Guten Morgen liebe Leserinnen und Leser,
als ich gestern Nachmittag die Titelgeschichte unserer Start-up-Reporterinnen Larissa Holzki und Nadine Schimroszik bearbeitet habe, habe ich wieder einmal über die faszinierende Szene gestaunt, in der die beiden unterwegs sind. Die Start-up-Welt, das ist Kapitalismus im Overdrive, schöpferische Zerstörung mit Presslufthammer und Dynamitstange.
Unter anderem habe ich das schöne Wort „Liquidationspräferenz“ gelernt. „Liquidationspräferenzen garantieren Investoren, dass ihre Ansprüche bei einem Unternehmensverkauf als erste bedient werden – und frühere Geldgeber, Gründer und Mitarbeiter schlimmstenfalls leer ausgehen“, erläutert uns der Morgan-Stanley-Banker Tammo Bünnemeyer.
Nachdem es für neugegründete Unternehmen in Deutschland jahrelang Wagniskapital im Überfluss gab, sind die Investoren durch Zinsanstieg und Konjunktureinbruch plötzlich wählerisch geworden. Wenn ein Start-up in der derzeitigen Situation dringend Geld braucht, dann akzeptiert es so einiges, im Zweifel eben auch eine Liquidationspräferenz. Bünnemeyer: „Manchmal bekommen Investoren einfach nur ihren Einsatz zurück, manchmal wird garantiert, dass sie etwa das 1,5- oder 2-Fache des investierten Kapitals erhalten.“
Fazit: Wie gehabt sitzen Start-up-Gründer und Geldgeber in einem Boot. Aber manche reisen inzwischen erste Klasse mit Schwimmweste, andere im Zwischendeck.
Was ich ebenfalls gelernt habe: Es gibt mittlerweile rund drei Dutzend deutsche Start-ups, die von Investoren mit mindestens einer Milliarde Euro bewertet werden. Für die sogenannten Einhörner gabelt sich jetzt der Reitweg, links geht’s zur Goldgrube, rechts zum Gnadenhof.
Aussicht auf weiteres Wagniskapital hat nur, wer einen plausiblen Weg zu schwarzen Zahlen vorlegen kann oder an wirklich bahnbrechenden Innovationen arbeitet. Unser Start-up-Team hat die Zukunftsaussichten aller deutschen Einhörner einem Krisencheck unterzogen. Sie verteilten dreimal die Note „sehr gut“ – und einmal „mangelhaft“.
Mario Mehren steht wie kaum ein anderer Manager beim Thema Russland unter Rechtfertigungsdruck. Der Chef von Deutschlands größtem Öl- und Gasförderer Wintershall Dea hatte seit dem Beginn des Kriegs in der Ukraine am 24. Februar jede Interviewanfrage abgeblockt.
Nun sprach der Manager mit dem Handelsblatt – und es gab einiges zu erklären. Wintershall Dea war finanziell an beiden Nord-Stream-Pipelines beteiligt und musste mehr als eine Milliarde Euro abschreiben.
Vor allem aber fördert das Unternehmen gemeinsam mit Gazprom in Sibirien Öl und Gas – bis heute. Erst kürzlich wurde unter anderem im „Spiegel“ der Vorwurf erhoben, Gaskondensat von Wintershall Dea gehe auch ans russische Militär, was Mehren im Interview bestreitet.
Der moralische Druck auf den Wintershall-Chef, endlich einen Schlussstrich unter das Russlandgeschäft zu ziehen, ist enorm. Doch eine klare Rückzugserklärung gibt es von Mehren nicht.
Wolfgang Schäuble ist seit einem halben Jahrhundert Bundestagsmitglied. Im Handelsblatt-Interview spricht er über seine Erfahrungen.
Bild: Reuters (2), Getty (3)
Und noch einer redet im Handelsblatt Klartext: Wolfgang Schäuble, der im November sein 50. Jubiläum im Bundestag feiert. Bei ihm paart sich scharfer Intellekt mittlerweile mit der Schonungslosigkeit des Alters. Hier die überraschendsten Zitate.
Herzliche Grüße
Ihr
Christian Rickens
Textchef Handelsblatt
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