Der Chef des Thinktanks Agora Energiewende übernimmt eine Schlüsselrolle im Wirtschaftsministerium. Graichen kennt die Herausforderungen, vor denen die Industrie im Klimaschutz steht.
Patrick Graichen
Als Staatssekretär kann Graichen seine Ideen in die Tat umsetzen.
Bild: Marko Priske für Handelsblatt
Berlin Kaum ein Thinktank hat in den vergangenen Jahren so hartnäckig daran gearbeitet, die Energie- und Klimawende voranzubringen. Insbesondere in den Monaten vor den Bundestagswahlen im September präsentierte „Agora Energiewende“ immer wieder sehr konkrete Handlungsempfehlungen. Das war natürlich kein Zufall, sondern der Versuch, schon im Vorfeld der Wahlen deutlich zu machen, wohin die Reise gehen muss.
Für diese Art der Politikberatung, meist öffentlichkeitswirksam und gern gemeinsam mit anderen Thinktanks wie der Stiftung Klimaneutralität vorgetragen, zeichnet Patrick Graichen verantwortlich.
Jetzt kann Graichen seine Ideen, all die vorgeschlagenen Sofortmaßnahmen, Konzepte und Programme in die Tat umsetzen: Als Staatssekretär von Robert Habeck (Grüne) im künftigen Ministerium für Wirtschaft und Klimaschutz wird er zuständig sein für Klima- und Energiepolitik. Damit übernimmt er die Aufgaben des derzeitigen Wirtschaftsstaatssekretärs Andreas Feicht und mindestens einen wesentlichen Teil der Aufgaben des derzeitigen Umweltstaatssekretärs Jochen Flasbarth.
Für die Industrie könnte es ein Segen sein, dass Habecks Wahl auf Graichen gefallen ist. Denn schon sehr früh hat Agora Energiewende darauf hingewiesen, dass die Transformation der Industrie zur Klimaneutralität nur mit massiver Unterstützung des Staates gelingen kann. Nachzulesen ist das beispielsweise in einer umfassenden Studie, die Agora Energiewende 2019 gemeinsam mit dem Wuppertal-Institut vorgestellt hatte.
Dort wird ausführlich der hohe Investitionsbedarf der Stahl- und der Chemieindustrie geschildert. Das Instrument der Differenzverträge, mit dem sich die künftige Bundesregierung in den kommenden Monaten wird auseinandersetzen müssen, nimmt in der Studie breiten Raum ein.
Seit 2014 ist Graichen als Nachfolger von Rainer Baake Chef von „Agora Energiewende“. Der Thinktank, der im Wesentlichen von zwei Stiftungen finanziert wird, gibt sich praxisnah. Agora agiert nach eigenen Angaben „unabhängig von wirtschaftlichen und parteipolitischen Interessen und ist ausschließlich dem Klimaschutz verpflichtet“. Allerdings spricht der Thinktank insbesondere solchen Politikern aus dem Herzen, die dem Realo-Flügel der Grünen zuzurechnen sind.
In der Ministerialbürokratie kennt sich Graichen aus. Bevor er 2012 zu „Agora Energiewende“ wechselte, arbeitete er für über ein Jahrzehnt im Bundesumweltministerium. Graichen hat in Heidelberg und im britischen Cambridge Volkswirtschaft studiert und an der Uni Heidelberg zu einem energiepolitischen Thema promoviert.
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