Plötzlich gehen US-Behörden gegen Krypto-Plattformen vor. Die Branche hat die Regulierer unterschätzt. Das war ein teurer Fehler.
Bitcoin-Symbol
Die Branche war am Anfang zu klein, um von den Behörden wahrgenommen zu werden.
Bild: Unsplash
Die Akteure der Kryptobranche hatten schon immer ein konfrontatives Verhältnis zu den Regulierern. Die Kryptogründer, -investoren und -programmierer wollten anders sein, sich nicht von antiquierten Gesetzen der alten Finanzwelt aufhalten lassen. Sie waren ursprünglich angetreten, die Wall Street zu ersetzen.
Es gibt gute Gründe für diese Einstellung. Die Tech-Unternehmen aus dem Silicon Valley haben es vorgemacht. Man bittet lieber um Vergebung, als um Erlaubnis zu fragen, lautet das Mantra an der Westküste, an dem sich auch viele Kryptounternehmer orientieren. Nur abseits der Regulierer konnte die Kryptowelt so schnell wachsen und in den guten Zeiten vor der derzeitigen Krise Renditen im drei-, vier- und fünfstelligen Prozentbereich generieren.
Lange kamen Gründer, Programmierer und Investoren mit dieser Strategie durch. Die Branche war am Anfang zu klein, um von den Behörden wahrgenommen zu werden. Doch die Kryptowelt ist Opfer ihres eigenen Erfolgs geworden. Sie hat so viele Kleinanleger angezogen und ist mit der traditionellen Finanzwelt so stark verflochten, dass die Regulierungsbehörden nicht mehr wegschauen können.
Die Sorge, dass Turbulenzen bei den Kryptoanbietern die Stabilität des Finanzsystems gefährden könnten, reicht bis ins Weiße Haus. Nun rächt sich, dass die Kryptobranche nicht frühzeitig auf die Regulierungsbehörden zugegangen ist. Diese nutzen die Skandale der vergangenen Monate, um durchzugreifen.
Sie warten nicht auf Gesetze. Sie schaffen Fakten mit Klagen und außergerichtlichen Einigungen. Und so zeigen die Behördenchefs und Staatsanwälte, die sich gerade in den USA gern als „Sheriffs der Finanzwelt“ inszenieren, dass sie mächtiger sind, als viele gedacht hatten.
Weder Promis wie Kim Kardashian werden verschont noch sogenannte DAOs, dezentrale Organisationen, von denen die Kryptowelt geglaubt hat, dass man sie nicht regulieren könnte. Doch man kann.
Das stellt die junge Branche nun vor eine tiefe Spaltung: Wer langfristig überleben und wachsen will, der braucht den Segen der Aufseher. Auch andere Projekte wird es weiterhin geben, doch sie werden in einer Grauzone operieren und vermutlich weder große Nutzerzahlen noch namhafte Investoren anziehen können.
Schon lange hat sich diese Entwicklung abgezeichnet, doch nun sind die Signale unmissverständlich. Die Anbieter müssen sich entscheiden, auf welcher Seite sie stehen.
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