Guten Morgen liebe Leserinnen und Leser,
die brisantesten Reisen sind die, die es offiziell gar nicht gibt. Malaysia, Südkorea, Japan und Singapur stehen auf dem Tourplan von Nancy Pelosi, der demokratischen Sprecherin des US-Repräsentantenhauses. Alles streng im Sinn von Sicherheit, wirtschaftlicher Partnerschaft und demokratischer Regierungsführung in der indopazifischen Region.
Doch es ist durchgedrungen, dass Pelosi – ranghöchste Besucherin aus der US-Politik seit 25 Jahren – heute nach Taiwan kommen und am Mittwoch den taiwanesischen Ministerpräsidenten Su Tseng-chang treffen möchte. Kommt sie, kommt sie nicht?
Damit wird der Trip zum Politikum: Einerseits wollen die USA der demokratischen Insel alle Hilfen versprechen, schon um nicht als jener „Papiertiger“ zu erscheinen, den Peking bespöttelt.
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Andererseits akzeptieren sie auch die „Ein-China-Politik“ des Landes, und zu der gehört Taiwan. Die rote Volksrepublik sieht prompt in einer Visite Pelosis eine „krasse Einmischung in Chinas innere Angelegenheiten“, so ein Sprecher. Die Volksbefreiungsarmee werde „nicht tatenlos zusehen“ und China „sicher energische und entschiedene Maßnahmen ergreifen, um unsere Souveränität und territoriale Integrität zu schützen“.
Von „Säbelrassen“ würde Konfliktexperte Gerhard Schröder reden. Wir halten es mit Konfuzius: „Wohin du auch gehst, gehe mit ganzem Herzen.“
Einen Sinn für Erneuerbare Energien hat der scheidende CEO Frank Mastiaux, 58, vom staatlichen Karlsruher Energiekonzern EnBW bewiesen. Nach dem Atom-Aus korrigierte er den Kurs. Nun, nach Wladimir Putins Energiewaffengang mittels seines Monopolwerkzeugs Gazprom, deutet er wieder leichte Korrekturen an. Im Handelsblatt-Gespräch sagt der Manager über...
In Zeiten wie diesen ist der Begriff „Warmduscher“ nicht mehr Weichei-Satire, sondern ein harter Vorwurf.
Luxusautos und Immobilien: Vor allem Häuser machen den Reichtum der Deutschen aus.
Bild: Andreas Hub/laif
Da viele derzeit von drohender Verarmung und Wohlstandsverlusten reden, ein von Putin einkalkulierter Effekt seiner multiplen Bedrohungsstrategie, ist das Ergebnis einer neuen Vermögensstudie so überraschend wie mutmachend: „Deutschland ist erheblich reicher, als es die offiziellen Statistiken zeigen.“
Das schreiben Thilo Albers von der Humboldt-Universität, Charlotte Bartels vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung sowie Moritz Schularick von der Universität Bonn. Das liege erstens an vielen nicht börsennotierten Firmen (manche „hidden champions“), die erheblich wertvoller als die Buchwerte seien. Sowie zweitens an zu niedrigen Wertansätzen für Immobilien – die bei zehn Billionen Euro lägen, nicht bei acht Billionen.
Das alles führt dazu, dass der Abstand zwischen Mittel- und Oberschicht kleiner ist als vermutet – dafür ist der Abstand der vermögensärmeren Hälfte der Bevölkerung zur Elite viel größer. Hier geht die soziale Schere auf, auch weil Reiche bei der Geldanlage viel höhere Renditen erzielen als Menschen mit wenig Vermögen. Die Dauerdiät bei den Zinsen hat auch zu einer neuen Klassenfrage geführt.
Der Immobilienkonzern Adler Group, der mit beredtem Dementi gegen Vorwürfe kämpft, bilanztechnisch ein „Wirecard in klein“ zu sein, hat ein weiteres Problem. Die Finanzaufsicht Bafin bescheinigte der Luxemburger Tochterfirma Adler Real Estate, per 31. Dezember 2019 einen fehlerhaften Konzernabschluss vorgelegt zu haben. Danach habe sie ein Immobilienprojekt („Glasmacherviertel“) in Düsseldorf-Gerresheim um bis zu 233 Millionen Euro zu hoch bewertet.
