In allen Wirtschaftsbereichen ist die Nachfrage nach Mitarbeitern im Juni deutlich gestiegen. Der Maschinenbau, die Elektroindustrie und Personaldienstleister stellen besonders kräftig ein.
Produktion von Druckmaschinen
Bei deutschen Maschinenbauern hofft CD&R auf einen Innovationsschub.
Bild: obs
Berlin Die Zeitarbeit ist ein guter Frühindikator auf dem Arbeitsmarkt. In Krisenzeiten gehören die Zeitarbeiter häufig mit zu den Ersten, die ihren Job verlieren. Und in Boomphasen versuchen viele Unternehmen zunächst, ihren wachsenden Arbeitskräftebedarf über Personaldienstleister zu decken.
Dieses Muster wiederholt sich auch aktuell. Das Ifo-Beschäftigungsbarometer für Juni zeigt eine sprunghaft gestiegene Arbeitskräftenachfrage im Dienstleistungssektor. „Insbesondere bei den Personaldienstleistern wird neues Personal gesucht“, sagt Ifo-Experte Klaus Wohlrabe.
Das Barometer basiert auf den Beschäftigungsabsichten von rund 9000 Unternehmen und wird monatlich exklusiv für das Handelsblatt berechnet. Nach dem Corona-bedingten Einbruch im April 2020 hat sich der Indikator fast kontinuierlich erholt – unterbrochen nur von kurzen Rückschlägen rund um den Jahreswechsel, die mit dem erneuten Lockdown zu erklären sind.
Im Juni ist das Barometer kräftig auf 103,7 Punkte gestiegen – nach 100,2 Zählern im Mai. Neben den Dienstleistern meldet auch die Industrie wieder einen deutlich steigenden Personalbedarf. Seit April übersteigt im verarbeitenden Gewerbe die Zahl der Firmen, die neue Mitarbeiter einstellen wollen, die Zahl jener Unternehmen, die einen Personalabbau planen.
Laut Wohlrabe verfolgen aktuell die Maschinenbauer und die Elektroindustrie „sehr expansive Beschäftigungspläne“. Mit den nach und nach erfolgten Lockerungen der Corona-Restriktionen gehe aber auch der Handel inzwischen wieder vorsichtig in die Offensive bei Neueinstellungen. Und auch im Baugewerbe werden weiterhin Mitarbeiter gesucht.
Den Aufwärtstrend auf dem Arbeitsmarkt bestätigt auch das Arbeitsmarktbarometer des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB), das auf 107,4 Punkte und damit auf ein Allzeithoch gestiegen ist. Der Indikator basiert auf einer monatlichen Umfrage der Bundesagentur für Arbeit (BA) unter allen lokalen Arbeitsagenturen.
„Die Arbeitsagenturen haben noch nie eine so starke Verbesserung der Arbeitsmarktlage erwartet“, sagt IAB-Experte Enzo Weber. Die Infektionszahlen in Deutschland seien niedrig, und die Weltkonjunktur ziehe an. „Jetzt ist das Zeitfenster da für eine starke Arbeitsmarkterholung“, sagt Weber. Allerdings bleibe ein Risiko durch die Verbreitung neuer Virusmutationen und eventuell erforderliche neue Eindämmungsmaßnahmen.
Auch die BA meldet eine anziehende Personalnachfrage. So wurden der Nürnberger Behörde im April und Mai dieses Jahres 316.000 offene Stellen neu gemeldet. Das ist zwar ein deutlicher Anstieg gegenüber den Vorjahresmonaten. Verglichen mit dem Vor-Corona-Jahr 2019 lag der Stellenneuzugang im April und Mai aber immer noch elf Prozent niedriger.
Dass weniger Stellen neu gemeldet würden, hänge aber auch damit zusammen, dass in der Corona-bedingt unsicheren Arbeitsmarktlage weniger Menschen ihren Arbeitsplatz wechselten und infolge der geringeren Fluktuation auch weniger Stellen nachzubesetzen seien, schreibt die BA in ihrem Arbeitsmarktbericht.
Auf tippen, dann auf „Zum Home-Bildschirm“ hinzufügen.
Auf tippen, dann „Zum Startbildschirm“ hinzufügen.
×