Guten Morgen liebe Leserinnen und Leser,
China ließ Kampfjets aufsteigen zur Begrüßung der mächtigen US-Politikerin Nancy Pelosi auf der Insel Taiwan. Die 82-Jährige hatte die „bedingungslose Unterstützung der USA für Taiwans lebhafte Demokratie“ erklärt. In Peking kommen solche Sätze an, als würden Dim Sum mit Ketchup serviert. Man hat Macau und Hongkong zurück und über den rebellischen Provinzen Tibet und Xinjiang liegt die Ruhe der Friedhöfe.
Die Vereinnahmung von Taiwan ist aus Sicht der kommunistischen Führung nur eine Frage der Zeit. Die Insel gehöre zur Volksrepublik, erklärt Peking. John Kirby, Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats der USA, rechnet nun mit Vergeltungsaktionen nach dem Abflug Pelosis aus Taipeh. China werde seine militärische Präsenz in der Region erhöhen, denkbar seien chinesische Manöver mit scharfer Munition.
Pelosis Visite verdeutlicht: Auch hier steht Demokratie gegen Autokratie, so wie in der Ukraine. Russland übertrifft seinen Partner China dabei im imperialistischen Gehabe: erst Ukraine, dann Moldau, dann Georgien, dann die Arktis – so wirken die Wortmeldungen der Kreml-Kleptokraten.
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Aserbaidschan und Kasachstan hat der russische Ex-Präsident Dmitri Medwedew gleich mal als „künstliche Staaten“ bezeichnet. Die UdSSR lebt sowohl in Strategiepapieren als auch in bekannten Köpfen wieder auf.
Sie reist zwar nicht auf die Insel, die früher „Formosa“ hieß, redet aber so wie Pelosi: Bundesaußenministerin Annalena Baerbock. In New York verkündete sie jetzt: „Wir akzeptieren nicht, wenn das internationale Recht gebrochen wird und ein größerer Nachbar völkerrechtswidrig seinen kleineren Nachbarn überfällt – und das gilt natürlich auch für China.“ Und legte nach: „Wir haben schmerzhaft in den letzten Monaten seit dem 24. Februar gelernt, dass aggressive Rhetorik zu gefährlichem Handeln führen kann.“ Chinas Äußerungen zu Taiwan hätten „ernsthafte Fragen aufgeworfen“.
Wang Lutong, Abteilungsleiter Europa in Chinas Außenministerium, beschwerte sich sogar offiziell bei der neuen deutschen Botschafterin in Peking, Patricia Flor. Man sprach von Baerbocks „falschen Kommentaren“ und wiederholte, was Freiheitsfeinde in solchen Momenten immer sagen: Das mit Taiwan sei eine „innere Angelegenheit Chinas“.
Die Börse neigt derzeit so wie das Wetter zu Extremen. Im hektischen Auf und Ab werden Prognosen korrigiert. Am gestrigen Dienstagabend in Deutschland: Daumen runter beim Windturbinenbauer Siemens Gamesa, Daumen hoch beim Duft-Macher Symrise.
26-mal haben Konzerne aus Dax, MDax und SDax im ersten Halbjahr ihre Aktionäre schon mit Gewinn- oder Umsatzwarnungen schockiert (Adidas, Henkel, Fresenius et al.). Andererseits haben Konzerne sage und schreibe 74-mal von besseren Prognosen erzählt, unter anderem Linde und RWE.
Hier zeigt sich meiner Meinung nach oft die Macht großer Oligopole: Sie beherrschen ihre Märkte, können spielend leicht aufgrund eines zu geringen Wettbewerbs Preise erhöhen und melden höhere Gewinne. Die Krise ist ihre Chance. Was Aktionäre freut, muss Bürger schrecken.
Einst abgelegen vom Weltgeschehen lag Baku im autoritär regierten Aserbaidschan, eine Öl-Metropole im Hinterhof der globalen Ökonomie, allenfalls mal durch einen Schlager-Wettstreit (ESC 2012) illuminiert. Wladimir Putins Krieg macht aus der Stadt am Kaspischen Meer einen Seidenstraßen-Gewinner.
Das schildert unser Report. Schon träumt man hier den Traum vom zweiten Dubai. Da der schnellste Transportweg zwischen China und Westeuropa via Russland/Ukraine derzeit entfällt, versechsfacht sich 2022 der Transitverkehr via Baku. 2021 zählte der Port of Baku noch 45.000 Standardcontainer, in fünf Jahren sollen es eine halbe Million sein.
Es könnte noch besser kommen, wenn der Weg nicht mehr über Georgien, sondern übers geografisch günstigere, aber verfeindete Armenien führt. Auch als Flug-Drehkreuz präsentiert sich Baku – von hier aus geht es zum Flughafen Hahn, dem neuen Hot Spot der Seidenstraße im Hunsrück.
Die US-Bank Goldman Sachs rät ihren super-reichen Privatkunden aus aller Welt vor allem zu Aktien und Anleihen aus den USA.
Bild: AP
Im gegenwärtigen Überbietungswettbewerb an Doom-Projektionen und apokalyptischen Szenarien fällt John Mallory als Bote des Optimismus auf. Gut, das gehört vielleicht auch zur Jobbeschreibung als Co-Chef des globalen Private Wealth-Management bei Goldman Sachs. Und doch hat er ein paar triftige Argumente, warum die US-Inflation bald ihr Hoch erreicht hat. Im Handelsblatt-Interview sagt der Banker über...
Fazit: Es gebe keine Grenzen, weder für Gedanken, noch für Gefühle, sagte der Filmregisseur Ingmar Bergman einmal: „Es ist die Angst, die immer Grenzen setzt.“
Und dann ist da noch die Sängerin Taylor Swift, 32, Nummer eins im Pop – und auf der Hitliste der Ökosünder. Jedenfalls ergibt sich das aus einer Auswertung der US-Digitalagentur Yard. Sie listet beharrlich auf, welche Prominenten mit eigenen Privatjets auffallen. Danach ist Künstlerin Swift seit Jahresbeginn schon 170-mal in die Luft gegangen, die Bilanz der Emissionen: 8293,54 Tonnen CO2, rund 1100-mal mehr als eine durchschnittliche Person.
Unter den sündigsten Flugsündern befinden sich auch Jay-Z, Kim Kardashian und Travis Scott. Aufgebrachte Fans können das Ökoverhalten auf dem automatisierten Twitteraccount „Celeb Jets“ verfolgen. Ein Sprecher Taylor Swifts erklärt zu der Causa, die Starsängerin leihe ihren Privatjet regelmäßig aus. Dass sie alle 170 Flüge selbst getätigt habe, sei „eklatant falsch“.
Womit wir am Schluss dieses Weckdienstes bei Sigmund Freud gelandet wären: „Es gibt ebenso wenig hundertprozentige Wahrheit wie hundertprozentigen Alkohol.“
Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Tag mit, sagen wir, viel Wahrhaftigkeit.
Es grüßt Sie herzlich
Ihr
Hans-Jürgen Jakobs
Senior Editor
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