Der FDP-Vorsitzende sieht seine Partei als verbliebene Kraft der Mitte. In ihrem Wahlprogramm setzen die Liberalen auf Marktwirtschaft und niedrigere Steuern. Den öffentlich-rechtlichen Rundfunk wollen sie grundlegend reformieren.
Bundesparteitag FDP
Der dreitägige Parteitag wird Corona-bedingt ohne Delegierte vor Ort in digitaler Form durchgeführt.
Bild: dpa
Berlin Es ist erst einige Monate her, da blickten viele Freie Demokraten nervös auf die neuesten Umfragen. Damals, im vergangenen Herbst, war der Sicherheitsabstand zur Fünfprozenthürde nicht sonderlich groß, die Stimmung in der Partei trübe und der Vorsitzende angeschlagen.
Welch ein Kontrast zu heute. Die FDP erzielt in allen Umfragen zweistellige Zustimmungswerte – sogar die einstige Volkspartei SPD scheint in Reichweite. Parteivize Wolfgang Kubicki gibt beim Parteitag am Freitag bereits das Ziel aus, bei der Bundestagswahl im September drittstärkste Kraft hinter Union und Grünen zu werden: „Wir wollen aufs Treppchen.“
135 Tage sind es noch bis zum Urnengang, und die Ausgangslage damit „so gut wie kaum jemals vor einer Bundestagswahl“, wie Christian Lindner frohlockt. Der FDP-Vorsitzende hatte sich im vergangenen Jahr noch einige Fehltritte geleistet, darunter einen verbalen Lapsus gegenüber der einstigen Generalsekretärin Linda Teuteberg beim Parteitag im vergangenen September.
Inzwischen hat sich Lindner längst gefangen. Die Delegierten bestätigten den dienstältesten Parteivorsitzenden im Kreis der Bundestagsparteien beim Parteitag mit großer Mehrheit – 534 von 576 Delegierten stimmten für den 42-Jährigen.
Und sollte, angesichts seines Ausstiegs aus den Jamaika-Verhandlungen 2017, jemand Zweifel an seinem Machthunger hegen, so will Lindner diese entschlossen ausräumen: Er sei „niemals motivierter als jetzt“ gewesen, die FDP in Regierungsverantwortung zurückzuführen, sagte er.
Lindners Ziel: Ohne die FDP soll es keine Koalitionsmöglichkeiten geben. „Unser Wahlziel ist, so stark zweistellig zu werden, dass sowohl schwarz-grüne als auch grün-rot-rote Mehrheitsbildungen ausgeschlossen sind“, sagt er.
Schließlich solle Deutschland „weiter aus der Mitte regiert“ werden – und dort verortet der FDP-Chef eigentlich nur noch seine eigene Partei. Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet gehe bei der Schuldenpolitik so weit auf die Grünen zu, dass sich die Frage stelle, ob die beiden Parteien irgendwann fusionierten.
Ihre komfortable Ausgangslage haben sich die Liberalen teils selbst erarbeitet. Sie haben die Fehler in der Pandemiepolitik, die teils drastischen Grundrechtseinschränkungen nicht nur angeprangert. Vielmehr habe man, wie Lindner betont, „jede Kritik mit einem Gegenvorschlag verbunden oder geschwiegen“. Damit unterscheide sich die FDP als Partei der Mitte von den Kritikern am rechten und linken Rand.
Hinzu kommt, dass die Coronakrise viele Schwächen des Landes entblößt – von der schleppenden Einführung digitaler Technologien bis hin zum Hang zum Bürokratismus selbst in einer Ausnahmesituation. Gegen vieles davon haben die Liberalen schon vor der Pandemie gewettert, jetzt hören ihnen mehr Bürger zu. Auch in der Wirtschaft finden ihre Ideen und Konzepte Applaus.
Digitaler, moderner und freiheitlicher solle Deutschland werden, so Lindner. Anders als die anderen Parteien setzten die Liberalen dabei nicht zuerst auf den Staat: Ohne ein starkes wirtschaftliches Fundament blieben alle gesellschaftlichen und ökologischen Ziele unerreichbar. „Es ist die Marktwirtschaft, die die Pflöcke einschlägt, an der das soziale Netz aufgehängt wird.“ Was das im Einzelnen bedeuten soll, benennen die Freien Demokraten in ihrem Wahlprogramm, das auf dem Parteitag beschlossen wurde.
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