Der Lehrermangel bedroht die Schule im Kern. Bei der Bekämpfung können die Kultusminister sich durchaus auch Manager zum Vorbild nehmen.
Lehrerin an der Tafel
Die Kultusminister sollten sich öfter ein Beispiel an der Wirtschaft nehmen.
Bild: dpa
Berlin Noch im vergangenen Jahr leugnete Karin Prien, die Chefin der Kultusministerkonferenz (KMK), was eigentlich nicht zu leugnen war: dass wegen des akuten Lehrermangels auch größere Klassen notwendig sein könnten. Nun hat der neue Kreis der Wissenschaftsberater der KMK in seltener und umso verdienstvollerer Art einen Katalog erstellt, was zu tun ist, um den Bildungsnotstand noch abzuwenden.
Weil das Studium lange dauert und Zuwanderung wenig bringt, gilt es, die vorhandenen Lehrer zu motivieren, länger und mehr zu arbeiten. Klingt einfach, ist aber vor allem wegen des öffentlichen Dienstrechtes Sisyphusarbeit. Zumal die Schulminister zu Recht Angst haben, mit neuen Zumutungen noch mehr Pädagogen in die ohnehin schon überbordende Teilzeit und den Vorruhestand zu treiben.
Es gilt jetzt vor allem aus dem Bereich Wirtschaft zu lernen. Auch dort gibt es bekanntlich einen akuten Fachkräftemangel. So gilt es vor allem, Anreize zur Mehrarbeit zu setzen: Vor allem mit Geld, denn Anspruch auf Freizeit in fünf oder zehn Jahren lockt heute kaum jemanden. Im Gegenteil: Es herrscht Misstrauen, ob die Politik gesammelte Zeitstunden später auch wirklich einlöst. Geld für Mehrarbeit müssen die Kultusminister bei den Finanzministern lockermachen.
Dazu kommen die Arbeitsbedingungen: Lehrer müssen schleunigst von Lasten wie Bürokratie, IT-Betreuung oder auch schlichtem Korrigieren befreit werden, sowie flexiblen Modellen nachkommen können: Wenn jemand sagt, er wolle aufstocken, aber eben nur auf eine Viertagewoche, dann muss das eben möglich sein. Belohnt werden müssen auch die, die sich engagieren: So kann es nicht sein, dass etwa Konrektorinnen kaum mehr verdienen als ,normale‘ Lehrerinnen.
Zugleich braucht es Mut zu unpopulären Maßnahmen: von genereller Mehrarbeit, die Sachsen-Anhalt soeben verordnet hat, über die Begrenzung der Teilzeit bis hin zur Absage an die beliebten Sabbaticals.
Am Ende werden auch größere Klassen nötig sein, wenn die Alternative Unterrichtsausfall ist. Das muss nicht unbedingt ein Schaden für die Schüler sein – steigert aber Belastung und Unmut der Lehrer. Deshalb ist ja die Ausschöpfung der Reserven so zentral: bis hin zur aggressiven Anwerbung von Seiteneinsteigern.
Die Kultusminister müssen also zugleich klare Ansagen machen, was angesichts der Notlage nicht mehr geht, und mit Geld und guten Worten motivieren. Ein Verweis auf die Wirtschaft, wo die Sitten rauer und Überstunden oft selbstverständlich sind, kann da nicht schaden.
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