Die Ankündigung einer Teilmobilmachung zur Verstärkung der Truppen in der Ukraine ist kein Zeichen der Stärke des russischen Präsidenten. Vielmehr ist das Gegenteil der Fall.
Russlands Präsident Wladimir Putin mit Generalstabschef Walery Gerasimow 2017
Die russische Armee ist in der Ukraine in die Defensive geraten.
Bild: Reuters
Es ist nicht immer einfach, die Volten von Wladimir Putin rational nachzuvollziehen. Doch die Teilmobilmachung, die der russische Staatspräsident jetzt angeordnet hat und die im Westen große Besorgnis auslöst, ist ein Eingeständnis der Schwäche. Mit der Drohung mit Atomwaffen will er den stärkeren Westen niederringen. Zwischen Mobilmachung und Hissen der weißen Fahne verläuft ein schmaler Grat.
Die Teilmobilmachung, die Putin am Mittwochmorgen angekündigte, dient der Verstärkung seiner Truppen in der Ukraine. Letztlich ist es das Eingeständnis, dass seine Spezialoperation zur „Befreiung“ eines angeblich von Nazis unterjochten und angeblich vom Westen zu Kanonenfutter degradierten ukrainischen Volkes gescheitert ist.
Die Ukrainer sind nicht zu ihm übergelaufen, haben sich nicht jubelnd in die Hände Russlands begeben, sondern leisten erbittert Widerstand gegen die Angreifer und haben damit den neoimperialistischen Träumen eines Groß-Russlands nachhängenden Kremlherrscher an den Rand einer Niederlage gebracht. Das hätte niemand so erwartet, umso größer ist die Leistung der ukrainischen Armee.
Nun also sollen mehr Russen an die Front, um dort mit veralteter Technik, überkommenen Kommandostrukturen und ohne mobilisierenden Sinn zu kämpfen. Russland riskiert so die große Niederlage. Den Sieg will Putin mit Drohungen erzwingen, vor allem mit der Drohung eines Atomkriegs.
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Damit will er die Ukrainerinnen und Ukrainer in die Flucht schlagen und den Westen davon abbringen, weiter Waffen an die Ukraine zu liefern. Mit Angst hat die Sowjetunion ihren Zusammenhalt geschafft, Angst soll nun wieder abschrecken. Doch das im Kalten Krieg zwischen der UdSSR und dem Westen verbreitete Prinzip der Abschreckung erlaubt es nicht, sich von Angst beherrschen zu lassen.
Der Westen ist Russland ökonomisch, militärisch und moralisch überlegen, als Vorkämpfer für Freiheit und Demokratie. Die Behauptung, gegen den Neonazismus zu kämpfen, kommt dabei ausgerechnet von einem Mann, der sein Land in weiten Teilen zu einer Diktatur mit teils faschistischen Zügen umgebaut hat: nach innen zunehmend repressiv, nach außen zunehmend aggressiv und imperialistisch – und insgesamt ideologisch verblendet.
Russlands Präsident Putin bei der Militärparade am 9. Mai in Moskau.
Veraltete Technik und überkommene Kommandostrukturen in Russlands Armee.
Bild: via REUTERS
Putin überzeugt sein Volk nicht, er zwingt es zu Gehorsam. Die Menschen, die sich nicht fügen wollen, flüchten nach Europa. Am Ende kann der Westen nur verlieren, wenn er nicht an seine eigene Stärke glaubt.
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