Handelsblatt App
Jetzt 4 Wochen für 1 € Alle Inhalte in einer App
Anzeigen Öffnen
MenüZurück
Wird geladen.

06.01.2023

06:00

Morning Briefing

CES 2023: Können Technologien die Welt retten?  

Von: Teresa Stiens

Guten Morgen liebe Leserinnen und Leser,

wer wissen will, wie es derzeit um den Gemütszustand der Menschheit bestellt ist, sollte in die Wüste von Nevada fahren. Dort, in der Prunkstadt Las Vegas, findet gerade die weltgrößte Technologiemesse CES statt. Das Nonplusultra der Branche trifft sich hier, um über neue Trends zu informieren und mit aktuellen Bedürfnissen noch mehr Geld zu machen.

Das Erstaunliche: Während es vor kurzem noch darum ging, wie der Kundschaft mithilfe von „Gadgets“ noch mehr lustige Spiele verkauft werden können, geht es den Unternehmen mittlerweile vorrangig um die Lösung existenzieller Probleme. Das beobachtet zumindest unser Tech-Reporter aus dem Silicon Valley, Stephan Scheuer.

Doch die Wandlung der CES hin zur vermeintlichen Weltrettermesse lässt nichts Gutes erahnen. Und wirft gleichzeitig die Frage auf, welche grundlegenden Probleme unserer Zeit die Technologie überhaupt lösen kann.

Technologie beherrscht die Welt – und könnte vieles bewirken.

Eine Frage, mit der sich unsere Reporterinnen und Reporter im heutigen Wochenendtitel beschäftigt haben. Sie identifizieren sieben Herausforderungen, für die neue Erfindungen eine Lösung liefern könnten.

Dazu zählen etwa intelligente Gerätschaften, die dabei helfen sollen, Lieferketten zu stabilisieren. Unternehmensleiter könnten so live darüber informiert werden, was sich bei ihrer Ware gerade so tut. Der Kühlcontainer beim Lkw kann also schnell Alarm schlagen und mitteilen: „Hallihallo bei mir steht die Tür offen.“

Vor allem zur Bekämpfung der Klimakrise sind die Hoffnungen auf technologische Helferlein groß. So könnten neue Batterien Energie aus Wind und Sonne speichern. Auch bei der militärischen Verteidigung soll Technologie stärker zum Einsatz kommen – und zwar „made in Germany“. Denn auf Lösungen von anderen Großmächten kann sich Deutschland nicht länger verlassen. Die Idee: Sensoren etwa von Panzern, Drohnen und Satelliten könnten vernetzt werden, um so einen digitalen Echtzeit-Lagebericht zu bekommen.

Mein persönlicher Favorit der Problemlösungstechnologien allerdings ist Horst 600. Horst ist ein Roboter, der pro Jahr rund 30.000 Hydraulikventile produzieren kann und somit einen Vorgeschmack darauf bietet, wie der Fachkräftemangel technisch gelöst werden könnte. Meine Hoffnung: Vielleicht hat Horst nach Feierabend ja auch noch Lust, bei mir Staub zu saugen oder die Wäsche aufzuhängen.

Eine Tätigkeit, die ich persönlich sehr faszinierend finde, ist die des Börsenskeptikers. Ein Metier, in dem häufig kuriose Sätze fallen dürften wie etwa „Herrje, die Kurve sieht aber gar nicht gut aus“ oder „Wenn ich mir diese Aktie angucke, wird mir schon wieder Angst und Bange“.

Derzeit warnen eben jene Skeptiker verstärkt vor falscher Euphorie am Finanzmarkt. Ihr Kernpunkt: Die Anleger leiden unter einem Realitätsverlust. Der Geschäftsführer des Vermögensverwalters Sentix, Patrick Hussy, prophezeit: „Die Rezession wird länger dauern und schwerer sein, als viele Investoren annehmen.“

Er erwartet Gewinneinbrüche im Firmensektor, eine anhaltend hohe Inflation und Zinserhöhungen über die aktuellen Erwartungen hinaus. „So werden die Aktien von zwei Seiten in die Zange genommen“, befürchtet er.

