Guten Morgen liebe Leserinnen und Leser,
es ist nicht zu erwarten, dass es Gerhard Schröder so ergehen wird wie Max Otte. Die CDU hat den rechtsauslegenden Ökonomen wegen „parteischädigenden Verhaltens“ ausgeschlossen. Der Mann hatte sich von der AfD für die Bundespräsidentenwahl aufstellen lassen.
Die SPD dürfte sich in ihrem am nächsten Montag anstehenden Parteiausschlussverfahren dagegen schwerer mit dem Rauswurf des prominenten Genossen tun. Dessen Fehlleistung besteht darin, sich von Wladimir Putin für russische PR aufstellen zu lassen.
Zur Einstimmung auf das SPD-Verfahren hat sich Schröder die Bilderwundertüte „Stern“ für Keckheiten ausgesucht, ein Magazin, das jüngst agitprop-mäßig über die „Abgehobenen“ lästerte, den Sylt-Hochzeiter Christian Lindner und Entourage.
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Der Kreml wolle im Ukrainekrieg eine „Verhandlungslösung“, teilt Schröder auftragsgemäß nach einem Putin-Treffen mit. Die „einfachste Lösung“ sei, die neue Pipeline Nord Stream 2 in Betrieb zu nehmen, andernfalls müsse „man die Folgen tragen – und die werden auch in Deutschland riesig sein“. An dieser Stelle schaut man noch mal auf die Interviewfotos, und ja, es ist tatsächlich Schröder (Spitzname: „Gerdgas“), der da spricht, und nicht Wladimir Putin.
Bundesfinanzminister Christian Lindner will die Schuldenbremse im nächsten Jahr durchsetzen.
Bild: Andreas Pein/laif
Die deutsche Ansage zum Plan der EU-Kommission, in den nächsten Wochen den Stabilitätspakt mit den EU-Schuldenregeln zu reformieren, kommt von Bundesfinanzminister Christian Lindner und steht im Handelsblatt.
Im Interview stellt der FDP-Chef die nach langem Streit gefundenen Regelungen so dar: Das Land bleibe bei den Schuldengrenzen von drei Prozent des Etats (für Neuverschuldung) und 60 Prozent (Gesamtschulden) – hochverschuldete EU-Staaten sollen aber eine Begrenzung auf 0,5 Prozent beim jährlichen Haushaltsdefizit bekommen. Im Handelsblatt-Gespräch sagt der Liberale über...
„Ist das Nein am Ja oder das Ja am Nein schuldig?“, fragte sich der Schriftsteller Georg Büchner schon eingangs des 19. Jahrhunderts.
Zum gängigen Repertoire deutscher Politikbetrachtung gehörte der Süd-Ost-Konflikt. Er besagte, dass im Süden der Republik die Wirtschaft floriere, in den Beitrittsländern aber stagniere. Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) Mannheim räumt nun per Standortvergleich der Bundesländer radikal mit dem Mythos auf. Wie es Markus Söder nicht anders erwartet hätte, liegt Bayern in der Studie auf dem ersten Rang – doch dann hat sich schon Sachsen, der andere Freistaat, auf den zweiten Platz geschoben, vor dem ewig als „Musterländle“ titulierten Baden-Württemberg.
Bei Arbeit und Humankapital sind die Sachsen sogar Deutschlands Beste, was auch an den populären Universitäten in Leipzig, Dresden, Chemnitz und Freiberg liegt. Mit der roten Laterne als Schmuck für den Letzten muss Rheinland-Pfalz leben, was mit schlechter Infrastruktur und dürftigen Institutionen (Amtsversagen in der Flutkatastrophe) zu begründen ist – auch wenn Biontech in Mainz und die exzellente KI-Forschung in Kaiserslautern positive Gegenbeispiele sind.
Einen munteren juristischen Kleinkrieg führen der zum Spleenigen neigende Elon Musk und Twitter – bevor das Gericht im US-Staat Delaware im Oktober feststellen wird, ob der Tesla-Chef tatsächlich, wie einst angekündigt, für 44 Milliarden Dollar das Medienunternehmen kaufen muss.
