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19.08.2020

16:25

Beschäftigung

SPD-Chef will Vier-Tage-Woche mit Qualifizierung verknüpfen

Von: Dietmar Neuerer, Frank Specht

Die Deutschen halten die Vier-Tage-Woche laut einer Umfrage für eine gute Idee. SPD-Chef Walter-Borjans befeuert die Diskussion über eine neue Arbeitszeitgestaltung.

Der SPD-Chef spricht sich dafür aus, Arbeitszeitverkürzung mit Weiterbildung zu verknüpfen. action press

SPD-Chef Norbert Walter-Borjans

Der SPD-Chef spricht sich dafür aus, Arbeitszeitverkürzung mit Weiterbildung zu verknüpfen.

Berlin Die von IG-Metall-Chef Jörg Hofmann ins Spiel gebrachte Vier-Tage-Woche zur Beschäftigungssicherung löst ein breites Echo bei den Bürgern aus. Nach einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov stehen 61 Prozent der Deutschen der Idee offen gegenüber, wie die Deutsche Presse-Agentur berichtet. 21 Prozent der Befragten stimmen dem von der IG Metall vorgeschlagenen Modell voll und ganz zu, weitere 40 Prozent unterstützen es eher.

Hofmann hat angekündigt, das Thema in der kommenden Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie auf die Agenda zu nehmen. „Die Vier-Tage-Woche wäre die Antwort auf den Strukturwandel in Branchen wie der Autoindustrie“, hatte er zu Wochenbeginn der „Süddeutschen Zeitung" gesagt. Die anstehende Transformation dürfe nicht zu Entlassungen, sondern müsse zu guter Arbeit für alle führen. Hofmann schwebt ein Teillohnausgleich vor, außerdem soll es Anreize für Beschäftigte geben, die freie Zeit für berufliche Fortbildung zu nutzen.

Diesen Ansatz unterstützt auch der SPD-Vorsitzende Norbert Walter-Borjans. Um zukunftsfähige Arbeitsplätze zu erhalten, seien Freiräume nötig, um Fortbildung realisieren zu können, sagte Walter-Borjans dem Handelsblatt. „Deshalb halte ich viel von der Idee, Arbeitszeitverkürzung mit Weiterbildung zu verknüpfen.“

Die Arbeitgeber seien gut beraten, diese Ansätze nicht durch einseitige Forderungen nach Einkommensverzicht zu torpedieren. Der Verband der Bayerischen Metall- und Elektroindustrie (vbm) hatte sich zwar offen für eine Vier-Tage-Woche gezeigt – aber nur ohne Lohnausgleich, weil es sonst keine finanzielle Entlastung für die Betriebe gebe.

Linken-Chefin Kipping fordert Lohnausgleich

Von Entgelteinbußen für die Beschäftigten will allerdings die Vorsitzende der Partei Die Linke, Katja Kipping, nichts wissen: „Eine unbezahlte Arbeitszeitverkürzung in der Krise ist ein Lohnverzicht, der mit dem Konzept, über das wir sprechen, recht wenig zu tun hat“, sagte sie dem Handelsblatt.

Die Linken-Vorsitzende hat ein Konzept vorgeschlagen, das eine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich zumindest für niedrige und mittlere Einkommen vorsieht. In diesen Einkommensgruppen hätten die Beschäftigten meist keine Spielräume mehr für Lohnverzicht.

Es gehe darum, Arbeit und Leben neu zu organisieren, sagte Kipping. Warum sollten etwa die Produktivitätspotenziale der Digitalisierung nur der Gewinnsteigerung der Konzerne dienen und nicht etwa dem Wohl aller?

Auch der SPD-Chef spricht sich dafür aus, „offen über flexible und intelligente Arbeitszeitgestaltung zu diskutieren“. Menschen, die ihre Arbeitszeit selbstbestimmter gestalteten, hätten mehr Möglichkeiten, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen, sagte Walter-Borjans. Zwar müsse die Ausgestaltung flexibler Arbeitszeitmodelle in den Betrieben Kernbestandteil der Tarifautonomie bleiben. Es sei aber Aufgabe der Politik, „gute“ Rahmenbedingungen zu setzen, damit alle Seiten davon profitierten.

In der Yougov-Umfrage ist die Unterstützung für die Vier-Tage-Woche bei Anhängern der Grünen mit 71 Prozent am höchsten. Ähnlich fällt sie bei Wählern der SPD (68 Prozent) aus. Von den Wählern der Linken unterstützen 63 Prozent die Vier-Tage-Woche, bei der FDP und der Union sind es jeweils 62 Prozent. Am geringsten ist die Zustimmung bei den AfD-Anhängern (53 Prozent).

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) sagte den Zeitungen der Funke-Mediengruppe, reduzierte Arbeitszeit bei teilweisem Lohnausgleich könne eine geeignete Maßnahme zur Beschäftigungssicherung sein.

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