Elektroautos gelten als klimafreundlich. Doch tatsächlich gehen nicht alle Modelle sparsam mit dem Strom um. Wo der Verbrauch besonders hoch ist.
Audi e-tron 55 Quattro
Gerade auf der Autobahn steigt der Verbrauch des elektrischen SUVs deutlich an.
Düsseldorf Die Reichweitenangst ist für viele Autofahrer ein Argument, den Kauf eines Elektroautos zu verschieben. Die Hersteller setzen darum häufig auf große, schwere Batterien, um besonders viel Energie mitführen zu können – und so die Reichweite zu erhöhen.
Wichtig ist aber auch, wie viel die Elektroautos auf 100 Kilometer verbrauchen. Denn je effizienter die Autos unterwegs sind, desto weiter kommen sie. Da Elektroautos aber in der CO2- Flottenstatistik immer mit 0 Gramm CO2 veranschlagt werden, gibt es wenige Anreize, ein Elektroauto besonders effizient zu machen.
Dabei gibt es heute schon große Unterschiede zwischen den Modellen. Wie viel ein Elektroauto verbraucht, hängt nämlich nicht nur von der Größe, dem Gewicht und der PS-Zahl ab, zeigt ein Ranking des ADAC.
Auch die Konstruktion und das Temperaturmanagement der Akku-Pakete können entscheidend dazu beitragen, wie hoch der Verbrauch auf 100 Kilometer ausfällt. Modelle wie Tesla oder Porsche tauchen in den Top 5 der Stromfresser nicht auf.
Der ADAC zieht in seine Rechnung auch die Ladeverluste mit ein. Fünf Elektromodelle schneiden beim standardisierten ADAC Eco-Test besonders schlecht ab:
Das große Elektro-SUV von Audi ist mit einem Preis von 88.500 Euro relativ teuer. Die Batterie fällt mit 95 kWh im Vergleich mit vielen Konkurrenten riesig aus, was den Kunden eine hohe Reichweite bescheren soll. Allerdings steigt der Verbrauch des 400-PS-Riesen gerade auf der Langstrecke sprunghaft an, sobald hohe Geschwindigkeiten erreicht werden.
Im ADAC Eco-Test liegt der reale Verbrauch rund zwölf Prozent über dem angegebenen offiziellen Verbrauch. Dadurch schrumpft auch die reale Reichweite des SUVs zusammen. Immerhin – auch wenn der Audi nicht besonders effizient mit seiner Energie umgeht: Wenn man den Energiegehalt eines Liters Diesel (9,8 kWh) umrechnet auf den e-tron, verbraucht das Elektromodell unter realen Bedingungen die Energie von 2,6 Liter Diesel. Ein vergleichbarer Audi Q5 quattro kommt im ADAC Eco-Test auf 6,4 Liter Diesel – und verbraucht damit trotz schwächerem Motor fast das Doppelte an Energie.
Die Briten setzen bei ihrem Elektroauto eigentlich – anders als viele Konkurrenten – auf Leichtbau, damit das Mehrgewicht der Batterie dem Auto nicht die Dynamik nimmt. Auf den Verbrauch wirkt sich das leider nicht aus. Im ADAC Eco-Test verbrauchte der I-Pace satte 25 Prozent mehr als vom Hersteller angegeben.
Jaguar I-Pace
Der Brite hat trotz Leichtbau einen relativ hohen Stromverbrauch.
Eigentlich soll der Jaguar mit seinen zwei Elektromotoren besonders sportlich unterwegs sein. Doch gerade bei hohen Geschwindigkeiten auf der Autobahn steigt der Verbrauch laut ADAC über 30 kWh auf 100 Kilometer. Die reale Reichweite schrumpft bei schneller Fahrt auf unter 300 Kilometer. Bei einem Auto mit einer 90-kWh-Batterie und einem stolzen Preis ab 78.000 Euro muss man eigentlich mit besseren Werten rechnen.
Der Einstieg in die Elektromobilität ist für Daimler eher enttäuschend verlaufen. Der EQC steht auf einer Verbrennerplattform und gilt darum konstruktionstechnisch bestenfalls als Kompromiss. Klar, dass es da schwerfällt, bei der Effizienz mit den besten der Klasse (wie dem Tesla Model X) mitzuhalten.
Mercedes EQC
Mit dem EQC startete Daimler ins elektrische Zeitalter. Bei der Effizienz fährt das Elektro-SUV hinterher.
Der reale Verbrauch fällt im ADAC Eco-Test rund 22 Prozent höher aus als vom Hersteller angegeben. Gerade auf Kälte reagiere der EQC sehr empfindlich, bemängeln die ADAC-Tester. Der EQC gehöre vor allem beim Verbrauch zu den wenig effizienten Elektroautos. Für ein Auto, das selbst in der spartanischen Basisversion 74.000 Euro kostet, ist das enttäuschend.
Elektrische Siebensitzer sind selten. Nissan war mit dem e-NV200 der Konkurrenz eigentlich voraus. Mittlerweile ist das Modell aber nicht mehr auf der Höhe der Zeit, und der Verbrauch fällt selbst im Vergleich mit den PS-starken SUVs der Konkurrenz viel zu hoch aus.
Nissan e-NV200
Der Siebensitzer verbraucht für seine Motorisierung deutlich zu viel Strom.
Im Eco-Test kommt die Variante mit der größeren Batterie auf einen Verbrauch von 28,1 kWh auf 100 Kilometer, rund elf Prozent mehr als offiziell angegeben. Bei der vergleichsweise kleinen Batterie von 40 kWh reicht das gerade mal für den Stadtverkehr. Allerdings muss sich der Nissan nicht grämen: Im Vergleich mit der Premium-Konkurrenz ist das Modell einfach schon zu alt, um wirklich effizient zu sein.
Für ein Modell, das die große Reichweite schon im Namen trägt, sind die realen Verbrauchswerte der chinesisch-schwedischen Elektrolimousine außerordentlich schlecht. Im ADAC-Autotest verbraucht der Polestar 2 rund 51 Prozent mehr als offiziell vom Hersteller ausgewiesen.
Polestar 2
Das schwedisch-chinesische Elektromodell heißt Polarstern, reagiert aber empfindlich auf Kälte.
Bild: Reuters
Für ein Auto, das eigentlich dem Tesla Model 3 die Stirn bieten soll, sind das sehr schlechte Werte. Der ADAC urteilt, der Polestar 2 sei sowohl in Bezug auf den Verbrauch als auch auf die Ladeverluste wenig effizient. Dabei findet der Eco-Test noch bei elektroautofreundlichen Außentemperaturen von 22 Grad statt. Wird es kälter, steigt der Verbrauch des Polestar 2 weiter. Viel Arbeit für die Entwickler von Geely und Volvo.
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