Twitter drängt darauf. Musk verlangt Protokolle der Twitter-Helfer Goldman Sachs und JPMorgan, um so alles über die Kaufverhandlungen aus Sicht der anderen zu erfahren, auch über etwaige Talks mit anderen Interessenten.
Twitter wiederum fordert Dokumente aus Musks Lager, etwa von dessen finanziellem Begleitschutz Morgan Stanley, von anderen Investoren sowie von Tesla und SpaceX aus Musks Firmenkollektion. Wir erinnern uns an eine Spruchweisheit aus Musks großem Baukasten zur rhetorischen Alltagsbewältigung: „Es ist in Ordnung, alles auf eine Karte zu setzen, solange man die Kontrolle darüber hat, was mit dieser Karte passiert.“
Das Königreich und seine Verbündeten in der Opec plus weigern sich, die Ölproduktion deutlich anzuheben.
Bild: Thomas J. Abercrombie
Buchstäblich um den letzten Tropfen Öl hatte US-Präsident Joe Biden gekämpft und dafür sogar dem saudi-arabischen Kronprinzen Mohammed bin Salman („MBS“) geschmeichelt, der als mutmaßlicher Auftraggeber des Mordes am Journalisten Jamal Khashoggi gilt.
Doch die Opec,plus, das Kartell erdölexportierender Länder und ihrer Helfer, lässt den Amerikaner im Regen stehen. Sie hebt ihre kurzfristige Ölproduktion für den September nur geringfügig an.
Das Tagesproduktionsziel für den September ist um 100.000 Barrel (159 Liter) ausgeweitet – dies entspricht 0,1 Prozent der globalen Nachfrage. Es handelt sich um eine der kleinsten Erhöhungen in der Geschichte der Allianz, was bei vielen westlichen Staaten für Frust sorgt. Von symbolischen Gesten haben sie nichts.
Aus der Welt der Firmen gibt es drei markante Entwicklungen. Der Göppinger Software-Anbieter Teamviewer hat tatsächlich entdeckt, dass jährlich 48 Millionen Euro Sponsorzahlungen für den Fußballklub Manchester United Geldvernichtung sind. Der Vertrag soll nach 2026 nicht verlängert werden.
In Italien soll Schuh- und Luxushersteller Tod’s (Marktwert: 1,3 Milliarden Euro) nach 22 Jahren von der Börse: Die Eigentümerfamilie Della Valle will stark in Marken investieren, was nicht vereinbar mit einer Börsennotierung sei. Und schließlich muss der ums Überleben kämpfende Immobilienkonzern Adler Group den angepeilten Verkauf von 63 Prozent an der Tochter Brack Capital Properties in den Wind schreiben – Branchenkollege LEG mag nicht mehr.
Und dann ist da noch der Unternehmersohn, Sammler und Galerist Heiner Friedrich, 84, der in den USA lebt und für den Erhalt des Bundesverdienstkreuzes nun zurück nach München kam. Er hatte in der oberbayerischen Industriestadt Traunreut auf dem Firmengelände des Vaters, wo einst Bohrmaschinen, aber auch dreisitzige Cabrios („Spatz“) entstanden, das riesige phänomenale Kunstareal „DASMAXIMUM“ hochgezogen.
Künstler wie Georg Baselitz, John Chamberlain, Walter De Maria, Dan Flavin, Imi Knoebel, Uwe Lausen, Blinky Palermo, Andy Warhol und Maria Zerres sind hier in separaten Häusern zu sehen. Dem Stifter Friedrich ist Aufmerksamkeit – die inflationierte Währung unserer Zeit – ein Graus, wie die „Frankfurter Allgemeine“ schreibt. Der Mann möchte keine Wechselausstellungen, keine Events, nur Stille. Hier dient eine Kunstsammlung noch dazu, dem Alltag stilvoll zu entfliehen.
Ich wünsche Ihnen einen inspirierenden Tag.
Es grüßt Sie herzlich
Ihr
Hans-Jürgen Jakobs
Senior Editor
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