Der Gesundheitsminister will die Quarantäne- und Isolationsdauer für Infizierte und Kontaktpersonen deutlich verkürzen. Bisherige Ausnahmen fielen allerdings weg.
Karl Lauterbach
Der Bundesgesundheitsminister hält die aktuellen Isolations- und Quarantäneregeln nicht mehr für praktikabel.
Bild: dpa
Berlin Die Niederlande heben die Quarantänepflicht auf, die Schweiz geht diesen Schritt im April – und auch Deutschland will die Regeln künftig größtenteils lockern. Das geht aus einem Regelungsentwurf des Bundesgesundheitsministeriums und des Robert Koch-Instituts (RKI) vor, der dem Handelsblatt vorliegt und am Mittwoch an die Bundesländer versandt wurde.
Allerdings sieht der Entwurf auch eine Verschärfung für Geimpfte sowie Schüler und Kinder in Kitas vor.
Kritik an dem Vorschlag kommt von dem gesundheitspolitischen Sprecher der Union, Tino Sorge (CDU). „Es ist fragwürdig, wenn nun die Vorteile für geimpfte oder genesene Kontaktpersonen entfallen sollen“, sagte er dem Handelsblatt. „Bislang galt für sie in vielen Fällen eine Befreiung von der Quarantäne, weil das Risiko in solchen Konstellationen als gering galt.“ An dieser Einschätzung dürfte sich nichts geändert haben.
Insgesamt sei die Verkürzung der Quarantäne- und Isolationsdauer auf fünf Tage aber „sinnvoll“. Es sei richtig, stärker auf die Eigenverantwortung der Menschen zu setzen. „Wer sich krank fühlt, bleibt in den meisten Fällen auch ohne behördliche Anordnung zu Hause und meidet Kontakte“, sagte Sorge.
Der Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen mahnte gegenüber dem Handelsblatt: „In der derzeitigen Pandemielage ist die Spannbreite von Infektionsverläufen äußerst hoch.“ Es gebe junge Geimpfte, deren positive Befunde symptomlos abklingen. Aber: „Es gibt auch viele symptomatische Infektionen, die deutlich länger als fünf Tage dauern und es gibt weiterhin eine relevante Zahl schwerer oder chronischer Verläufe.“
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In solchen Fällen sei noch immer eine konsequente Isolation und Erholung erforderlich, „um schnell und vollständig gesund zu werden und keine weiteren Menschen anzustecken.“ Eine Beendigung der Isolation sei dann „erst nach vollständigem Abklingen der Symptome und einem negativen Test verantwortungsvoll möglich.“
Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sagte am Mittwoch in Berlin, die Vorgaben zur Quarantäne oder Isolation seien in der jetzigen Welle nicht wirklich praktikabel. Es gehe darum, dies pragmatisch zu lösen.
Ziel sei, mit einer neuen Regelung in der nächsten Woche arbeiten zu können. Zudem sollten die Gesundheitsämter entlastet werden. Hintergrund ist auch, angesichts vieler Infektionen Personalausfälle vor allem in wichtigen Versorgungsbereichen zu vermeiden.
Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, lobte den Vorstoß. „Die Omikron-Welle bringt zwar sehr viele Ansteckungen mit sich, die aber weit überwiegend leicht verlaufen“, sagte er dem Handelsblatt. „Vor diesem Hintergrund kommt der Vorschlag zur richtigen Zeit.“ Ansonsten bestünde die Gefahr, dass wichtige Infrastruktur in Deutschland lahmgelegt werden würde.
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