Sie macht auf Britin, wurde in Österreich erdacht und in China gebaut: Die Brighton Cromwell ist ein modernes globales Motorrad, aber doch ganz klassisch.
Klassischer Aufbau
Den Klassik-Auftritt konsequent machen der Rundscheinwerfer, Faltenbälge an der Gabel und die Stereo-Federbeine am Heck.
Bild: RKM
Krems Es ist gerade mal sieben Jahre her, da hob das österreichische Multimarkenunternehmen KSR die Eigenmarke Brixton aus der Taufe. Der Name ist bewusst nach einem Londoner Stadtteil gewählt, denn die Motorräder der Marke verkörpern den typisch britischen Motorradstil zu seiner großen Zeit Mitte des letzten Jahrhunderts.
Nach dem Einstieg in die Welt der „richtigen“ Motorräder mit 500er-Modellen schicken sich die Österreicher an, mit einem voll ausgewachsenen Hubraum in die Motorrad-Oberklasse aufzusteigen: Die Cromwell 1200 ist ein konsequent auf Retro gepoltes Naked Bike.
Dabei ist die Orientierung an den legendären Klassikern aus Großbritannien auf den ersten Blick offensichtlich: Zum Styling der Brixton Cromwell 1200 gehören formschöne Speichenräder, der Tropfentank und die fast gerade, durchgehende Sitzbank, die Klassik konsequent machen der Rundscheinwerfer, Faltenbälge an der Gabel und die Stereo-Federbeine am Heck.
Komplett macht den Retro-Charme aber die Antriebsquelle, ein trotz Flüssigkeitskühlung mit gut verstecktem Kühler fein verrippter Reihenzweizylinder klassischer Prägung. Der neu entwickelte 1.222-Kubik-Twin schöpft 108 Newtonmeter maximales Drehmoment bei niedrigen 3.500 Touren, in der Spitze stehen dem Piloten 60 kW/82 PS bei 6.500 U/min zur Verfügung.
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Traditionell gut ist die Sitzposition geraten, mit aufrecht entspanntem Oberkörper hockt man wie einst auf der geraden Sitzbank, die Hände finden wie von selbst an die Enden des sanft geschwungenen Rohrlenkers. Mittig positionierte Fußrasten in moderater Höhe sorgen für angenehm entspannte Kniewinkel. Hier herrscht ein geräumiges Ambiente, das größeren Menschen ausreichend Platz verspricht, während kleinere Staturen sich über den sicheren Stand mit beiden Füßen freuen.
Britische Einfachheit
Zum Styling der Brixton Cromwell 1200 gehören formschöne Speichenräder, der Tropfentank und die fast gerade, durchgehende Sitzbank.
Bild: RKM
Analog oder digital?
Erst auf den zweiten Blick wird klar, das es sich hier um ein hochmodernes Farb-TFT-Rundinstrument handelt.
Bild: RKM
Wird das Starterknöpfchen gedrückt, macht sich der wassergekühlte Twin mit einer satten, dumpfen Auspuffnote unmittelbar bemerkbar. Zwei Fahrmodi, Eco und Sport, stehen zur Verfügung und lassen sich über einen separaten Knopf befehligen. Schon in der milden Variante nimmt der mächtige Motor sanft und gut kontrollierbar das Gas an, schiebt fast ab Standgas schon ordentlich an und ist schnell in dreistelligen Geschwindigkeitsregionen angelangt.
Der kurzfristig anliegende Drehmomentgipfel erlaubt frühes Hochschalten im sanft schaltbaren Sechsganggetriebe. Hier ist entspanntes Cruisen auf der mächtigen Drehmomentwelle angesagt. Hektik kommt auf der Brixton nie auf, die große Schwungmasse bremst Übereifrige durch entsprechende Lastwechselreaktionen alsbald ein.
Ungeachtet dessen zeigt sich das Fahrwerk alles andere als rein Retro und auch einer schnelleren Gangart locker gewachsen: Federbeine und Telegabel stammen vom japanischen Spezialisten KYB und stecken eine Menge weg, handlingfördernd wirken schmale Pneus in 110/80-18 vorne und 160/60-17 sowie der kompakte Radstand von lediglich 1,45 Meter.
Erfrischend flitzt die mit 235 Kilo nicht gerade leichte Brixton durchs gewundene Geläuf und folgt ihrem Piloten fast aufs Wort. Gebremst wird das Temperament von japanischer Hardware: Zwei Nissin-Bremsscheiben mit Doppelkolben-Schwimmsätteln im Vorderrad kümmern sich ordentlich dosierbar und hinreichend effektiv um die Verarbeitung überschüssiger Energie, ein Bosch-ABS sichert gegen ungewollte Radblockaden ab.
Kompass an Bord
Der LED-Rundscheinwerfer stilisiert mit seinem Tagfahrlichtkranz die vier Himmelsrichtungen.
Bild: RKM
Motor mit Stil
Komplett macht den Retro-Charme aber die Antriebsquelle, ein trotz Flüssigkeitskühlung mit gut verstecktem Kühler fein verrippter Reihenzweizylinder klassischer Prägung.
Bild: RKM
Doch die Brixton will keine Reminiszenz an vergangene Zeiten sein, das macht die Cromwell schon beim Blick nach vorn durch das hochmoderne Farb-TFT-Rundinstrument deutlich. Mit großer Informationsfülle und zwei verschiedenen Anzeigemodi setzt dies einen bewussten Kontrapunkt zum Retro-Design, was ebenso für den LED-Rundscheinwerfer gilt, dessen LED-Tagfahrlichtkranz die vier Himmelsrichtungen stilisiert und den mittigen Namen Brixton tatsächlich illuminiert.
Kleine LED-Blinker und das keck auf dem hinteren Schutzblech thronende kleine LED-Rück- und Bremslicht runden den modernen Touch dieses Retrobikes gelungen ab.
Als größtes Pfund des neuen Retromodells könnte sich aber die clevere KSR-Strategie erweisen – die Österreicher lassen ihre Modelle nämlich in China nach exakten Vorgaben produzieren, was einerseits die gute Verarbeitung und den hohen Ausstattungsgrad mit modernen Merkmalen, andererseits die attraktive Preispositionierung erklärt: Die Brixton Cromwell 1200 kommt als neues Spitzenmodell der Marke für nicht einmal 10.000 Euro ab April auf den Markt und dürfte für einigen Aufruhr in der Retroszene sorgen.
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