er bringt kaum etwas.
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