Tesla-Chef Musk hat seine erste europäische Autofabrik in Brandenburg eröffnet. Kanzler Scholz sieht das Tempo als Vorbild für andere Projekte.
Olaf Scholz
„Deutschland kann schnell sein“, sagte der Kanzler.
Bild: IMAGO/Political-Moments
Berlin Am Rande von Berlin ist an diesem Dienstag die Mission Tesla gestartet: Die erste europäische Fabrik des US-Elektroautobauers in Brandenburg wurde mit viel Prominenz eröffnet.
Konzernchef Elon Musk kam nach Grünheide bei Berlin, um die ersten 30 Exemplare seines Model Y an die neuen Besitzer zu übergeben. Musk sagte, die Fabrik sei ein großer Schritt, um das Problem des Klimawandels zu lösen. Der 50-Jährige twitterte zudem „Danke Deutschland!!“ und versah seine Kurznachricht mit vier Bundesflaggen.
Zum Start des Werks lobten auch Bundeskanzler Olaf Scholz und Wirtschaftsminister Robert Habeck die Sechs-Milliarden-Investition. „Deutschland kann schnell sein“, sagte Scholz. „Der Osten ist industriell vorne mit dabei.“
Mit der Fabrik entstand nach nur zwei Jahren Bauzeit und vielen Vorabzulassungen bis zur endgültigen Genehmigung Anfang März ein neuer Automobilstandort im Osten Deutschlands. Das Projekt gilt als Vorzeigemodell – auch was die Bau- und Genehmigungszeit angeht. Die Fabrik liegt in der Nähe des Hauptstadtflughafens BER, der 2020 mit neun Jahren Verspätung eröffnet wurde.
Habeck sagte in Grünheide: „Diese kurze Zeit des Fabrikbaus kann natürlich ein bisschen auch eine Maßgabe sein für Tesla-Tempo auch in anderen Bereichen.“ Er arbeite daran 24 Stunden, sieben Tage die Woche.
Der Minister trifft damit den Nerv der Wirtschaft. Auch Siegfried Russwurm, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), sagte: „Das Tempo bei Tesla muss als Vorbild für Investitionsprojekte in Deutschland dienen.“
Das Bundesverkehrsministerium bekräftigte die Pläne der Ampelkoalition, die Dauer von Planungs- und Genehmigungsverfahren zu halbieren. Der Grünen-Wirtschaftspolitiker Dieter Janecek betonte: „Eine deutliche Vereinfachung von Genehmigungs- und Planungsverfahren ist absolut dringlich.“
Tesla-Fabrik
Die fünfte große Tesla-Fabrik weltweit wurde in Rekordzeit von nur zwei Jahren errichtet.
Bild: dpa
Der Vizepräsident des SPD-Wirtschaftsforums, Matthias Machnig, mahnte, die Überarbeitung des bisherigen Planungs- und Genehmigungsrechts dürfe nicht nur „kosmetischen Charakter“ haben. „Das Recht muss ein Ermöglichungsrecht werden.“
Das geltende Genehmigungsrecht ist nicht ohne Tücken. So wollte etwa Tesla ursprünglich schon im vergangenen Sommer in Grünheide die ersten Autos vom Band rollen lassen. Doch das Genehmigungsverfahren verzögerte sich, unter anderem weil Tesla im Bauantrag eine Batteriefabrik ergänzte. Am 4. März genehmigte das Land Brandenburg schließlich das Vorhaben. Das Autowerk steht bereits, erbaut auf eigenes Risiko über fast 20 vorzeitige Zulassungen.
Tesla-Gigafactory
Bundeskanzler Olaf Scholz (r, SPD) bei der Fabrikführung mit Tesla-Chef Elon Musk.
Bild: dpa
Die Risikobereitschaft Teslas nötigt auch Wirtschaftsminister Habeck Respekt ab. „Wären die Genehmigungen nicht gekommen, hätten die zurückbauen müssen. Das ist eine andere Unternehmens-Wagemut-Kultur – aber hat ja geklappt“, sagte er.
BDI-Präsident Russwurm forderte die Bundesregierung auf, schon bis Ostern eine „massive Beschleunigung“ der Genehmigungsverfahren anzugehen. Finanzminister Christian Lindner (FDP) hatte im Januar nach einer Kabinettsklausur „vorzeigbare Ergebnisse“ im Laufe des ersten Halbjahres angekündigt.
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Russwurm erklärte den Handlungsbedarf auch mit der momentanen Diskussion über die Reduzierung von Energieimporten aus Russland. Wegen des dringend notwendigen schnelleren Umbaus der Energieversorgung in Deutschland werde es einen „gewaltigen Genehmigungsmarathon“ für Infrastruktur- und Industrieprojekte geben. „Bund und Länder müssen für die Versorgungssicherheit und angestrebte Unabhängigkeit von russischen Energielieferungen bei Planungen und Genehmigungen viel mehr Geschwindigkeit als bisher erreichen“, mahnte der BDI-Präsident.
Habeck sagte, es sei nicht trivial, von russischem Öl unabhängig zu werden. „Zu zeigen: Wir können nicht nur Öl durch Öl ersetzen, sondern wir können auch elektrisch, ist natürlich an diesem Tag ein schönes Symbol“, sagte der Grünen-Politiker mit Blick auf Tesla.
Russwurm lobte in diesem Zusammenhang die intensive Unterstützung der Ansiedlung durch die brandenburgische Landesregierung. Dadurch sei das Genehmigungsverfahren „erheblich“ beschleunigt worden. „Die deutschen Industrieunternehmen wünschen sich derartigen Rückhalt für jedes Genehmigungsverfahren in allen Bundesländern.“
Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) erklärte: „Wir haben bewiesen, dass sich auch bei einem etwas komplizierten deutschen Genehmigungsrecht eine so große Investition innerhalb von kaum mehr als zwei Jahren realisieren lässt.“
Mit der Übergabe der Autos an die ersten deutschen Kunden feiert das Model Y Performance zugleich Deutschland- und auch Europapremiere.
Die Gigafactory Berlin-Brandenburg ist neben der Produktionsstätte im kalifornischen Fremont sowie den Gigafabriken in Reno (Nevada), Buffalo (New York) und Schanghai (China) der fünfte große Tesla-Standort weltweit. Nach der Ankündigung im November 2019 begann der Bau der Fabrik bereits im Frühjahr 2020. Nur etwa zwei Jahre später wurde die Fabrik offiziell genehmigt und hat mit der Produktion des vollelektrischen Kompakt-SUV Model Y begonnen.
Robert Habeck in Grünheide
Beeindruckt von der Risikobereitschaft Teslas: Wirtschaftsminister Robert Habeck.
Bild: Reuters
Tesla plant in einer ersten Stufe mit bis zu 500.000 Autos im Jahr. Bei Vollauslastung sollen Unternehmensangaben zufolge bis zu 12.000 Mitarbeiter unter anderem Autos, Batteriezellen, Batterien, Elektromotoren, Kunststoffteile, Sitze und Achsen herstellen.
Aktuell haben bereits mehr als 3000 Mitarbeiter ihre Arbeit in der Fabrik aufgenommen. In den kommenden Monaten sollen Tausende weitere Mitarbeiter eingestellt werden.
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