Claudia Plattner war zuletzt IT-Generaldirektorin bei der Europäischen Zentralbank. Ihr Wechsel an die BSI-Spitze stößt parteiübergreifend auf ein positives Echo.
Claudia Plattner
Plattner hat an der Technischen Universität Darmstadt und an der Tulane University in New Orleans im US-Bundesstaat Louisiana Mathematik studiert.
Bild: DB Systel
Berlin Die Mathematikerin Claudia Plattner wird neue Präsidentin des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Sie ist die erste Frau an der Spitze der Behörde mit Sitz in Bonn. Plattner kommt von der Europäischen Zentralbank (EZB), wo sie derzeit noch IT-Chefin ist.
Das BSI ist eine nachgeordnete Behörde des Bundesinnenministeriums von Ressortchefin Nancy Faeser. Die SPD-Politikerin sagte, Plattner bringe die Erfahrung und Expertise mit, die in diesen „besonders herausfordernden Zeiten für die Cybersicherheit“ nötig seien. „Ich bin daher sicher, dass die Herausforderungen wie der Schutz Kritischer Infrastrukturen und unseres Staates vor Cyberbedrohungen bei ihr in sehr guten Händen sein werden.“
Plattner folgt auf Arne Schönbohm. Faeser hatte den langjährigen BSI-Präsidenten im vergangenen Oktober abberufen. Zuvor hatte Jan Böhmermann in seiner ZDF-Sendung über Schönbohms Kontakte zu einem Verein berichtet, der wegen der Verbindungen einiger Mitglieder nach Russland umstritten ist.
Schönbohm setzte sich zur Wehr. Inzwischen ist er Präsident der Bundesakademie für öffentliche Verwaltung und zudem zuständig für die Modernisierung der Fortbildungslandschaft.
Faeser hat mit dem BSI in den kommenden Jahren viel vor. Das Bundesamt soll zur Zentralstelle werden und die Länder stärker im Bereich Cybersicherheit unterstützen.
Plattner war zuletzt Generaldirektorin der IT-Abteilung der Europäischen Zentralbank (EZB). Sie hatte damit die Verantwortung über die internen IT-Systeme der Notenbank und des Euro-Systems, dem die Bundesbank und die übrigen 19 nationalen Notenbanken angeschlossen sind. EZB-Kollegen schätzen Plattner als aufgeschlossene und nette Gesprächspartnerin, wie das Handelsblatt aus der Zentralbank erfuhr.
Jetzt freut sich sie auf ihren neuen Posten. „Es ist mir eine Ehre, in dieser neuen Rolle in den Dienst der Bundesrepublik zu treten, so wie es mir auch eine Ehre war, für die EZB zu arbeiten“, sagte Plattner.
Damit sie ihre Aufgaben in der EZB noch weiter wahrnehmen und übergeben kann, soll Plattner zum 1. Juli die Leitung des BSI übernehmen. Bis dahin leitet Vizepräsident Gerhard Schabhüser weiter die Behörde.
Die Berufung Plattners stieß parteiübergreifend auf ein positives Echo. Grünen-Fraktionsvize Konstantin von Notz sprach von einer „ausgewiesenen Expertin mit fundierten Vorkenntnissen für das wichtige Amt der BSI-Präsidentin“. Plattner übernehme das Amt in „extrem bewegten Zeiten“.
Der FDP-Innenpolitiker Manuel Höferlin sagte, Plattners fachliche Eignung sei „über jeden Zweifel erhaben“. „Jetzt gilt es, den Maßnahmenstau in der Cybersicherheit aufzuholen und Deutschland resilienter zu machen, indem kritische Technologie und Infrastruktur besser geschützt wird.“
Der SPD-Innenpolitiker Sebastian Hartmann sieht in den bisherigen beruflichen Stationen Plattners Vorteile für ihre künftigen Aufgaben beim BSI. Damit sei sie „prädestiniert für die wichtige Kooperation innerhalb der EU und mit der Wirtschaft“.
Der Digitalexperte der Unions-Bundestagsfraktion, Reinhard Brandl (CDU), bezeichnete sie als „eine der renommiertesten IT-Managerinnen des Landes“. Nach der „Posse“ um die Abberufung Schönbohms müsse sie nun den „Scherbenhaufen“ der Innenministerin aufkehren, sagte Brandl.
Bundesamt für Sicherheit in der Informationswirtschaft (BSI)
Das Bundesamt soll zur Zentralstelle werden und die Länder stärker im Bereich Cybersicherheit unterstützen.
Bild: imago images/BeckerBredel
Plattner hat an der Technischen Universität Darmstadt und an der Tulane University in New Orleans im US-Bundesstaat Louisiana Mathematik studiert. Danach machte sie in der Wirtschaft Karriere. Neun Jahre arbeitete sie für die PPA GmbH, einen Dienstleistungsspezialisten für die Finanzanalyse in Firmen.
Bei dem Darmstädter Unternehmen hatte sie mehrere Positionen inne, wie ihrem Lebenslauf im Karrierenetzwerk LinkedIn zu entnehmen ist: Von der Softwareentwicklerin stieg sie zur IT-Chefin auf. 2013 wechselte sie zu DB Cargo und von dort 2015 weiter zum IT-Dienstleister des Bahn-Konzerns, DB Systel. Dort war Plattner vor ihrer Funktion bei der EZB für die Modernisierung der IT der Deutschen Bahn zuständig.
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