Der Wohnungskonzern steht in der Kritik, weil er den Neubau einstellt. Die Rahmenbedingungen sind aber das Problem: Unternehmen sollten sich nicht in unrentable Investitionen drängen lassen.
Baustelle
Der Wohnungsneubau in Deutschland ist eingebrochen.
Bild: IMAGO/Frank Peter
Es ist an Symbolkraft kaum zu übertreffen: Europas größter Vermieter Vonovia stellt den Neubau von Wohnungen vorerst ein, nur bestehende Baustellen werden fertiggebaut, wie Vorstand Daniel Riedl in dieser Woche ankündigte. Bei Baukosten von 5000 Euro den Quadratmeter müsse man 20 Euro Miete pro Quadratmeter nehmen, so Riedl, was außerhalb von Städten wie München und Frankfurt völlig illusorisch sei.
So symbolträchtig die Ankündigung ist, am Ende reiht sich Vonovia damit in eine Vielzahl von Unternehmen ein, die wegen Zinswende und steigender Baukosten Projekte gestrichen haben. Dazu zählen ausdrücklich auch viele landeseigene Gesellschaften und Wohnungsgenossenschaften. Der gesamte Neubau ist im Prinzip zum Erliegen gekommen.
Umso irritierender ist deshalb die scharfe Kritik aus der Politik an der Ankündigung von Vonovia. Aus dem Bundesbauministerium heißt es, Vonovia könne sich als größtes Wohnungsunternehmen nicht aus der Verantwortung stehlen und solle Dividendenzahlungen einstellen und das Geld zu Absicherung des Neubaus verwenden.
Auch wenn Vonovia keine Details zur Größe der gestrichenen Projekte machte, ist klar: Mit Blick auf den Gesamtmarkt und auf das völlig unrealistische Ziel der Politik, 400.000 neue Wohnungen im Jahr zu bauen, spielen die Pläne von Vonovia allenfalls marginal eine Rolle.
Es sind die derzeitigen Rahmenbedingungen, die den Neubau insgesamt hemmen. Und es liegt doch im Ermessen und in der Verantwortung eines jeden Unternehmens, keine unrentablen Investitionen zu tätigen, um das langfristige Überleben zu sichern.
Das Kernproblem, warum der Neubau trotz des hohen Bedarfs eingebrochen ist, ist hinlänglich bekannt und lässt sich auch durch politische Polemik nicht aus der Welt schaffen. Durch den massiven Zinsanstieg von einem Prozent vor einem Jahr auf vier Prozent und die in ungekannte Höhen gestiegenen Baukosten ist jede Renditekalkulation für Vermieter hinfällig. Außerdem sind die politischen Rahmenbedingungen, was die Neubauförderung angeht, so unsicher und unzureichend, dass auch die Unterstützung von dieser Seite zumindest für den Moment wegfällt.
Da es illusorisch ist, darauf zu hoffen, dass die Niedrigzinsen zurückkommen werden, und sich die Baukosten auch nicht über Nacht halbieren lassen, bleibt nur eines: sich gemeinsam an einen Tisch zu setzen und zu überlegen, welche politischen Rahmenbedingungen es braucht, um den Neubau von Wohnungen wieder wirtschaftlich zu machen. Es geht auch um Regulierung, etwa darum, Bauvorschriften anzugleichen oder sogar abzusenken. Einiges ist in diesem Bereich schon geschehen, aber längst nicht genug.
Fest steht: Es entsteht keine einzige neue Wohnung dadurch, dass man sich mit populistischen Forderungen öffentlich bekämpft.
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