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31.03.2022

13:11

Corona-Pandemie

Lauterbach-Plan: Kürzere Quarantäne für alle, dafür keine Ausnahmen mehr

Von: Jürgen Klöckner

Der Gesundheitsminister will die Quarantäne- und Isolationsdauer für Infizierte und Kontaktpersonen deutlich verkürzen. Bisherige Ausnahmen fielen allerdings weg.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach dpa

Karl Lauterbach

Der Bundesgesundheitsminister hält die aktuellen Isolations- und Quarantäneregeln nicht mehr für praktikabel.

Berlin Die Niederlande heben die Quarantänepflicht auf, die Schweiz geht diesen Schritt im April – und auch Deutschland will die Regeln künftig größtenteils lockern. Das geht aus einem Regelungsentwurf des Bundesgesundheitsministeriums und des Robert Koch-Instituts (RKI) vor, der dem Handelsblatt vorliegt und am Mittwoch an die Bundesländer versandt wurde.

  • Die Dauer für die Isolation von Infizierten und die Quarantäne von Kontaktpersonen soll demnach von zehn auf fünf Tage verkürzt werden.
  • Eine formelle Anordnung einer Isolation oder Quarantäne durch das Gesundheitsamt, die häufig jetzt schon nicht mehr erfolgt, soll entfallen.
  • Das bedeutet: Eine „strenge“ Isolierung oder Quarantäne, wie es im Entwurf heißt, soll nicht mehr vorgegeben werden.
  • Empfohlen werden soll, freiwillig Kontakte zu reduzieren und – beginnend nach fünf Tagen – wiederholt Tests oder Selbsttests zu machen.
  • Diese Regeln gelten auch für Schüler und Kinder in Kitas.
  • Ausnahmen gelten für medizinisches Personal. Die Isolation kann nur beendet werden, wenn zuvor 48 Stunden keine Symptome vorgelegen haben. Zudem ist ein negativer Test nötig, der frühestens am fünften Tag nach Feststellung der Infektion durchgeführt wurde.

Allerdings sieht der Entwurf auch eine Verschärfung für Geimpfte sowie Schüler und Kinder in Kitas vor.

  • Nicht in Quarantäne müssen bislang Geboosterte, vollständig geimpfte Genesene sowie Personen, bei denen die Infektion oder vollständige Impfung nicht mehr als drei Monate zurückliegt. Diese Ausnahmen sollen künftig nicht mehr gelten. Das heißt auch: Auch für diese Personen sollen die neuen Quarantäneregeln gelten.
  • Ausnahmen von der Quarantäne gibt es bislang auch für Schüler und Kinder in Kitas, in deren Einrichtungen etwa regelmäßig getestet wird und es eine Maskenpflicht gibt. Auch diese Ausnahmen fallen weg.

Auch Kritik an Quarantäne-Vorschlag von Karl Lauterbach

Kritik an dem Vorschlag kommt von dem gesundheitspolitischen Sprecher der Union, Tino Sorge (CDU). „Es ist fragwürdig, wenn nun die Vorteile für geimpfte oder genesene Kontaktpersonen entfallen sollen“, sagte er dem Handelsblatt. „Bislang galt für sie in vielen Fällen eine Befreiung von der Quarantäne, weil das Risiko in solchen Konstellationen als gering galt.“ An dieser Einschätzung dürfte sich nichts geändert haben.

Insgesamt sei die Verkürzung der Quarantäne- und Isolationsdauer auf fünf Tage aber „sinnvoll“. Es sei richtig, stärker auf die Eigenverantwortung der Menschen zu setzen. „Wer sich krank fühlt, bleibt in den meisten Fällen auch ohne behördliche Anordnung zu Hause und meidet Kontakte“, sagte Sorge.

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Der Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen mahnte gegenüber dem Handelsblatt: „In der derzeitigen Pandemielage ist die Spannbreite von Infektionsverläufen äußerst hoch.“ Es gebe junge Geimpfte, deren positive Befunde symptomlos abklingen. Aber: „Es gibt auch viele symptomatische Infektionen, die deutlich länger als fünf Tage dauern und es gibt weiterhin eine relevante Zahl schwerer oder chronischer Verläufe.“

In solchen Fällen sei noch immer eine konsequente Isolation und Erholung erforderlich, „um schnell und vollständig gesund zu werden und keine weiteren Menschen anzustecken.“ Eine Beendigung der Isolation sei dann „erst nach vollständigem Abklingen der Symptome und einem negativen Test verantwortungsvoll möglich.“

Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sagte am Mittwoch in Berlin, die Vorgaben zur Quarantäne oder Isolation seien in der jetzigen Welle nicht wirklich praktikabel. Es gehe darum, dies pragmatisch zu lösen.

Neue Quarantäne-Regeln sollen ab nächster Woche gelten

Ziel sei, mit einer neuen Regelung in der nächsten Woche arbeiten zu können. Zudem sollten die Gesundheitsämter entlastet werden. Hintergrund ist auch, angesichts vieler Infektionen Personalausfälle vor allem in wichtigen Versorgungsbereichen zu vermeiden.

Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, lobte den Vorstoß. „Die Omikron-Welle bringt zwar sehr viele Ansteckungen mit sich, die aber weit überwiegend leicht verlaufen“, sagte er dem Handelsblatt. „Vor diesem Hintergrund kommt der Vorschlag zur richtigen Zeit.“ Ansonsten bestünde die Gefahr, dass wichtige Infrastruktur in Deutschland lahmgelegt werden würde.

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