Grafik

Der Analyst vermutet beim deutschen Aktienindex, der seit der Finanzkrise 2008 eigentlich nur den Höhenflug kannte, sogar einen „Ausverkauf im Oktober“ und hält einen Absturz auf 10.000 Punkte für möglich. Das wäre ein Verlust von mehr als 30 Prozent.

Welchen Einfluss die aktuelle Krise hat, damit beschäftigen sich auch meine Berliner Kollegen aus dem Politikressort in einer ausführliche Analyse. Sie stellen sich die Frage: Wie teuer kommt die Krise Deutschland bislang zu stehen?

Die große Spendierlaune, die Experten nach der Coronakrise erwartet haben, ist wegen der anschließenden Krisen erstmal ausgeblieben. Die Folge: Statt eines nachgeholten Wachstums erwartet Deutschland vermutlich eine Rezession.

Das große Problem: Viel Geld ist in den vergangenen Monaten für Energieimporte ins Ausland geflossen – Kapital, das also für die deutsche Volkswirtschaft unwiederbringlich verloren ist. Handelsblatt-Chefökonom Bert Rürup fordert daher von der Bundesregierung eine klare Wachstumsstrategie für die kommenden Jahre.

Parallelen der aktuellen Situation zur Ölpreiskrise 1979 bis 1981 liefern keinen Anlass für allzu großen Optimismus. Damals konnten die gesamtwirtschaftlichen Verluste erst fünf Jahre später, 1986, wieder ausgeglichen werden. Hoffen wir also auf die Jahre ab 2028.

imago images/Chris Emil Janßen

Schützenpanzer Marder: Die Bundesregierung erklärt, die Panzer-Lieferung sei mit den USA und Frankreich abgestimmt.

Nur noch wenige Wochen, dann kann Europa mit wärmeren Temperaturen rechnen. Während sich die Deutschen auf Eiscreme und sinkende Gasrechnungen freuen, bedeutet das Frühjahr für die Ukraine wohl eine weitere Intensivierung der Kampfhandlungen von russischer Seite.

Dazu telefonierte Bundeskanzler Olaf Scholz gestern Abend deutscher Zeit mit dem amerikanischen Präsidenten Joe Biden, der ebenfalls weitere Waffen liefern will. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) betonte, die Ukraine habe das Recht, sich selbst gegen den russischen Angriff zu verteidigen, und Deutschland habe die Pflicht, ihr dabei zu helfen.

Zuletzt bleibt nur noch der fast schon traditionelle Blick in die USA auf die ständige Wahlwiederholung im Repräsentantenhaus. In der Nacht machte Kevin McCarthy die elf gescheiterten Wahlgänge voll, ein Ende des Prozederes ist bisher nicht in Sicht.

Der Spott indes wächst. In den Sozialen Medien wurde schon vorsichtshalber darauf hingewiesen, dass die Verfassung nicht verbietet, eine Katze als Sprecherin zu wählen. Seufzend denkt man sich, dass selbst die Wahl einer Katze mittlerweile vielleicht ein legitimer Weg wäre, um die Blockade der amerikanischen Demokratie endlich aufzulösen.

In der kommenden Woche begrüßt Sie an dieser Stelle wieder mein Kollege Christian Rickens.

Ich wünsche Ihnen einen guten Start in den Tag – ohne Katzenhaarallergie.

Es grüßt Sie herzlich

Ihre

Teresa Stiens
Redakteurin Handelsblatt

Morning Briefing: Alexa

Direkt vom Startbildschirm zu Handelsblatt.com

Auf tippen, dann auf „Zum Home-Bildschirm“ hinzufügen.

Auf tippen, dann „Zum Startbildschirm“ hinzufügen.

×