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14.03.2023

06:18

Morning Briefing

Beruhigende Worte: Politik will Finanzmärkte besänftigen 

Von: Teresa Stiens

Guten Morgen liebe Leserinnen und Leser,

nach der Pleite der Silicon Valley Bank grassiert die Angst vor einer Bankenkrise. Die Aktien vieler Geldhäuser rauschten in den Keller. In den USA verlor die First Republic Bank in den ersten Handelsstunden am Montag zwei Drittel ihres Börsenwerts. Auch die Commerzbank verlor zweistellig und die Aktie der Credit Suisse fiel auf ein Rekordtief.

Aus der Furcht vor der Krise könnte eine Prophezeiung werden, die sich selbst erfüllt. Wo nämlich Angst vor dem Crash herrscht, drohen Kunden ihre Gelder abzuziehen, was den Crash erst herbeiführt. Die Nachricht, die Politiker und Regulierer jetzt verbreiten, lautet deshalb wie im Science-Fiction-Roman „Per Anhalter durch die Galaxis“ schlicht: „Don’t panic“. Denn um eine Bankenkrise zu verhindern, sind drei Dinge essenziell: Vertrauen, Vertrauen und nochmal Vertrauen.

„Euer Geld wird da sein, wenn ihr es braucht“, versprach deshalb am Montag US-Präsident Joe Biden und kündigte eine strengere Bankenregulierung an.

Reuters

Nach der Pleite der Silicon Valley Bank brach die Commerzbank-Aktie am Montag zeitweise um 16 Prozent ein.

Die deutsche Version dieser Aussage fiel etwas kryptischer aus, hatte aber einen ähnlichen Inhalt. „An der Stabilität haben diese Institutionen keinen Zweifel gelassen“, sagte Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) über die deutschen Banken.

Auch Finanzexperten sehen momentan keinen Grund zur Panik: „Ich gehe nicht davon aus, dass die Probleme, die wir in den USA erleben, auf Europa überschwappen werden„, sagt Edgar Walk, Chefvolkswirt von Metzler Asset Management. Insidern zufolge teilt die deutsche Finanzaufsicht diese Einschätzung aktuell auch.

Dass Beteuerungen wie die derzeitigen tatsächlich einen positiven Effekt haben können, zeigt ein Blick ins Jahr 2012. Damals beruhigte der damalige Präsident der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, die Finanzmärkte mit den Worten „whatever it takes“. Was immer gebraucht werde, um das System zu stabilisieren, es werde unternommen. Wertvolle Worte, die in Krisen wie diesen tatsächlich auf der Goldwaage liegen.

Es gibt Dinge, die gehören zum Lebensgefühl in deutschen Innenstädten einfach dazu. Tauben, die Pommes aus dem Mülleimer klauen. Straßenmusiker, die auf einer alten Gitarre spielen und „Let it be“ von den Beatles schmettern. Und große Warenhäuser mit der grünen Aufschrift „Galeria Kaufhof“.

Doch letztere dürften aus dem Bild vieler Einkaufsstraßen langsam verschwinden. Denn der Warenhauskonzern hat jetzt eine Liste veröffentlicht, aus der hervorgeht, welche Filialen geschlossen werden sollen. Nur 77 Standorte bleiben demnach erhalten, 52 Häuser müssen schließen.

21 davon werden schon Ende Juni die letzten Kunden empfangen, darunter Cottbus, Hagen und Offenbach. 31 weitere schließen bis Ende Januar des kommenden Jahres ihre Türen, darunter Bayreuth, Dortmund und Oldenburg. Insgesamt werden wohl rund 5000 Mitarbeiter ihren Job verlieren – der Betriebsrat sprach von einem „rabenschwarzen Tag“ für die Beschäftigten.

Welche Filialen schließen und welche erhalten bleiben, lesen Sie hier.

Knapp zwei Jahre ist es her, dass sich im südostasiatischen Myanmar eine Militärjunta an die Macht putschte und die bisherige Präsidentin und Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi absetzte. Dem seitdem amtierenden Militärregime werden schwere Menschenrechtsverstöße vorgeworfen.

