Charlotte Haunhorst
Charlotte Haunhorst ist Head of Digital und Mitglied der Handelsblatt Chefredaktion.
PremiumZu Jahresbeginn freuen wir uns über Anregungen, wie wir das Handelsblatt künftig weiter verbessern können. Einen Ausblick auf die Zukunft geben auch die Tech-Trends des Jahres.
Guten Morgen liebe Leserinnen und Leser,
neulich habe ich in einem sozialen Netzwerk gelesen, der dritte Januar sei der letzte Tag, an dem man noch „ein frohes neues Jahr” wünschen dürfe. Danach sei es nervtötend. Da wir uns, so vermute ich, dieses Jahr zum Großteil noch nicht in der Kaffeeküche über den Weg gelaufen sind (und der Knigge eine Frist bis zum 15. Januar einräumt): Ihnen ein frohes neues Jahr! Wir freuen uns sehr, wenn Sie unsere Handelsblatt-Inhalte auch im Jahr 2023 weiterhin lesen, hören, anschauen, kommentieren und mit uns diskutieren.
Als Head of Digital mache ich mir mit dem Beginn des neuen Jahres intensiv Gedanken darüber, wie wir das Handelsblatt für Sie noch besser machen können. Das kann man mit einem privaten Beispiel vielleicht so erklären: Mein fünfjähriger Sohn hat sich zu Weihnachten ein lebensgroßes, stark blinkendes, elektrifiziertes Polizeimotorrad zum selber fahren gewünscht. Bekommen hat er ein Schere-Schneiden-Lern-Set. Sie können sich vielleicht vorstellen, dass er den Weihnachtsmann für seine Dienstleistungen eher nicht noch einmal buchen würde.
Dementsprechend meine Bitte: Wenn Sie Anmerkungen, Kritik oder Wünsche an das Handelsblatt haben – kontaktieren Sie mich gern unter [email protected] Ansonsten kann ich Ihnen jetzt schon ankündigen: Wir haben für dieses Jahr einiges geplant – ein Schere-Schneiden-Lern-Kurs ist nicht darunter, versprochen.
Zahlreiche technische Entwicklungen widmen sich der Rettung der Welt
Technologie beherrscht die Welt – und könnte in Zukunft vieles bewirken.
Wenn Sie sich darüber hinaus dafür interessieren, was die Welt von morgen bringt, empfehle ich Ihnen unseren aktuellen Wochenendtitel. Dafür haben die Kolleginnen und Kollegen Larissa Holzki, Thomas Jahn, Catiana Krapp, Kathrin Witsch und Stephan Scheuer die wichtigsten Tech-Trends des neuen Jahres aufgespürt, unter anderem bei der Technologie-Messe CES in Las Vegas. Denn auch wenn sich im vergangenen Jahr viele Diskussionen um den Ukrainekrieg, Waffenlieferungen und kalte Wohnungen drehten – es gibt sie weiterhin, die guten Ideen, mit denen wir die großen Krisen der Welt vielleicht doch noch in den Griff bekommen.
1. Der Ukraine-Krieg macht auch zum Jahresbeginn keine Pause. Gab es zwischenzeitig Meldungen über eine mögliche Waffenruhe von Seiten Russlands über die orthodoxen Weihnachtsfeiertage, wurde diese kurz danach von der Ukraine abgelehnt. Stattdessen machte eine andere spektakuläre Nachricht die Runde: Nach den angekündigten Panzerlieferungen der USA und Frankreichs in die Ukraine, wird nun doch auch Deutschland sich beteiligen.
Nach einem Telefonat zwischen Bundeskanzler Olaf Scholz und US-Präsident Joe Biden sagte der Kanzler die Lieferung mehrerer Panzer des Typs „Marder” zu. Bis Ende März soll die Lieferung bereitstehen. Damit überschreitet die Bundesregierung eine ihrer selbst gesteckten roten Linien, wie der Kollege Frank Specht Freitag kommentierte.
Aktuelle Meldungen zur Situation in der Ukraine finden Sie selbstverständlich in unserem 24-Stunden-Live-Newsblog.
2. Nach dem schwierigen Jahr 2022 für manche doch überraschend: Der im August 2022 angetretenen Wirtschaftsweisen Ulrike Malmendier zufolge gibt es Grund für Optimismus. So sagte sie im Handelsblatt-Interview: „Wir erleben keine Mega-Rezession und schon gar nicht eine Deindustrialisierung.” Die nicht so gute Nachricht: Deutschland ist weiterhin zu abhängig von China – die dort um sich greifende Pandemie werde auch uns wieder treffen. „Die Lieferketten werden wieder einbrechen.”
