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14.03.2023

16:20

Carsten Breuer

Neuer Generalinspekteur: Die kriselnde Truppe bekommt einen Krisenmanager

Von: Frank Specht

Der Befehlshaber des Territorialen Führungskommandos soll neuer Generalinspekteur der Bundeswehr werden. Er dürfte sich auch durch seinen Job im Corona-Krisenstab des Kanzleramts empfohlen haben.

Der 58-Jährige hat bei der Bundeswehr eine steile Karriere gemacht. dpa

Generalleutnant Carsten Breuer

Der 58-Jährige hat bei der Bundeswehr eine steile Karriere gemacht.

Berlin Der letzte Feind, bei dessen Bekämpfung Carsten Breuer helfen sollte, war mikroskopisch klein. Im November 2021 hatte der damals noch designierte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) den Zwei-Sterne-General als Chef des neuen Corona-Krisenstabs vorgestellt, der die schleppende Impfkampagne auf Trab bringen sollte.

Den Job im Bundeskanzleramt machte der Offizier, der 1984 zur Bundeswehr kam, offenbar so gut, dass er sich für höhere Aufgaben empfahl. Denn nun steht für den 58-Jährigen, der im vergangenen Oktober zum Generalleutnant befördert wurde und seinen dritten Stern auf der Schulterklappe erhielt, der nächste Karriereschritt an: Breuer soll Eberhard Zorn als Generalinspekteur ablösen und damit zum ranghöchsten General der Bundeswehr aufsteigen.

Der Sauerländer gilt schon länger als ein Mann für schwierige Aufgaben. Er baute das neue Territoriale Führungskommando auf, das er seit dem vergangenen Jahr auch führt. Nach den Erfahrungen mit dem verheerenden Hochwasser im Ahrtal laufen dort bei der Katastrophenhilfe die Fäden zusammen.

Der Befehlshaber leitet aber auch Operationen der Bundeswehr im Inland und ist für Verlegungen von Truppen befreundeter Nationen durch Deutschland verantwortlich.

Nach einem Besuch beim Führungskommando Ende Februar in Berlin zeigte sich der Kanzler zufrieden mit der Leistung der Truppe und Breuers Arbeit: „Mein Eindruck heute: Schnell und gut gelingt es Ihnen hier, Bündnis- und Landesverteidigung so zu organisieren, dass wir gegen Bedrohungen gewappnet sind“, schrieb Scholz auf Twitter.

Ein studierter Pädagoge wird der wichtigste militärische Berater der Bundesregierung

Breuer begann seine militärische Laufbahn bei der Heeresflugabwehr, die 2012 aufgelöst wurde und bei der Bundeswehr heute schmerzlich vermisst wird. Nach der Generalstabsausbildung in Hamburg bekleidete er verschiedene Kommandoposten bei der Heeresflugabwehr und den Panzergrenadieren. Der studierte Pädagoge war Stabsoffizier im Verteidigungsministerium in Bonn und im Nato-Hauptquartier in Brüssel.

Unter Ressortchefin Ursula von der Leyen leitete er die Unterabteilung Politik im Verteidigungsministerium in Berlin. Von der Leyen war es auch, die Breuer zum Projektbeauftragten für das neue „Weißbuch 2016“ machte. Darin wurden nach der russischen Annexion der Krim die sicherheitspolitischen Leitlinien für die kommenden Jahre formuliert.

Als 17. Generalinspekteur der Bundeswehr wird der Offizier künftig der wichtigste militärische Berater der Bundesregierung sein. Außerdem ist er dann als höchster militärischer Repräsentant Teil der Leitung des Verteidigungsministeriums.

Generalleutnant Carsten Breuer (r.) beim Neujahrsempfang von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. IMAGO/Chris Emil Janßen

Erprobter Krisenmanager

Generalleutnant Carsten Breuer (r.) beim Neujahrsempfang von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.

Über eine Ablösung Zorns, der seit April 2018 Generalinspekteur der Bundeswehr ist, war schon länger spekuliert worden. Nach Ausbruch des Ukrainekriegs hatte die damalige Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) den 63-Jährigen aber zunächst im Amt belassen.

Der neue Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) dürfte sich von Breuer nun Unterstützung bei der Umsetzung der „Zeitenwende“ und Impulse für die Reform der Streitkräfte erhoffen. Er habe die Erfahrung gemacht, dass man über Personal nicht in den ersten drei oder vier Wochen im Amt entscheiden sollte, hatte Pistorius Mitte Februar im Interview mit dem „Spiegel“ erklärt. Er schaue sich lieber die Abläufe an und „entscheide nach einer gründlichen Abwägung, ob und welche Veränderungen es möglicherweise geben muss“.

>> Lesen Sie hier: Weißbuch zur Sicherheitspolitik: Dramatische Zeitenwende bei der Bundeswehr

Offensichtlich ist Pistorius nun zu der Einsicht gelangt, dass es einen personellen Wechsel an der Spitze der Bundeswehr braucht. Breuer wird auch die Aufgabe zukommen, bei künftigen militärischen Beschaffungen Sonderwünsche der ihm untergebenen Generäle im Rahmen zu halten, die in der Vergangenheit Rüstungsprojekte oft langwierig und kostspielig gemacht haben.

Die Wehrbeauftragte Eva Högl sagte am Dienstag, die Personalie Breuer, den sie gut kenne, sei eine Entscheidung von Minister Pistorius, der damit Akzente setzen wolle. Wenn mit dem Wechsel auch eine Beschleunigung der notwendigen Reformen einhergehe, dann freue sie das sehr.

Die Hauptaufgabe des neuen Generalinspekteurs wird sein, die jahrelang auf Auslandseinsätze getrimmte Armee wieder stärker auf die Landes- und Bündnisverteidigung auszurichten. Schon die russische Annexion der Krim habe gezeigt, dass dieser Bereich zu sehr vernachlässigt wurde, sagte Breuer im vergangenen Herbst im Videoformat „Nachgefragt“ der Bundeswehr. Es gehe künftig wieder darum, „auch den Krieg in Deutschland denken zu müssen, denken zu können, damit er eben nicht eintritt“.

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