Haruhiko Kuroda ist der Architekt eines einzigartigen geldpolitischen Experiments. Zum Ende seiner zehnjährigen Amtszeit stiftet Japans Notenbank-Chef einmal mehr Verwirrung.
Haruhiko Kuroda
Jahrelang verteidigte Japans Zentralbankchef Haruhiko Kuroda seine innovative Geldpolitik vehement.
Bild: REUTERS
Tokio In Japan endet eine geldpolitische Epoche im Tumult. Kurz bevor Japans Regierung diese Woche seinen Nachfolger ankündigen wird, sorgt Notenbankchef Haruhiko Kuroda, der zehn Jahre dieses Amt innehatte, noch einmal für große Irritationen.
Im Jahr 2016 hatte Kuroda nicht nur den Leitzins ins Minus gedrückt, sondern er begann – anders als die Kollegen anderer großer Notenbanken – die langfristigen Kapitalmarktzinsen mit einem definitiven Ziel unter Kontrolle zu halten: Die Renditen zehnjähriger Staatsanleihen durften nur 0,25 Prozentpunkte um den Nullpunkt schwanken.
Damit wollte die Notenbank dem Markt Raum zum Handeln geben, weil sie durch die riesigen Anleihekäufe inzwischen schon die Hälfte der ausstehenden Anleihen besitzt. Kurz vor Weihnachten dann die Kehrtwende: Ohne Vorwarnung verdoppelte Kuroda den Zinskorridor auf 0,5 Prozent. Seither spielen die Märkte verrückt.
Kuroda beteuerte, dass er damit nur die Funktion des oft anämischen Markts verbessern wollte. Denn anderswo stiegen die Zinsen. Damit musste die Bank von Japan immer mehr Bonds kaufen, um ihre Zinsobergrenze gegen Hedgefonds zu verteidigen.
Das Problem: Die Anleger interpretierten Kurodas Verbesserungsversuch als Zinserhöhung durch die Hintertür und griffen noch stärker an. Und plötzlich musste Kuroda, der die Eingriffe mit seinem Manöver verringern und damit den Handlungsspielraum seines Nachfolgers erhöhen wollte, im Rekordtempo Anleihen aufsaugen, um das neue Limit zu verteidigen.
Kurodas wahrscheinlicher Nachfolger, sein Stellvertreter Masayoshi Amamiya, steht damit nicht nur vor der Herausforderung, Japans Geldpolitik neu zu definieren. Er muss auch das Vertrauen des Markts in die Notenbank wieder herstellen.
Leicht wird das nicht. Am Montag stieg der Zins für zehnjährige Anleihen wieder auf 0,49 Prozent – nahe an die Zins- und Glaubwürdigkeitsgrenze der Notenbank.
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