Vor diesem Hintergrund ist extrem brisant, was Südostasien-Korrespondent Mathias Peer jetzt berichtet. Denn mehrere deutsche Firmen machen offenbar gute Geschäfte mit der burmesischen Militärjunta. Das legt ein Bericht der Organisation Justice for Myanmar nahe, der sich auf geleakte Finanzdaten, Steuerinformationen und Fotomaterial des Regimes stützt.

Von der Organisation ausgewertete Fotos sollen beispielsweise den Einsatz von Siemens-Technik in mehreren Militärkrankenhäusern zeigen. In dem Datenmaterial findet sich auch eine Umsatzliste des deutschen Logistikunternehmens Rhenus. Darin werden Geschäfte mit von der Junta kontrollierten Ministerien aufgeführt, die den Angaben zufolge nach dem Putsch erfolgt sind.

Grafik

Myanmar gilt in der Region als vergleichsweise kleiner Handelspartner für Deutschland. Mit Vietnam, Bangladesch, Thailand und Kambodscha sind die ökonomischen Beziehungen weit ausgeprägter. Die meisten Produkte werden nach Deutschland importiert, nur 86 Millionen Euro Warenwert gehen von hier nach Myanmar.

dpa

Proteste in Moldau: Die Demonstrationen gelten weithin als orchestriert und von Russland beeinflusst.

Von Südostasien jetzt nach Osteuropa, genauer gesagt in die Republik Moldau, wo die Angst vor einem prorussischen Staatsstreich umgeht. Seit Jahren ist das Land, ähnlich wie die Ukraine, zwischen seiner Nähe zu Westeuropa und der russischen Föderation hin- und hergerissen. Momentan regiert in der Hauptstadt Chișinău eine proeuropäische Regierung. Der abtrünnige Landesteil Transnistrien allerdings sieht sich zu Moskau hingezogen. In dem schmalen Landstrich sind mehr als tausend russische Soldaten stationiert.

Moskau versucht derzeit verstärkt, die ehemalige Sowjetrepublik Moldau durch Einschränkung der Energieversorgung und orchestrierte Proteste zu destabilisieren. Außenminister Nicu Popescu berichtet im Handelsblatt-Interview, dass sein Land „ständigen Angriffen“ ausgesetzt sei. Russische Raketen hätten den moldauischen Luftraum überquert, deswegen brauche sein Land Ausrüstung zur Luftraumüberwachung und –verteidigung. Dazu sei man mit den internationalen Partnern im Gespräch.

Zum Abschluss noch eine traurige Nachricht aus der Leichtathletik. Der Hochspringer Dick Fosbury ist am gestrigen Montag gestorben. Er holte 1968 in Mexiko in seiner Disziplin für die USA olympisches Gold.

Falls Sie sich daran nicht mehr so genau erinnern, ist Fosbury Ihnen vielleicht aus einem anderen Grund bekannt: Er war der erste Athlet, der die Hochsprungstange in Rückenlage mit dem Kopf voran überquerte. Bis dahin waren die Athleten meist in der Frontalhocke über die Stange gesprungen.

Ich bin der Meinung, dass wir im Alltag öfter an Fosbury denken sollten. Nicht nur beim Hochsprung, sondern in allen Lebenslagen, in denen uns ein Hindernis begegnet. Vielleicht finden wir so ja eine revolutionäre neue Möglichkeit, es zu überwinden.

Ich wünsche Ihnen einen guten Tag voller ungeahnter Höhenflüge.

Herzliche Grüße
Ihre

Teresa Stiens
Redakteurin Handelsblatt

PS: Eigentlich wollte Finanzminister Lindner die Etatpläne für den Haushalt 2024 am Mittwoch dem Kabinett präsentieren. Doch der FDP-Chef und seine Kabinettskollegen werden sich bislang nicht über die Ausgaben einig.

Ist es richtig, dass Lindner auf die Einhaltung der Schuldenbremse pocht? Wo würden Sie den Rotstift ansetzen? Oder sehen Sie doch eher Potenzial für Steuererhöhungen? Schreiben Sie uns Ihre Meinung in fünf Sätzen an [email protected]. Ausgewählte Beiträge veröffentlichen wir mit Namensnennung am Donnerstag gedruckt und online.

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