Die Länder der Region gewinnen durch den Krieg in der Ukraine wirtschaftlich und politisch an Gewicht. Die Europäer sollten schnell darauf reagieren.
Vanadium-Anlage in Brasilien
Wichtiger Rohstofflieferant.
Bild: AFP/Getty Images
Wenige andere Länder weltweit haben seit Beginn des Ukrainekriegs einen derart positiven Schub erlebt wie die Staaten Südamerikas. Das gilt vor allem für Brasilien, aber auch für Chile, Peru, Kolumbien und sogar für Argentinien. Ein Beleg dafür sind die Währungen und Aktienmärkte in diesen Ländern, die seitdem kräftig aufgewertet haben.
Die Exportindustrien dort profitieren von den steigenden Preisen für Rohstoffe – von Soja bis Kupfer – und Energie. Zwar wachsen auch in Südamerika die Inflationsraten, und die Farmer werden bald unter fehlenden Düngemitteln leiden. Doch es droht keine Lebensmittelkrise.
Auf die Inflation haben die südamerikanischen Zentralbanken zudem schneller mit Zinserhöhungen reagiert als die Europäische Zentralbank (EZB) und die Fed in den USA.
Brasilien profitiert besonders davon, dass Fonds derzeit ihre Investitionen umschichten. Sie ziehen ihr Kapital ab von Unternehmen, Branchen und Regionen, die vom Krieg negativ betroffen sind – direkt oder weil sie die westlichen Sanktionen gegen russische Konzerne befolgen. Die Kapitalzuflüsse nach Brasilien sind in den ersten drei Monaten des Jahres rekordmäßig gewachsen.
Hinzu kommt: Das geopolitische Gewicht der Region wird in einer zunehmend polarisierten Welt wachsen. Alle drei Machtblöcke weltweit – USA, China, Russland – versuchen derzeit, Brasilien und Südamerika insgesamt als Partner für sich zu gewinnen.
Die Europäische Union (EU) hält sich dabei vornehm zurück. Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro brennt den Regenwald ab: Mit dem Argument lehnen europäische linke und grüne Politiker genauso wie die Bauernlobby in Brüssel jegliche Zusammenarbeit mit Südamerika ab.
Die Frage ist nun, ob wir in Deutschland und Europa dabei zusehen wollen, wie andere Mächte ihren Einfluss in Südamerika verstärken. Oder ob wir aktiv werden und strategische Partnerschaften anbieten. Gern versehen mit Umweltklauseln, was viele auch in Südamerika begrüßen würden.
Es ist doch ganz einfach: Wir brauchen dringender denn je verlässliche Lieferanten für Rohstoffe, Lebensmittel und – grüne – Energien. Wir brauchen Märkte für unsere Produkte und den weltweiten Personalaustausch. Und nicht zuletzt brauchen wir demokratische Partner in der Welt.
In Südamerika gibt es das alles. Tesla, Ford und Porsche haben das erkannt und schließen exklusive Verträge mit Rohstofflieferanten in Südamerika ab.
Wir müssen jetzt handeln und dieses Potenzial für uns nutzen, bevor es zu spät ist und andere das machen. Das Zeitfenster ist nicht lange offen.
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