„Die PARTEI“ von Ex-Titanic-Chefredakteur Martin Sonneborn sorgt mit ihren Aktionen regelmäßig für Schlagzeilen. Nun ist die Partei wieder zur Bundestagswahl zugelassen – und erweist sich als Chance für die Demokratie.
„Die Partei hat immer Recht“: Der Wahlkampf der PARTEI sorgt für Aufmerksamkeit – und vielfach auch für Kopfschütteln.
Bild: (c) felix linde fuer benecke.com / die partei
Köln Der erste Fauxpas passiert schon bei der Kontaktaufnahme. „Es heißt übrigens ‚Die PARTEI‘ und nicht ‚Die Partei‘. ‚PARTEI‘ ist ein Apronym“, also eine Abkürzung, die ein bereits bekanntes Wort ergibt. Der Hinweis kommt von Keno Schulte, seines Zeichens Landesgeneralsekretär der Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative (Die PARTEI). Gegründet wurde die Partei „Die PARTEI“ im Jahr 2004 vom damaligen „Titanic“-Chefredakteur Martin Sonneborn, bis heute Vorsitzender von, Sie ahnen es, der „PARTEI“.
Eine politische Organisation, eng mit einer Satirezeitschrift verbunden, mit dem Wahlkampfslogan „Das Bier entscheidet“ – darf diese Partei ernst genommen werden? Und warum versteht die „PARTEI“ keinen Spaß, wenn es um ihren Namen geht? Die überraschenden Antworten: Ja. Und eben weil sie Spaß verstehen. Aber der Reihe nach.
Szenenwechsel: Köln, Domplatte, Mittwochnachmittag, beißender Sonnenschein. Selbst die Kahlgeschorenen und Leichtbekleideten schwitzen. Von beiden gibt es rund um das Kölner Wahrzeichen viel. Vor dem Eingang des Hauptbahnhofs drapiert sich eine Gruppe Frauen und Männer in grauen Kostümen und Anzügen um und auf dem Konzertflügel eines Straßenmusikers. Dazwischen vereinzelt T-Shirts der „Hintner Jugend“, die auf zweierlei anspielen. Die weniger offensichtliche Referenz ist die Hommage an Thomas Hintner, „PARTEI“-Generalsekretär und Creative Director der „Titanic“.
Zu den „PARTEI“-Mitgliedern, die freudig ihre Wahlplakate für die offizielle Fotosession hochhalten, gesellen sich noch zwei Schüler, einige Schaulustige und ein Clochard, der sich immer wieder auf die Fotos mogeln möchte. Dann stimmen alle gemeinsam das „Lied der Partei“ an. In diesem Fall kein Akronym, sondern kommunistisches Kampflied der SED. Die Situation ist an Surrealität kaum zu überbieten.
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Im Zentrum des Ganzen steht Mark Benecke, Kriminalbiologe, TV-Darsteller, Vortragsreisender und Spitzenkandidat der Partei „Die PARTEI“. Etwas im Hintergrund steht unter anderem Peter Mendelsohn, stellvertretender Bundesvorsitzender. Launig, aber mit bemerkenswerter Präzision lenkt Benecke die Meute. Ein vorbeikommender Passant fragt amüsiert, wo denn Hape Kerkeling sei. „Nun, aller höhere Humor fängt damit an, dass man die eigene Person nicht mehr ernst nimmt“, schrieb Hermann Hesse einst im „Steppenwolf“. Klar ist, dass dieses Kriterium bei den tapfer posierenden „PARTEI“-lern zutrifft. Klar ist aber auch, dass sie das, was sie tun, ernst nehmen.
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Kommentare (9)
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06.09.2013, 07:32 Uhr
Beitrag von der Redaktion gelöscht. Bitte bleiben Sie sachlich.
Account gelöscht!
06.09.2013, 08:24 Uhr
Schön, endlich eine Alternative...
BierStattHass
06.09.2013, 09:16 Uhr
Die PARTEI als Protestwahl ist die einzige Alternative zu rechter Protestwahl.
Alle Schwafler die "als Denkzettel NPD wählen wollen", sollen besser hier ihr Kreuz machen. Die Rechten bringen nichts gutes, aber die PARTEI immerhin Ehrlichkeit und einen anprangerndes Spiegel gegenüber den selbstgefälligen Berufspolitikern die uns derzeit zugrunde richten.