Guten Morgen liebe Leserinnen und Leser,
das Geschehen erinnere ihn ein wenig an die US-Filmkomödie „Und täglich grüßt das Murmeltier“, meint Handelsblatt-Luftfahrtreporter Jens Koenen: Seit Tagen berichten italienische Zeitungen wieder einmal, Lufthansa stehe kurz vor dem Einstieg bei ITA, der Nachfolgegesellschaft der insolventen Alitalia.
In den zurückliegenden Jahren hatte es diese Prognose immer wieder gegeben – erfüllt hat sie sich bislang nie. Dieses Mal scheint es anders zu sein.
Ein Dekret, das die italienische Regierung kurz vor Weihnachten verabschiedete, ist zwischen den Zeilen auf einen einzigen Wunschkäufer für ITA zugeschnitten: Lufthansa. Mit dem Zukauf in Italien könnte Lufthansa-Chef Carsten Spohr die Rolle seines Konzerns als größter Airline-Verbund in Europa weiter ausbauen.
Zudem, analysiert Kollege Koenen, brächte ITA mit Rom das dringend benötigte Umsteige-Drehkreuz in Südeuropa in den Lufthansa-Konzern, um auf neuen Strecken etwa in Richtung Afrika wettbewerbsfähig zu sein.
Aus demselben Grund, sagte Spohr kürzlich auf einer internen Lufthansa-Veranstaltung, schaue man sich auch die portugiesische TAP an. Die Regierung in Lissabon will die Fluggesellschaft ebenfalls privatisieren.
Die belgische Regierung und der Energiekonzern Engie haben sich auf die Laufzeitverlängerung der zwei Atomkraftwerke Tihange 3 und Doel 4 bis 2035 geeinigt. Die Verlängerung sei entscheidend, um die Energieversorgungssicherheit in den nächsten zehn Jahren zu gewährleisten, sagte der belgische Premierminister Alexander De Croo am Montagabend. In Deutschland sorgen die belgischen Atommeiler immer wieder für Diskussionen. Mehrfach wurden Mängel festgestellt, etwa marode Betonteile.
Gut möglich allerdings, dass in Deutschland die letzten drei Atomkraftwerke wie geplant in diesem Frühjahr vom Netz gehen und wir dann noch froh sein werden, stattdessen Atomstrom aus den belgischen Brösel-Reaktoren importieren zu können.
Wie stark wir bereits jetzt auf solche Importe angewiesen sind, hat Handelsblatt-Energieexperte Klaus Stratmann anhand des 16. Dezember 2022 nachgezeichnet:
Für Christof Bauer, Energieexperte der TU Darmstadt, sind diese Zahlen ein Alarmsignal: Zum ersten Mal haben wir am konkreten Ereignis gesehen, dass Deutschland bereits heute auf zuverlässige Lieferungen aus dem Ausland angewiesen ist.
Aber, so Bauer: Dass das Ausland immer aushelfen könne, sei keineswegs sicher.
Die deutsche Politik nimmt dieses Risiko bei der Energieversorgung offenbar wissentlich in Kauf. Für den Kollegen Stratmann erfüllt dies den Tatbestand der „Organisierten Verantwortungslosigkeit“.
Es ist das letzte große Tabu bei den Waffenlieferungen an die Ukraine: keine Kampfpanzer aus westlicher Produktion. Wobei die Ungedienten unter uns in den vergangenen Monaten erst Schritt für Schritt lernen mussten, dass zwar allerlei Kriegsgerät in die Kategorie Panzer fällt (Panzerhaubitzen, Flakpanzer, Schützenpanzer, Spähpanzer), aber sich deshalb noch lange nicht zum Kampfpanzer qualifiziert.
Zum Glück bin ich vor Jahren mal neugierig dem braunen Hinweisschild an der A7 zum „Deutschen Panzermuseum“ in der Lüneburger Heide gefolgt, sonst hätte ich der Debatte wahrscheinlich schon vor Monaten nicht mehr folgen können.
