03.12.2019
18:00
Die Gewerkschaft IG Metall fordert Milliarden, um Thyssen-Krupps Stahlsparte wieder wettbewerbsfähig zu machen. Damit dürfte es nicht getan sein.
Thyssen-Krupp
Ein Komplettverkauf der Aufzugsparte würde mehr als 15 Milliarden Euro in die klamme Konzernkasse spülen.
Bild: Imago
Angesichts des Verlusts von 260 Millionen Euro, den Thyssen-Krupp im abgelaufenen Geschäftsjahr zu verzeichnen hatte, wirkt die Forderung der Gewerkschaft wie aus der Luft gegriffen: 1,5 Milliarden Euro Soforthilfe verlangt die IG Metall, um die Anlagen der notleidenden Stahlsparte des Ruhrkonzerns kurzfristig wieder wettbewerbsfähig zu machen.
Nicht eingerechnet sind dabei die langfristigen Investitionen für den Klimaschutz. Zehn Milliarden Euro sind dafür nach Berechnungen des Unternehmens bis 2050 nötig – macht noch einmal gut 300 Millionen Euro pro Jahr zusätzlich.
Selbst in guten Zeiten hätte es die Sparte wohl schwer, diese Zukunftsinvestitionen dauerhaft zu stemmen.
Zwar würde ein Komplettverkauf der Aufzugsparte auf einen Schlag deutlich mehr als 15 Milliarden Euro in die klamme Konzernkasse spülen. Thyssen-Krupp könnte damit in Summe fast 13 Milliarden Euro Finanzschulden und Pensionslasten ablösen – und hätte trotzdem noch ein wenig Geld für Restrukturierungen und Investitionen übrig.
Dabei dürfte es jedoch schwierig werden, den Investoren zu erklären, weshalb dieses Geld angesichts der chronischen Strukturkrise der Branche und steigender Kosten für Klimaschutz ausgerechnet bei einem Stahlhersteller in Europa gut angelegt sein soll.
Erste Fondsmanager sprechen schon boshaft von der Abwicklung des Konzerns, sollte Thyssen-Krupp über Jahre nicht in der Lage sein, einen positiven Cashflow zu erwirtschaften. Ob das langfristig gelingt, hängt dabei maßgeblich vom Umfeld ab, das die Politik der europäischen Stahlindustrie für die Transformation zur CO2-freien Stahlproduktion schafft.
Nicht umsonst fordert die IG Metall neben Investitionsgeldern vom Konzernvorstand auch staatliche Hilfen für bestimmte Sprunginnovationen – mit dessen Hilfe sich der Umstieg auf Wasserstoff-Öfen für die Hersteller rechnen ließe. Das käme am Ende allen Stakeholdern zugute: Investoren, Kunden, Mitarbeitern – und nicht zuletzt auch dem Klima.
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