3. Auch zusammenhängend mit der Konjunktur, wenn auch nicht so selbsterklärend: Der „Lipstick-Effekt”. Bei dem vom Kollegen Michael Scheppe beschriebenen Phänomen gehen in Zeiten finanzieller Unsicherheit die Kosmetikumsätze hoch, da die Menschen sich eher den kleinen Alltagsluxus gönnen, anstatt große Investments zu tätigen.
Tatsächlich sehen wir in Deutschland derzeit einen steigenden Umsatz an Lippenstiften und dekorativer Kosmetik – was als schlechtes Omen für die Konjunktur gilt.
4. Bis 2025 werden US-Chipkonzerne mehr als 122 Milliarden Dollar in neue Werke in Amerika stecken. Zum Vergleich: In Europa werden es bis dahin dem Lieferkettenspezialisten Everstream zufolge nur 32 Milliarden Euro sein. Die Kräfteverschiebung auf dem Chipmarkt ist also massiv – weg von Europa in die USA. Die Kollegen Joachim Hofer und Stephan Scheuer haben analysiert, was das für Europa bedeutet – und woran die Förderung von Chip-Fabriken bisher scheitert.
5. Im April 2022 sprach Bundesfinanzminister Christian Lindner von einem „Wohlstandsverlust”, der durch den Ukrainekrieg auch in Deutschland eintreten werde. Meine Kollegen Martin Greive, Jan Hildebrand und Julian Olk haben nun erstmals berechnet, wie hoch dieser Verlust aufgrund von ausbleibendem Wachstum, steigenden Energiepreisen und durch die Inflation getriebene Löhne ausfallen könnte.
6. Seit mehr als sieben Jahren ist Oliver Bäte CEO von Deutschlands größtem Versicherer, der Allianz. Nun steht seine Vertragsverlängerung an. Bäte gilt als großer Modernisierer der Allianz – aber auch als sehr direkt in seiner Kritik am eigenen Konzern. „Vieles spricht dafür, dass die Entscheidung vor allem an Bäte selbst liegen wird” schreibt Christian Schnell in seinem großen Bäte-Portrait diese Woche im Handelsblatt.
Oliver Bäte
Bäte ist bekannt dafür, dass er sich gelegentlich offen über Abläufe im eigenen Haus lustig macht.
Bild: Reuters
7. Die Kryptobranche war jahrelang erfolgsverwöhnt. Dann kam der Crash im vergangenen Jahr, der mit der bildgewaltigen Festnahme von FTX-Gründer Sam Bankman-Fried im Dezember seinen vorläufigen Höhepunkt fand. Im fünften Teil unserer Serie „Anlegen 2023” haben Astrid Dörner und Dennis Schwarz diese Woche aufgezeichnet, wie es mit Kryptowährungen 2023 weitergehen könnte.
8. Wenn Menschen Kinder kriegen, gibt es für sie oft nur noch zwei Themen: Wie schläft das Baby und wie ist seine Verdauung? Zu ersterem hat meine US-Kollegin Annett Meiritz dieses Wochenende einen sehr lesenswerten Text geschrieben, in dem sie beschreibt, wie US-Eltern ihre Kinder mit einem Schlaftraining zur Ruhe bringen. In Deutschland erntet man für die Anwendung dieser Technik von Eltern oft immer noch Blicke, als habe man den Säugling gerade mit Chickennuggets und Cola gefüttert.
Bei der Kollegin Meiritz funktioniert es aber offenbar so gut, dass sie diese Woche ausführlich die Querelen um die Wahl eines neuen Speaker of the House im US-Repräsentantenhaus begleiten konnte.
9. Es ist eine regelrechte Massenbewegung: Menschen, die raus aus dem Job und finanziell unabhängig werden wollen. Mein Kollege Markus Hinterberger hat sich gefragt, wie das funktionieren kann, und die Strategien dieser sogenannten Fire-Bewegung analysiert („Financial Independence, Retire Early“). In seinen Beispielrechnungen kommt sogar eine 30-Jährige vor, die bereits in zehn Jahren, mit 40, in Rente gehen möchte. Nach Lektüre des Textes muss ich allerdings sagen: Die Rente mit 40 ist wohl eher nicht in Sicht für mich.
Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende.
Herzliche Grüße
Ihre
Charlotte Haunhorst
Head of Digital und Mitglied der Handelsblatt Chefredaktion
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