Der Lieferdienst war in der ersten Börsen-Liga von Anfang an ein Fremdkörper. Nun sind die Chancen besser, dass sich der Aktienkurs wieder erholt.
Liefer-Fahrerin von Delivery Hero
Das Unternehmen war das einzige Dax-Mitglied, das noch nie einen Gewinn gemacht hatte.
Bild: Max Threlfall/ Delivery Hero
Auf den ersten Blick ist es ein peinliches Scheitern. Nach nicht mal einem Jahr muss Delivery Hero den Dax schon wieder verlassen. Seit dem Aufstieg in den Börsenindex hat der Aktienkurs des Lieferdienstes zwei Drittel seines Wertes verloren und ist von 124 auf gut 36 Euro abgestürzt.
Sicher, eine Erfolgsgeschichte sieht anders aus. In der kurzen Zeit der Dax-Zugehörigkeit hat das Management eine Menge Lehrgeld gezahlt. Aber gerade deswegen ist der Abstieg für das Unternehmen kein Rückschlag, sondern eher ein Segen.
Von Anfang an war Delivery Hero ein Fremdkörper im Dax. Es war nicht nur das einzige Unternehmen, das kein Geschäft im Heimatmarkt Deutschland hatte. Es war auch das erste, das noch nie einen Gewinn gemacht hat.
Durch den Aufstieg in die erste Börsenliga wurden auf einen Schlag Erwartungen an das Unternehmen gestellt, die es nicht erfüllen konnte – und auf die es auch in keiner Weise vorbereitet war.
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Im Grunde hat die Masse der Anleger das Geschäftsmodell von Delivery nicht verstanden, und das Management hat es nicht geschafft, seine Strategie ausreichend zu erklären. Für ein Wachstumsunternehmen kann es durchaus eine sinnvolle Strategie sein, zunächst auf Gewinn zu verzichten, um eine dominierende Stellung auf dem Markt einzunehmen – und dann die Früchte zu ernten. Auch Amazon hat lange Verluste gemacht, bevor es zum Schrecken des Handels wurde. Einem Dax-Konzern aber gesteht man eine solche Durststrecke in Deutschland offenbar nicht zu.
Dazu kam: Delivery-Hero-Chef Niklas Östberg hat nicht verstanden, dass man einen Dax-Konzern nicht mehr wie ein Start-up führen kann, ohne dafür an der Börse abgestraft zu werden. Beispielhaft dafür war die missglückte Rückkehr auf den deutschen Markt im vergangenen Jahr. Nach nur einem halben Jahr wurde der Lieferdienst in Berlin unter der Marke Food Panda wieder eingestellt.
In der ersten Börsenliga stößt so etwas auf Unverständnis. In der agilen Welt der Start-ups dagegen ist es völlig normal, einfach mal eine neue Idee auszuprobieren, Geld in ein Geschäftsfeld zu investieren und, wenn es nicht so funktioniert, das Ganze nach kurzer Zeit wieder zu stoppen. Auch deshalb war Östberg offenbar nicht klar, dass er dies viel besser hätte erklären müssen.
So hat das Unternehmen viel Vertrauen verspielt. Doch mit dem Abstieg aus dem Dax tritt Delivery Hero wieder etwas aus dem grellen Scheinwerferlicht. Es hat nun die Chance, in Ruhe zu zeigen, ob es die Ziele erreichen kann, deren Realisierung ihm viele Analysten immer noch zutrauen. Und dann ist die Chance groß, dass sich auch der Aktienkurs wieder deutlich erholt.
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