Das Scheitern des britischen Batterie-Start-ups Britishvolt zeigt, woran Großbritannien seit dem Brexit krankt.
Der britische Premierminister Rishi Sunak im Unterhaus
Premier Sunak gilt als pragmatischer Premier, eine Zukunftsvision fehlt ihm jedoch.
Bild: via REUTERS
Seit dem Brexit fragen sich viele diesseits und jenseits der britischen Küste, wofür das stolze Inselreich in der Welt eigentlich noch steht. Ex-Premier Boris Johnson versuchte, dieses Vakuum mit der Worthülse „Global Britain“ zu füllen. Bis heute weiß niemand so recht, was das sein soll. Sein Nach-Nachfolger Rishi Sunak träumt seit Jahresbeginn von einer „Innovation-Nation“ voller unternehmungslustiger Erfinder, die, unterstützt von Weltklasse-Universitäten, die Speerspitze des technologischen Fortschritts darstellen sollten.
Wie weit Britannien davon noch entfernt ist, zeigt die Insolvenz von Britishvolt, jenem Batterie-Start-up, das im Norden Englands für mehr als vier Milliarden Euro eine „Gigafactory“ für die Transformation zur Elektromobilität bauen wollte. Batterien für mehr als 300.000 Elektrofahrzeuge sollten dort pro Jahr produziert werden.
Die Ursachen für die Pleite sind vielfältig. Ein wesentlicher Grund ist jedoch, dass wirtschaftliche Ambitionen und politische Realitäten in Großbritannien schon länger nicht mehr zusammenpassen. Eine gigantische Batteriefabrik für ein Land, das seine Industrie seit Jahrzehnten vernachlässigt und sich handelspolitisch durch den Austritt aus der EU selbst isoliert hat, das konnte nicht gut gehen. Wer bei den neuen Technologien an der Weltspitze mitspielen will, braucht einen Markt, der so groß ist wie sein Ehrgeiz.
Dabei ist es nicht so, als ob Großbritannien nichts mehr zu bieten hätte. Im Gegenteil. Das Königreich beheimatet tatsächlich einige der besten Universitäten der Welt, verfügt über eine Spitzenforschung, ist eine Großmacht in der Life-Science und hat mit London nach wie vor einen der wichtigsten und dynamischsten Finanzplätze der Welt.
Den seit zwölf Jahren regierenden Konservativen ist es jedoch nicht gelungen, aus diesen Stärken nach dem Brexit ein kohärentes Standortprofil zu schmieden, das nicht nur für Tradition, sondern auch für Zukunft steht. Großbritannien wird heute mehr mit Familienfehden im Königshaus, einem kranken Gesundheitssystem, Massenstreiks und politischem Chaos in Verbindung gebracht als mit zukunftsweisenden Innovationen.
Premierminister Sunak hat das Land nach den Chaostagen der „Trussonomics“ im vergangenen Jahr zwar beruhigt. Den Beweis dafür, dass er mehr ist als ein pragmatischer Krisenmanager und dem irrlichternden Land eine neue Richtung weisen kann, ist er jedoch bislang schuldig geblieben. Johnson hatte mit „Levelling up“ zumindest eine Idee, das wirtschaftlich zerrissene Land wieder zusammenzuführen. Mit Britishvolt ist auch dieses Vorhaben zunächst gescheitert.
Vielleicht war es deshalb auch ganz gut, dass Sunak nicht zum Weltwirtschaftsforum nach Davos gefahren ist. Welche Botschaft hätte er auf der Weltbühne senden wollen? Und vielleicht ist es auch ein Signal, dass Oppositionsführer und Labour-Chef Keir Starmer die britische Fahne in den Schweizer Bergen hoch hielt und von Top-Managern aus aller Welt nach seinen Plänen für die Zukunft Großbritanniens befragt wurde.
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