Jaguar verabschiedet sich vom klassischen Sportwagen. Mit dem F-Type R75 darf der Achtzylinder-Kompressormotor ein letztes Mal aufheulen. Die Zukunft der Marke ist dann elektrisch.
Jaguar F-Type Sonderedition
Optisch ist der F-Type genau so rasant wie seine Fahreigenschaften.
Bild: Jaguar Landrover
Bilbao Es ist noch nicht lange her, als leistungsstarke Sportwagen wie selbstverständlich laut sein durften, Diskussionen über Beschleunigung und Kurventempo Stammtischabende füllten und Männer unter geöffneten Motorhauben besserwissend ihre Köpfe zusammensteckten. In dieser alten PS-Welt bewegt sich zweifellos der F-Type von Jaguar, sowohl als schnittiges Coupé wie auch als rassiger Roadster.
Davon zeugten anfänglich nicht nur sein in der Frequenz eines Herzschlags rotpulsierender Starterknopf, sondern auch der Sound, den der Achtzylinder-Kompressormotor beim Tritt aufs Gaspedal durch die vier Endrohre ins Freie lässt. Bei seinem Debüt vor zehn Jahren hatten es die F-Type-Entwickler allerdings etwas zu gut gemeint. Vor dem Straßen-Café erzeugte der Lärm nur mitleidvolles Kopfschütteln. Es hagelte Kritik. Jaguar besserte nach. Heute gibt es eine „Quiet Start“-Funktion. Die Nachbarn können weiterschlafen.
Der F-Type reiht sich ans Ende einer Ahnengalerie legendärer Jaguar-Sportwagen, angefangen 1948 mit dem XK120. Im weiteren Verlauf folgen C-Type, XK140, D-Type, XK-SS, XK150, E-Type, XJ-S, XK8, XK und 2013 schließlich der F-Type. Für ihn müsste eigentlich längst ein Nachfolger in den Startlöchern stehen, denn gewöhnlich liegt der Zyklus bei weniger als zehn Jahren. In diesem Fall ist es anders. Den F-Type beerbt keiner mehr. Er läuft 2024 aus.
Sportwagen sind erstens nur noch ein Nischenprodukt – Status definiert man heute eher über ein dickes SUV – und zweitens schlägt Jaguar ab 2025 einen völlig neuen Kurs ein: Die Marke setzt gänzlich auf Strom und startet diesen Schritt mit einer vollelektrischen Luxuslimousine. Sie soll noch Ende 2024 präsentiert werden. So bleiben dem F-Type maximal noch eineinhalb Produktionsjahre bis zur Rente.
Für Jaguar ein guter Grund, eine „Final Edition“, ein letztes Sondermodell dieser Baureihe vom Band laufen zu lassen. Und weil man daheim in Gaydon gleichzeitig das Jubiläum „75 Jahre Jaguar Sportwagen“ feiert, tragen die Achtzylinder-Versionen des F-Type von jetzt an die Bezeichnung „75“ sowie „R75“ am Heck, abhängig von der Motorleistung. Besonders gut zu identifizieren sind die beiden Modelle, wählt der Käufer den exklusiven Farbton „Giola Green Metallic“.
Nobelhobel
Unter freiem Himmel sitzt es sich edel.
Bild: Jaguar Landrover
Letzter seiner Art
Der F-Type reiht sich ans Ende einer Ahnengalerie legendärer Jaguar-Sportwagen, angefangen 1948 mit dem XK120.
Bild: Jaguar Landrover
Darüber hinaus stattet Jaguar die Sonderedition natürlich mit einem ganzen Bündel als speziellen Extras aus, angefangen bei 20-Zoll-Schmiederädern und elektrischen Memory-Ledersitzen bis hin zum Meridian-Soundsystem. Zentrales Element am F-Type 75 und R75 bleibt ganz klar der Antrieb. Unter beiden Jubiläums-Modellen steckt ein dicker Achtzylinder. In der Basis (75) leistet das Fünfliter-Aggregat 331 kW/450 PS und treibt die Hinterräder an. Allrad ist optional.
Jaguar-Enthusiasten und Sammler besonderer Sportwagen dürften sich vermutlich dennoch für das Topmodell R75 entscheiden. Hier liegt die Leistung bei 423 kW/575 PS. Genug, um in 3,7 Sekunden auf Tempo 100 zu beschleunigen und dem Vorschub erst bei 300 km/h ein (elektronisches) Ende zu setzen.
Der F-Type R75 lässt sich spielerisch leicht und präzise um die Kurven treiben, liegt wie das sprichwörtliche Brett auf der Straße. Ein Drehmoment von 700 Newtonmeter eliminiert souverän jeglichen Durchhänger beim Tritt aufs Gaspedal, die ZF-Achtgangautomatik arbeitet perfekt und reaktionsschnell. Einen gewissen Suchtfaktor kann man dem Auto nicht absprechen. Untermauert wird das Ganze noch durch den Sound des Achtzylinders, sonor und präsent, aber nicht mehr, wie einst, prollig laut. Britisches Understatement eben.
Günstig ist der Abschied vom F-Type nicht. Für die Basisversion 75 verlangt Jaguar mindestens 105.500 Euro. Und auch der Blick auf die Klimabilanz zeigt, warum der F-Type in die Autogeschichte eingehen wird. Selbst bei einem human berechneten Normverbrauch liegt der CO2-Ausstoß bei 239 Gramm pro Kilometer und ist damit so weit von den europäischen Grenzwerten entfernt, dass ein Update keinen Sinn mehr ergibt. Achtzylinder-Enthusiasten und Sammler besonderer Sportwagen dürften sich vermutlich dennoch für das deutlich teurere Topmodell R75 entscheiden, das als Coupé 134.300 Euro und als Cabrio 141.800 Euro kostet. Es ist schließlich die letzte Chance.
R75: 5,0-Liter-Achtzylinder mit Kompressor-Aufladung
75: 5,0-Liter-Achtzylinder mit Kompressor-Aufladung
Auf tippen, dann auf „Zum Home-Bildschirm“ hinzufügen.
Auf tippen, dann „Zum Startbildschirm“ hinzufügen.
×