Damit hätte der Konzern bei verkauften Anleihen einen Schwellenwert beim Verschuldungsgrad gerissen, Rückzahlungen von bis zu 1,8 Milliarden Euro hätten gedroht und damit die ökonomische Himmelfahrt.
Für Adler ist misslich, dass die von den Toten erwachte Bafin nur von einer „Teil-Fehlerfeststellung“ redet – die Prüfung der Rechnungslegung für 2019, 2020 und 2021 aber andauert. Fazit: Das fällt eindeutig unter die Rubrik „More to come“.
Estée-Lauder-Werbegesicht Ana De Armas könnte bald schon neue Produkte vermarkten.
Bild: IMAGO/PA Images
Die kubanisch-spanische Schauspielerin Ana de Armas kann als Gesicht des börsennotierten New Yorker Kosmetikkonzern Estée Lauder womöglich bald einige neue Produkte promoten. Ihr Arbeitgeber will den größten Deal der Firmengeschichte abschließen – und für drei Milliarden Dollar die Luxusmarke Tom Ford kaufen, wie das „Wall Street Journal“ berichtet.
Das kaufende Unternehmen, das etwa Clinique, M.A.C, Jo Malone, Aveda oder La Mer anbietet, ist vor allem am Kosmetikgeschäft des Übernahmeobjekts interessiert, die Investmentbank Goldman Sachs ist bereits eingeschaltet.
Das Modetextilgeschäft (sowie Brillen, Handtaschen) der 2005 vom Stardesigner Tom Ford gegründeten Firma würde man wohl weiterlizenzieren. Das Luxusgeschäft in den USA ist noch relativ stabil, gleichwohl hat die Aktie von Estée Lauder in diesem Jahr mehr als 26 Prozent verloren.
Wenn es um Fusionen geht (der Beziehungen), hatte Simone de Beauvoir ganz eigene Ansichten: „Heiraten ist eine Pflicht, einen Liebhaber nehmen ein Luxus.“
Und dann ist da noch Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger von den Freien Wählern, der nicht einfach wie sein Regierungschef von der CSU über ein „Bayern-Bashing“ der nördlichen Ampelkoalition schwadroniert wie über eine fränkische Rostbratwurst, sondern lieber konkret einem Bauern in der oberbayerischen Gemeinde Pähl hilft.
Dessen Kühe hatten angeblich auf der Straße solch gigantische Fladen hinterlassen, dass er nach einer Anwohnerbeschwerde 100 Euro Bußgeld zahlen sollte, plus 28,50 Euro Kuhfladen-Bearbeitungsgebühr.
Der alarmierte Politiker bemühte erst die Kraft der freien Rede: „Ich kann die Kühe halt nicht mit dem Hubschrauber auf die Weide fliegen und ihnen auch keine Windel anlegen.“ Dann informierte er sich vor Ort („Kuhdung ist biogasfähig“) und gab schließlich den Versöhner: Der Dung-Beschwerdeführer („ein Zugezogener, soll nichts heißen“) solle per Schaufel den Kuhmist zum Düngen in seinen Garten bringen.
Respekt, da kann auch der um ein Wahlkampfthema ringende Markus Söder etwas lernen. Wir könnten allerdings auch mit einer Weisheit aus der IT-Datenwelt argumentieren: „Kommt Mist rein, kommt Mist raus.“
Ich wünsche Ihnen einen erkenntnisreichen Tag, vergessen Sie den Mist des Moments.
Ihr
Hans-Jürgen Jakobs
Senior Editor
PS: Atomkraft? Nein, danke. Oder eher: Ja, bitte? Wie stehen Sie zur Debatte, die drei verbliebenen Atomkraftwerke länger am Netz zu lassen? Wäre ein „Streckbetrieb“ über den Jahreswechsel hinaus sinnvoll – und für wie lange? Was ist mit der Endlager- und Sicherheitsfrage? Welche Gründe sind für Sie ausschlaggebend? Schreiben Sie uns Ihre Meinung in fünf Sätzen an [email protected]. Ausgewählte Beiträge veröffentlichen wir mit Namensnennung am Donnerstag gedruckt und online.
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