Der junge Neobroker hat viele Anfängerfehler gemacht. Damit muss nun Schluss sein. Denn das Geschäftsmodell hat alle Zutaten für eine erfolgreiche Zukunft.
Frankfurt Der amerikanische Neobroker Robinhood will an die Börse. Und allen Unkenrufen zum Trotz: Das ist zunächst einmal eine gute Sache. Wer öffentlich gelistet ist, der verpflichtet sich zu Transparenz und Verlässlichkeit und tritt mit dem Anspruch an, das Geschäftsmodell aus den Kinderschuhen heraus in eine langfristige Zukunft zu führen. Kurz: Es ist die große Chance, erwachsen zu werden.
Vielleicht klingt das naiv, zu optimistisch. Aber das Potenzial für den Erfolg ist da. Robinhood in den USA wie auch die Konkurrenten Trade Republic und Scalable Capital in Deutschland haben erkannt, dass es Millionen Kleinanleger da draußen gibt, die sich weder von den teuren, elitären Investmentriesen wie Blackrock noch von den etwas piefig daherkommenden Filialbanken und deren Sparbüchern angesprochen fühlen. Es ist eine sehr attraktive Zielgruppe: junge Leute, die ihr erstes richtiges Geld verdienen und es am Kapitalmarkt anlegen wollen, und zwar zu günstigen Konditionen und zu jeder Tages- und Nachtzeit von ihrem Smartphone aus.
Es ist alles andere als ein windiges Geschäftsmodell, es lohnt sich, in diese Kundschaft zu investieren. Denn ein Großteil davon wird auch dann bleiben, wenn die Corona-Pandemie vorbei ist, die mit ihren vielen Lockdowns zu einer Sonderkonjunktur für die Neobroker geführt hat, weil viele Menschen plötzlich sehr viel mehr Zeit hatten, sich zu Hause mit dem Thema Geldanlage zu beschäftigen.
Umso wichtiger ist es, dass die Neobroker nun langfristig solide Strukturen schaffen. Robinhood hat damit bereits begonnen: Der Verwaltungsrat wird professionalisiert und mit namhaften Köpfen aus der Wirtschaft besetzt. Er sollte dafür sorgen, dass strategische Entscheidungen nicht im stillen Kämmerlein allein von den Gründern getroffen werden.
Der nächste Schritt muss sein, den Kunden gegenüber ehrlich zu sein: lieber von ihnen Gebühren kassieren, als Informationen über Kundentransaktionen an große Wall-Street-Konzerne verkaufen. Ein transparentes Gebührenmodell dürfte den Weg in eine profitable Zukunft weisen.
Und zu guter Letzt: Dringend müssen die Altlasten weggeräumt werden. Auch hier hat Robinhood den Anfang gemacht und für einen Vergleich mit der US-Finanzaufsicht tief in die Tasche gegriffen. Es ging um angebliche Irreführung von Kunden, lasche Kontrollen beim riskanten Optionshandel und technische Pannen.
Bleibt zu hoffen, dass die Probleme an der Wurzel gepackt werden. An der Börse ist für all diese Dinge kein Platz.
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