Nun scheint auch das letzte Tabu zu fallen: Großbritannien erwägt nach übereinstimmenden Meldungen verschiedener Medien, bis zu zehn Kampfpanzer vom Typ Challenger 2 an die Ukraine zu liefern. Offiziell soll die Entscheidung laut „Spiegel“ beim Treffen der sogenannten „Ramstein-Gruppe“ der westlichen Ukraine-Verbündeten am 20. Januar fallen. Parallel strebt die polnische Regierung eine breite Koalition mehrerer Länder zur Übergabe westlicher Kampfpanzer wie etwa des Leopard 2 an.
Großbritannien erwägt offenbar bis zu zehn Kampfpanzer vom Typ Challenger 2 an die Ukraine zu liefern.
Bild: imago/StockTrek Images
Regierungssprecher Steffen Hebestreit machte gestern deutlich, dass es in Deutschland keinen Kurswechsel bei den Kampfpanzern gibt: „Die Bundesregierung hat zum jetzigen Zeitpunkt kein Bestreben, ihrerseits Leopard-2-Kampfpanzer an die Ukraine zu liefern.“
Der entscheidende Teil des Satzes dürfte lauten: „zum jetzigen Zeitpunkt“.
Denn: Wenn andere westliche Verbündete vorlegen, wird sich die Bundesregierung dem Gruppendruck einmal mehr kaum entziehen können.
Dem deutschen Aktienmarkt ist der beste Jahresstart seit 2003 gelungen. Die Aussichten für den gesamten Markt sind allerdings unsicher. Um Orientierung zu bieten, hat das Handelsblatt für alle 160 Aktien im Dax, MDax und SDax mehr als 2000 Einschätzungen von Analystinnen und Analysten ausgewertet, und auf dieser Basis ein Ranking mit den „Top-Picks“ der Experten für das Jahr 2023 erstellt.
Unter den meistempfohlenen Aktien finden sich Blue Chips wie die Deutsche Telekom oder Infineon, aber auch überraschende Namen wie der IT-Dienstleister Adesso oder der Glasfaserspezialist Adtran.
Merke: Ein Analyst kann irren. Bei 2000 Analystenstimmen ist das zumindest unwahrscheinlicher.
Prinz Harry's Buch „Spare“ erscheint heute weltweit.
Bild: AP
Wegen schwerer Regenfälle in Kalifornien müssen alle Einwohner die Stadt Montecito verlassen. Das ordneten die örtlichen Behörden am Montagabend an. Zu den Bewohnern des Promi-Clusters zählen auch Prinz Harry und seine Frau Meghan. Doch vermutlich hieße es den meteorologischen Einfluss der verstorbenen Königin Elizabeth II. zu überschätzen, würde man in den Niederschlägen einen Ordnungsruf aus dem Jenseits an den unbotmäßigen Enkel vermuten.
Verdient hätte er’s. Harrys autobiographisches Abrechnungsbuch mit dem britischen Königshaus kommt heute auf den Weltmarkt. Falls Sie nach den unzähligen weinerlichen Vorab-Interviews des Prinzen und den kolportierten Textpassagen über Harrys ersten Sex hinterm Pub so gar keine Notwendigkeit verspüren, das Werk zu lesen: Dann geht es Ihnen wie mir.
Ich wünsche Ihnen einen Tag, so prall gefüllt wie eine Prinzenrolle.
Herzliche Grüße
Ihr
Christian Rickens
Textchef Handelsblatt
PS: Im vergangenen Jahr war Krisenmanagement angesagt. Nun ringt die Ampelkoalition um einen gemeinsamen Kurs für 2023. Was können SPD, Grüne und FDP noch gemeinsam erreichen? Mit welchen Themen sollten sie sich als nächstes auseinandersetzen? Was lief bislang gut, wo wurden Fehler gemacht? Schreiben Sie uns Ihre Meinung in fünf Sätzen an [email protected]. Ausgewählte Beiträge veröffentlichen wir mit Namensnennung am Donnerstag.
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