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05.09.2022

16:59

Elektromobilität

Lidl und Kaufland lassen Kunden für das Laden von Elektroautos zahlen

Von: Florian Kolf

Die Zeit der kostenlosen Ladesäulen bei Supermärkten ist fast vorbei. Nach Aldi nimmt nun auch Konkurrent Lidl Geld. Dafür wird das Netz massiv ausgebaut.

Kunden müssen für den Strom bei Lidl künftig zahlen.

Ladesäule bei Lidl

Kunden müssen für den Strom bei Lidl künftig zahlen.

Düsseldorf Viele Jahre lockten Einzelhändler Kunden mit dem Angebot, kostenlos ihre Elektroautos aufladen zu können. Insbesondere die Händler Aldi und Lidl boten ein immer dichteres Netz an Elektrotankstellen auf den Parkplätzen ihrer Discounter.

Doch das Laden zum Nulltarif ist jetzt fast überall vorbei. Nachdem Aldi bereits Gebühren dafür eingeführt hatte, kündigt Lidl jetzt an, ab dem 12. September Geld für den Ladestrom zu verlangen.

Jede Kilowattstunde an den regulären Ladepunkten (AC) mit bis zu 43 Kilowatt Ladeleistung kostet dann 0,29 Euro pro Kilowattstunde. An den Schnell-Ladepunkten (DC) mit bis zu 149 Kilowatt Ladeleistung seien es 0,48 Euro pro Kilowattstunde. An einzelnen Standorten könne mit 150 Kilowatt oder mehr für 0,65 Euro geladen werden, teilte die Muttergesellschaft Schwarz-Gruppe mit.

Diese Preise gelten analog auch für die Lidl-Schwester Kaufland. Das Handelsblatt hatte Ende Juni über die Pläne der Schwarz-Gruppe berichtet, Geld für das Laden von Elektroautos zu nehmen. Das Unternehmen begründet die Gebühreneinführung damit, dass so „die bequeme Integration des E-Auto-Ladens im Alltag für die Kunden langfristig bestehen bleibt und der Ausbau sowie die Instandhaltung der E-Ladestationen in Zukunft weiterhin gewährleistet sind“.

Einen ersten Schritt für eine Kostenpflicht war Lidl bereits gegangen. So können die Ladesäulen seit März nur noch über die App des Kundenkartensystems Lidl Plus genutzt werden. Über diese App können die Kunden jetzt auch direkt bezahlen.

Aldi nimmt bereits seit Juni Geld für das Laden

Branchenexperten hatten zuvor betont, dass ein großflächiges Angebot von Ladesäulen im Einzelhandel langfristig nicht kostenlos möglich sein wird. „Sicher ist, auf Dauer kann der Strom nicht verschenkt werden, das ist kein Geschäftsmodell“, hatte Jan-Oliver Heidrich, Geschäftsführer von EHA, dem zentralen Energiedienstleister der Rewe Group, dem Handelsblatt gesagt.

Lidl und Kaufland folgen damit dem Beispiel des Rivalen Aldi. Aldi Süd verlangt seit Anfang Juni an 22-Kilowatt-Ladestationen 29 Cent pro Kilowattstunde. An den Schnellladestationen, die rund zehn Prozent der Säulen ausmachen, kostet sie 39 Cent. Zuvor war auch dort das Laden für Kunden kostenlos.

Damit gibt es nur noch wenige Einzelhändler, die ihren Kunden den Service umsonst anbieten. Lediglich der Möbelhändler Ikea bietet in Deutschland noch flächendeckend kostenloses Laden von E-Autos an, ohne bislang Schritte zu einer Bezahlpflicht gegangen zu sein. Es gibt etwa 220 Ladestationen an Ikea-Filialen. Diese können Kunden während der Öffnungszeiten nutzen.

Fast alle anderen Händler dagegen nehmen Geld für den Strom aus der Ladesäule. Viele von ihnen arbeiten mit dem Energiekonzern EnBW zusammen, der die Ladesäulen zur Verfügung stellt und die Preise festsetzt. EnBW kooperiert etwa mit Rewe, dm und den Baumarktketten Hagebau und Bauhaus.

Die Nachfrage nach den Ladestationen im Handel ist groß. So teilte die Schwarz-Gruppe mit, dass im Jahr 2020 im Durchschnitt vier Elektroautos am Tag an einer E-Ladestation von Lidl ihre Akkus aufgeladen hätten, bei Kaufland seien es neun Autos gewesen.

2021 habe sich diese Anzahl bereits bei beiden Handelssparten verdoppelt. Heute verzeichnete das Handelsunternehmen an Spitzentagen im Durchschnitt bei Lidl rund 15 und bei Kaufland über 20 Ladevorgänge je Ladestation.

Kaufland und Lidl bieten mit gut 1300 Ladepunkten das umfangreichste Netz eines Einzelhändlers in Deutschland an. Und beide Ketten haben große Ausbaupläne. Bei Kaufland könnten bis Ende des Jahres weitere 380 Ladepunkte dazukommen. Bis März 2023 könnten bei einem Drittel der 700 Filialen Ladesäulen bereitstehen. Lidl will sein Netz bis Ende des Jahres auf knapp 3000 Ladepunkte ausbauen, auch hier wäre so bis März 2023 jede dritte Filiale mit Ladestationen ausgerüstet.

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